Die Angst vor Altersarmut ist unter Deutschlands Ruheständlern weit verbreitet. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Studie der HDI, für die das Meinungsforschungsinstitut YouGov Rentnerinnen und Rentner im Alter zwischen 63 und 70 Jahren befragt hat.

Demnach haben 57 Prozent der Befragten zumindest teilweise große Sorge, im Alter in finanzielle Not zu geraten. Besonders hoch ist die Angst unter jenen, die ausschließlich auf die gesetzliche Rente angewiesen sind: In dieser Gruppe fürchten sich zwei Drittel (66 Prozent) vor Altersarmut.
Rentnerinnen und Rentner mit privater Vorsorge blicken deutlich gelassener auf ihren Lebensabend. Von ihnen geben lediglich 36 Prozent an, entsprechende Sorgen zu haben. Zu den am häufigsten genutzten Vorsorgeformen zählen Betriebsrenten (47 Prozent), private Lebens- oder Rentenversicherungen (41 Prozent) sowie selbst genutztes Wohneigentum (41 Prozent).
„Dass die Sorge vor Altersarmut bereits bei der heutigen Rentnergeneration so stark ausgeprägt ist, bestätigt unsere Wahrnehmung der kritischen Situation der Altersvorsorge in Deutschland“, sagt Holm Diez, Vorstand bei HDI Deutschland, zuständig für Leben und Bancassurance. „Wer sich ein selbstbestimmtes Leben im Alter wünscht, muss frühzeitig handeln und zusätzlich vorsorgen. Das passiert aber noch viel zu selten.“
Mehrheit der Mieter ohne private Vorsorge
Auffällig ist der Unterschied zwischen Mietern und Eigentümern: 54 Prozent der Befragten wohnen zur Miete, davon haben fast drei Viertel (71 Prozent) keine zusätzliche Vorsorge getroffen. Im Durchschnitt trifft das auf 63 Prozent aller Studienteilnehmer zu. Die finanziellen Folgen sind spürbar: Nur 24 Prozent der Rentner können ihren gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten – unter Mietern sind es sogar nur 17 Prozent. Jeder achte Mieter musste wegen der gestiegenen Wohnkosten nach Renteneintritt umziehen.

Auch ehemalige Eigentümer sind nicht immun: 17 Prozent der heutigen Mieter, die früher Wohneigentum besaßen, mussten sich davon trennen, weil ihre Rente nicht mehr ausreichte.

„Altersarmut ist kein Ausnahmefall mehr. Sie trifft die Mitte unserer Gesellschaft“, betont Fabian von Löbbecke, Vorstand der HDI Lebensversicherung. „Private Vorsorge ist keine Kür, sondern eine notwendige Ergänzung zur gesetzlichen Rente, besonders für Menschen ohne Eigentum oder familiären Rückhalt.“
Hoher Vollzeitanteil, trotzdem knappe Rente
Die Renten reichen oft nicht, obwohl die Erwerbsbiografien vielfach von Vollzeitarbeit geprägt sind: 80 Prozent der Befragten waren überwiegend in Vollzeit tätig – bei Männern 95 Prozent, bei Frauen immerhin 65 Prozent. Die durchschnittliche Rente liegt dennoch nur bei 1.201 bis 1.500 Euro monatlich. Gleichzeitig beträgt die durchschnittliche Warmmiete rund 770 Euro.
Pflegebedürftigkeit: Große Sorge, geringe Vorsorge
Ein weiteres drängendes Thema ist die Pflege: 49 Prozent der Befragten haben Angst, pflegebedürftig zu werden. Gleichzeitig haben 60 Prozent keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen. Auch ein längerer Verbleib im Erwerbsleben scheitert oft an der Gesundheit. Zwar hätten 26 Prozent gerne weitergearbeitet – zumeist aus finanziellen Gründen –, aber 40 Prozent jener, die nicht länger arbeiteten, sahen sich dazu körperlich nicht in der Lage.
Einsamkeit und familiäre Belastungen
Neben finanziellen Ängsten spielen auch soziale Belastungen eine Rolle. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) hat Angst, den eigenen Kindern zur Last zu fallen. Etwa jeder Dritte lebt allein – vor allem Mieter sind häufiger ohne familiären Rückhalt. Zwar haben 74 Prozent der Befragten Kinder, doch nur 44 Prozent erwarten Unterstützung im Alter. Umgekehrt engagieren sich viele weiter in der Familie: Ein Viertel der Großeltern hilft regelmäßig bei der Betreuung der Enkel.
Kontaktpflege wichtig – aber oft mit Einschränkungen
Soziale Kontakte sind zwar vorhanden, aber nicht für alle regelmäßig. Ein Drittel der Rentner erhält wöchentlich Besuch, ein weiteres Drittel zumindest monatlich. Besonders häufig kommen die Kinder (67 Prozent), Freunde (50 Prozent) oder Enkel (36 Prozent). Umgekehrt heißt das: Ein Drittel erhält keinen regelmäßigen Besuch von Kindern, fast zwei Drittel nicht von Enkeln. Rentner ohne Kinder halten häufiger Kontakt zu Freunden (60 Prozent), Nachbarn oder entfernten Verwandten.
Die HDI-Rentner-Studie wurde 2025 zum zweiten Mal in Folge in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt. Befragt wurden im Mai dieses Jahres insgesamt 1.094 Ruheständlerinnen und Ruheständler im Alter zwischen 63 und 70 Jahren. Ziel der Untersuchung sei es, ein realistisches Bild vom Alltag älterer Menschen in Deutschland zu zeichnen und auf bestehende Versorgungslücken sowie soziale Herausforderungen im Alter aufmerksam zu machen, betont HDI.