Mit Blick auf die im Koalitionsvertrag veröffentlichten Pläne sagte die neue Vorsitzende der DAV, die Rentenpolitik von CDU/CSU und SPD zeige zwar grundsätzlich den politischen Willen, das bestehende Alterssicherungssystem zu stabilisieren, aber: „Wir sind in Deutschland angesichts des demografischen Wandels viel zu spät dran. Es bedarf daher in dieser Legislaturperiode massiver Anstrengungen und den Mut zu einem wirklich großen Wurf, um die Alterssicherung zukunftsfest zu machen. Dieser Mut, sich auch den unbequemen Fragen zu stellen, fehlt im Koalitionsvertrag. Die Ansätze, die genannt sind, behandeln Symptome, nicht die eigentlichen Herausforderungen.“
Für die gesetzliche Rente vergrößere der Koalitionsvertrag das Problem ihrer Finanzierung. So werde einerseits der Status quo auf der Ausgabenseite durch die Festlegung des Rentenniveaus fortgeschrieben. Zugleich entfalle andererseits die Haltelinie für die Höhe des Beitragssatzes. Ohne strukturelle Reformen drohe mittelfristig eine deutlich steigende Belastung für Beitragszahlende, d.h. Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Unternehmen.
„Hinzu kommt als verschärfendes Element und künstliche Kostensteigerung mit der Ausweitung der Mütterrente eine zusätzliche Leistung, die finanziert werden muss“, so Adelhardt. „Zur Förderung und Verbreitung der bAV sind wiederum keine nennenswerten Impulse erkennbar und für die private geförderte Vorsorge fehlen konkrete Reformschritte, die eine Neuaufstellung ermöglichen. Aus aktuarieller Sicht ist es wichtig, in allen drei Säulen nachhaltige, verlässliche, aufeinander abgestimmte und auch generationengerechte Lösungen umzusetzen. Es ist ein Grundprinzip zur Umsetzung der Generationengerechtigkeit, staatliche Zuschüsse und Förderungen zielgerichtet und sinnvoll einzusetzen. Das ist nicht erkennbar.“
Der Koalitionsvertrag enthalte dabei durchaus einige gute Ansätze, etwa die Bereitschaft, kapitalgedeckte Elemente in der Alterssicherung weiterzuentwickeln. Daraus könnten sich weitergehende Reformen entwickeln. Auch eine Reform von Riester scheine weiterhin politisch angestrebt zu werden. Die Schlagworte müssten mit klaren Konzepten und darauf abgestimmten Umsetzungsstrategien gefüllt werden, um das komplexe System der deutschen Alterssicherung zukunftsfest zu gestalten.