Steigende Preise machen sich längst nicht nur beim Einkaufen bemerkbar. Auch Versicherte spüren den Kostendruck: Mit den neuen Kfz-Typklassen ab 2026 steigen die Prämien, weil Reparaturen und Schadenabwicklungen teurer werden. Für viele Kunden bedeutet das höhere Beiträge – für Versicherer eine wachsende Herausforderung bei der Kalkulation.
„Besonders sichtbar wird die Entwicklung bei Reparaturen“, schreibt Melanie Freund-Reupert, Geschäftsführerin des Analysehauses Ascore, auf dem Karrierenetzwerk Linkedin. „Handwerkerkosten steigen nicht nur, weil Material teurer wird, sondern auch, weil schlicht zu wenige Fachkräfte verfügbar sind. Angebot und Nachfrage tun ihr Übriges: Wer heute einen Schaden beheben lassen will, braucht Geduld – und muss meist deutlich tiefer in die Tasche greifen. Für Versicherer heißt das: steigende Schadendurchschnitte und zunehmender Druck auf die Kalkulation.“
Ihr falle dabei immer wieder auf, wie doppelt belastend die Knappheit sei, so Freund-Reupert: „Sie verteuert die Leistungen und verlängert gleichzeitig die Wartezeit. Genau hier stellt sich mir die Frage: Reicht es zukünftig noch aus, einfach nur Schäden zu bezahlen oder braucht die Sachversicherung neue Antworten. Können Servicebausteine der Versicherer eine Antwort sein?“
Für Freund-Reupert liegt in Servicebausteine eine riesige Chance: „Partnerbetriebe, die schneller verfügbar sind, Rahmenverträge, die Kostensteigerungen abfedern, digitale Services, die insbesondere Schadenprozesse verschlanken. Damit würde Sachversicherung mehr sein als reine Kostenerstattung. Sie könnte zum echten Dienstleister werden, erlebbar für den Kunden – einer, der nicht nur zahlt, sondern aktiv unterstützt.“
Zustimmung erhält Freund-Reupert auf Linkedin von Norbert Porazik, Chef des größten deutschen Maklerpools Fonds Finanz: „Es wäre super, wenn der Versicherer mehr tun würde als bezahlen. Bislang gibt es das aber nur sehr selten und die Assistanceleistungen schauen meistens auf dem Papier besser aus als sie in der Realität dann sind..“ Hier gäbe es laut Porazik sehr viel zu tun, aber es bräuchte Mut, Fehler zu machen und wegzukommen von der „Save my ass“-Mentalität. „Das sehe ich aber leider nicht, denn auch die Compliancevorschriften lassen Versicherungsvorständen immer weniger Spielraum für Innovation statt mehr. Sehr schade…“, bedauert Porazik.