Allianz-Altersvorsorge fließt in Londoner Unterwelt

Moderne städtische Kläranlage. , Infrastruktur
Foto: © Bildagentur PantherMedia / mproduction
Rund 5,4 Milliarden Euro investierte unter anderem die Allianz Lebensversicherung in den Thames Tideway Tunnel. Von dem nachhaltigen Abwasserinvestment profiteren künftige Vorsorgesparer des Lebensversicherers.

"Pecunia non olet" dürfte sich auch ein Anlagekonsortium um die Allianz gedacht haben, dass rund 5,4 Milliarden Euro in die Londoner Unterwelt investierte.

„Pecunia non olet“: Das lateinische Zitat stammt vom römischen Kaiser Vespasian. Der Spruch ist überliefert im Zusammenhang mit einer Steuer, die Vespasian auf öffentliche Urinale, die sogenannte Vespasiana, erhob. Das Geld nicht stinkt, dürfte sich auch ein Anlagekonsortium um die Allianz gedacht haben, dass rund 5,4 Milliarden Euro in die Londoner Unterwelt investierte.

Altersvorsorgegelder für Londoner Unterwelt

Ein Großprojekt für saubere Flüsse, finanziert mit dem Geld deutscher Vorsorgesparer: Der neue „Thames Tideway Tunnel“, Londons Prestigeprojekt gegen stinkende Abwässer, ist fertiggestellt und soll noch in diesem Jahr an das Versorgungsunternehmen Thames Water übergeben werden. Mit einer Länge von 25 Kilometern und einem Fassungsvermögen von 1,6 Millionen Kubikmetern – rund 600 olympische Schwimmbecken ist er nicht nur technisch beeindruckend, sondern auch ein Sinnbild moderner Infrastrukturfinanzierung. Ironisch könnte man sagen: Das Geld deutscher Altersvorsorge fließt jetzt durch Londons Unterwelt – und das ganz ohne Beigeschmack.

Bereits vor zehn Jahren hatte ein Investorenkonsortium unter Führung von Allianz Global Investors den Zuschlag für Bau und Finanzierung des Megaprojekts erhalten. Kapital kam unter anderem von der Allianz Lebensversicherung und der Allianz Private Krankenversicherung, also letztlich von deutschen Kunden, die heute für ein sicheres Einkommen im Alter vorsorgen. Zudem hat die Allianz den Bau auch mit einem Team von Infrastrukturexperten begleitet. Die Bauphase begann 2016 und wurde 2022 trotz Covid-Unterbrechungen abgeschlossen. Auch Charles III ließ es sich nicht nehmen, dem Tunnel im Mai seinen königlichen Besuch abzustatten.

Alternative Anlage als Beimischung

Dass sich Abwasser-Infrastruktur und Altersvorsorge nicht ausschließen, sondern geradezu sinnvoll ergänzen, erläutert Andreas Lindner, Chef-Kapitalanleger der Allianz Leben: „Wer heute für später spart, blickt oft schon bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts. Langfristige Projekte wie Tideway passen daher hervorragend zu den Zielen unserer Kunden.“

Der Betrieb des Tunnels ist laut Allianz auf 120 Jahre ausgelegt, eine Perspektive, die sich kaum an der Börse abbilden lässt. Genau darin liegt nach Angaben der Gesellschaft der Vorteil sogenannter alternativer Anlagen wie Infrastruktur, erneuerbare Energien oder Mittelstandsfinanzierungen. Sie gelten als stabil, inflationsresistent und bieten solide Erträge – eine attraktive Beimischung für Altersvorsorgeprodukte. Die Allianz Lebensversicherung hat mittlerweile rund 100 Milliarden Euro in solche Assets investiert.

Nachhaltiges Investment

Ganz nebenbei wurde während der Erdarbeiten sogar Geschichte freigelegt: Archäologen entdeckten unter anderem Wikinger-Langboote – womöglich die einzigen Schiffe, die sich je freiwillig in ein Abwasserprojekt verirrt haben.

Der neue Tunnel ist bereits seit Herbst 2024 im Testbetrieb und konnte seither über sieben Millionen Kubikmeter Abwasser abfangen, die sonst ungeklärt in die Themse geflossen wären. Eine saubere Sache und ein Paradebeispiel dafür, wie Altersvorsorge nicht nur Rendite bringen, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag für kommende Generationen leisten kann. Oder, um es mit Vespasian zu sagen: „Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht. Selbst dann nicht, wenn es für Londons Abwasserkanäle genutzt wird.

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