Plansecur: Rente mit 70 ist nicht genug – Kapitaldeckung muss ausgebaut werden

Heiko Hauser
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Heiko Hauser, Plansecur

Die Finanzberatungsgruppe Plansecur warnt vor einer Fixierung auf die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Geschäftsführer Heiko Hauser fordert stattdessen eine strukturelle Reform des Rentensystems mit einer breiten kapitalgedeckten Vorsorge – gesetzlich, betrieblich und privat.

Die Diskussion um eine mögliche Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre nimmt Fahrt auf – doch für Plansecur greift sie zu kurz. „Die Generationenbilanz würde sich durch die Anhebung verbessern, und laufende Rentenzahlungen könnten länger durch aktuelle Beitragszahler abgefedert werden. Doch das allein reicht nicht“, sagt Geschäftsführer Heiko Hauser. „Um die langfristige Stabilität zu sichern, braucht es eine konsequente Ausweitung der kapitalgedeckten Vorsorge auf allen drei Ebenen: gesetzlich, betrieblich und privat.“

Mehr Kapitaldeckung statt höheres Eintrittsalter

Plansecur verweist auf aktuelle Daten: Das tatsächliche Renteneintrittsalter lag 2024 bei 64,7 Jahren, die Regelaltersgrenze steigt bis 2031 auf 67 Jahre. Vorschläge, das Eintrittsalter künftig an die Lebenserwartung zu koppeln, könnten langfristig zu einer Grenze von 70 Jahren oder mehr führen. Doch die Belastung der gesetzlichen Rentenversicherung bleibt hoch. Nach aktuellen Berechnungen könnten die Beitragssätze bis 2045 auf über 22 Prozent steigen, während das Rentenniveau bis 2030 unter 40 Prozent des letzten Nettoeinkommens sinken dürfte.


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Hauser empfiehlt deshalb, die eigene Altersvorsorge frühzeitig selbst in die Hand zu nehmen: „Völlig losgelöst von der Weiterentwicklung der gesetzlichen Rente ist jeder und jedem zu raten, die eigene private Altersvorsorge so früh und so umfassend wie möglich in Angriff zu nehmen. Die gesetzliche Rente wird für keinen Jahrgang ausreichend sein, um im Alter den im Laufe der beruflichen Entwicklung erarbeiteten Lebensstandard zu halten.“

Reformvorschlag mit Übergangsphase

Nach Ansicht von Plansecur sollte das Umlageverfahren schrittweise um kapitalgedeckte Elemente ergänzt werden. Der Vorschlag basiert auf Gutachten des Sachverständigenrats und anderer wirtschaftswissenschaftlicher Studien. Das Unternehmen schlägt eine Übergangsphase von 20 bis 30 Jahren vor, in der der bestehende Mechanismus der Umlagefinanzierung durch kapitalgedeckte Anteile ergänzt wird – ohne dass laufende Rentenansprüche beeinträchtigt werden.

Mit dem Renteneintritt der Babyboomer ab den 2030er Jahren und sinkenden Geburtenraten werde das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern weiter schrumpfen. Bei der gesetzlichen Rente sei eine schrittweise Ergänzung des Umlageverfahrens um eine kapitalgedeckte Komponente unerlässlich. Dies sei „zwingend notwendig, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen, der durch eine alternde Bevölkerung und sinkende Geburtenraten gekennzeichnet ist“, betont Hauser.

Als positives Beispiel nennt Plansecur den 2023 eingeführten Fonds „Generationenkapital“, der zunächst mit zehn Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln ausgestattet wurde und über 15 Jahre auf mehrere Hundert Milliarden anwachsen soll. „Dieser Weg muss konsequent weiterverfolgt werden, um auch künftigen Generationen ein auskömmliches Leben im Alter zu ermöglichen“, so Hauser.

Blick auf Schweden und die Niederlande

Plansecur verweist auf Modelle anderer EU-Staaten. In Schweden etwa basiert die sogenannte „Premiumpension“ auf einem transparenten System, bei dem ein Teil der Rentenbeiträge in individuelle Fondsdepots fließt. Die Bürger können zwischen verschiedenen Anlageoptionen wählen oder sich für einen staatlichen Standardfonds entscheiden. „Das schwedische System zeichnet sich durch hohe Transparenz und die konsequente Nutzung der Kapitalmärkte aus“, lobt Hauser.

Auch die Niederlande gelten als Vorbild. Dort ergänzt eine obligatorische, kapitalgedeckte betriebliche Altersvorsorge die staatliche Basisrente. „Dieses Modell der verpflichtenden betrieblichen Altersvorsorge, das auf Kapitaldeckung beruht, ist der Hauptgrund für die hohe Stabilität und Leistungsfähigkeit des niederländischen Systems“, erklärt Hauser. „Davon sollte Deutschland lernen.“

Der Plansecur-Geschäftsführer teilt die Position des AfW Bundesverbands Finanzdienstleistung, der sich in einem aktuellen Positionspapier ebenfalls für ein kapitalgedecktes Altersvorsorgekonto ausspricht – „flexibel, rendite­orientiert, anbieter- und vertriebsneutral“.

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