Steigende Preise, teure Mieten, höhere Abgaben: Finanzielle Themen dominieren die Sorgen der Deutschen. Das zeigt die repräsentative Studie „Die Ängste der Deutschen 2025“ der R+V Versicherung. Auf Platz eins rangiert die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten, die mehr als die Hälfte der Befragten beschäftigt. Politische Sorgen spielen zwar weiter eine Rolle, doch insgesamt ist das Angstniveau in Deutschland gesunken.
„Obwohl die Inflation abgeflacht ist, bleibt sie für die Deutschen ein Schreckgespenst. Sie spüren deutlich, wie die Preise für Energie, Nahrungsmittel und Dienstleistungen weiter anziehen“, sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. Bereits zum 15. Mal liegt diese Angst an der Spitze der Untersuchung. Auf Platz drei folgt die Furcht vor Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen mit 49 Prozent, dicht dahinter die Sorge vor unbezahlbarem Wohnraum mit 48 Prozent.
Der sogenannte Angstindex – der Durchschnittswert aller gemessenen Sorgen – fällt 2025 auf 37 Prozent, nach 42 Prozent im Vorjahr. Nur einmal in der langen Reihe der Erhebungen war der Wert niedriger: im Jahr 2021 während der Corona-Pandemie. Befragt wurden für die aktuelle Ausgabe 2.400 Menschen.
Auch die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert, hat abgenommen. 49 Prozent der Deutschen teilen diese Angst, im Jahr zuvor waren es 56 Prozent. Deutlich ist der Unterschied zwischen Ost und West: 56 Prozent der Ostdeutschen äußern diese Befürchtung, im Westen sind es 47 Prozent. Die Angst vor Konflikten durch Zuwanderung liegt bundesweit bei 45 Prozent, im Osten bei 51 Prozent und im Westen bei 43 Prozent.
Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Philipps-Universität Marburg, die die Studie als Beraterin begleitet, erklärt: „Die Menschen werden ständig mit multiplen Krisen konfrontiert, denen sie ohnmächtig gegenüberstehen. Die Deutschen haben sich an diesen Zustand gewöhnt, sie sind krisenmüde.“
Trump verliert an Schrecken
Vor einigen Jahren führte die Angst vor Donald Trump noch das Ranking an, 2025 belegt sie mit 45 Prozent Platz sechs. 2018 waren es 69 Prozent. „Im Vergleich zur ersten Amtszeit hat Trump für die Befragten deutlich an Schrecken verloren“, sagt Brower-Rabinowitsch. Borucki deutet die Entwicklung als Ausdruck von Abstumpfung und Resignation.
Gestiegen ist dagegen die Sorge, dass autoritäre Herrscher weltweit an Macht gewinnen. Mit 47 Prozent landet dieses Thema in der Rangliste auf Platz fünf. Damit ist es die einzige Angst, die gegenüber 2024 zulegt – wenn auch nur um einen Prozentpunkt.
Vertrauen in die deutsche Politik wächst
Einen Vertrauensgewinn verzeichnet die Studie bei der Einschätzung der deutschen Politik. 42 Prozent der Befragten meinen, dass die Politik überfordert ist. Im Vorjahr waren es noch 49 Prozent. Die Bewertung von Politikern und Politikerinnen verbessert sich von der Schulnote 4,0 auf 3,8. „Die Bundesregierung muss das Vertrauen in ihre Finanzpolitik zurückgewinnen. Wer soziale Sicherheit verspricht, muss auch verlässlich liefern“, mahnt Borucki.
Bemerkenswert ist der Rückgang der Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft. Nur noch 39 Prozent sehen darin eine Gefahr, 2024 waren es 48 Prozent. „Eine konfliktgeladene Öffentlichkeit ist für viele inzwischen zum Alltag geworden. Spaltung wird als Dauerzustand erlebt. Eine solche Normalisierung ist gefährlich“, warnt Borucki.
Neu in der Studie ist die Nachfrage nach der Art der befürchteten Spaltung. Am häufigsten genannt wird die Trennung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund (72 Prozent), gefolgt von der Kluft zwischen Arm und Reich (58 Prozent) sowie von der Haltung zu demokratischen Werten (57 Prozent). Eine Spaltung zwischen Ost und West fürchten hingegen nur 22 Prozent der Befragten.













