Seltene Erden: Neue US-australische Kooperation rückt Australien in den Fokus

Foto: Smarterpix/AleksTaurus
Seltene Erden: USA wollen ihre Abängigkeit zu China reduzieren.

Seltene Erden gelten als Schlüsselrohstoffe für Elektromobilität, Rüstung und Hightech. Die starke Abhängigkeit von China rückt geopolitisch zunehmend in den Fokus. Nun vertiefen die USA ihre Zusammenarbeit mit Australien – mit weitreichenden Folgen für Märkte, Umwelt und Industrie.

Seltene Erden sind zwar nicht wirklich selten, ihr Abbau ist jedoch aufwendig und teuer. Außerdem stammen sie überwiegend aus nur einem Land: China. Das Land spielt eine zentrale bis beherrschende Rolle beim Abbau und der Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe, die etwa für Elektromobilität oder viele Hightech-Produkte benötigt werden. Kürzlich zeigte eine Umfrage der EU-Handelskammer in China, dass jedes dritte Unternehmen bei kritischen Rohstoffen nun unabhängiger von China werden möchte. Dafür sind die Firmen laut eigenen Angaben auch bereit, höhere Kosten in Kauf zu nehmen. Zudem haben zahlreiche Staaten ihre Anstrengungen verstärkt, unabhängiger von der Volksrepublik zu werden. Besonders Japan und die USA intensivieren ihr Engagement in Afrika und Lateinamerika. Nun kommt eine entscheidende Kooperation mit Australien hinzu.

Seltene Erden werden heute fast ausschließlich nach element- und hochreiner Aufbereitung in zahlreichen Hochtechnologiebereichen eingesetzt. Hauptanwendungsbereich sind Permanentmagnete (NdFeB-Magnete), Metalllegierungen (NiMH-Batterien), Katalysatoren und Polituren. Wobei die einzelnen Seltenen Erden für ganz verschiedene Anwendungen genutzt werden.

China dominiert mit mehr als 60 Prozent die Bergwerksförderung und mit etwa 90 Prozent die Raffinadeproduktion. Durch diese enorme Länderkonzentration auf China können Handelsbeschränkungen, wie etwa Exportzölle und Ausfuhrbeschränkungen, für Seltene Erden zu ernsthaften Lieferengpässen führen.

Diese Debatte wird seit längerem geführt, ist aber aktueller denn je. Gegenwärtig tragen Chinas Exportkontrollen zur Unsicherheit für europäische Unternehmen bei. Vielen Firmen drohten „Produktionsverlangsamungen oder sogar -stopps“, warnte die EU-Handelskammer in China Anfang Dezember in einem Artikel im Handelsblatt. Die Kammer ist eine Interessenvertretung europäischer Unternehmen in China mit mehr als 1.700 Mitgliedern.

Kosten sind ein wesentlicher Aspekt

Zwar sind die begehrten Rohstoffe in vielen Weltregionen vorhanden, doch bisher haben sich Investitionen oft nicht gelohnt, weil es kaum möglich ist, mit Chinas günstigen Preisen zu konkurrieren. Um diese Rohstoffe aus anderen Ländern zu beziehen, müssen die Unternehmen daher deutlich höhere Kosten in Kauf nehmen. Diese Mehrkosten sind derzeit jedoch schwer bezifferbar.

Die weltweit größten Ressourcen von Seltenen Erden (Daten von 2020) hat mit Abstand Russland, aber auch in Kanada, Südamerika und Afrika gibt es Vorkommen. Ressourcen sind dabei alle geschätzten Vorkommen, die irgendwo auf der Erde existieren – egal, ob man sie heben kann oder nicht. Reserven sind der wirtschaftlich und technisch förderbare Teil der Ressourcen. Und genau darin liegt die Besonderheit. In Indien liegen zwar nur 6,1 Prozent der Ressourcen, aber immerhin 3,7 Prozent der Reserven. Auf dem australischen Kontinent sollen 7,9 Prozent der Ressourcen und 1,9 Prozent der Reserven vorhanden sein. So gesehen ist Australien nach China, Russland und Indien, das Land mit den viertgrößten Reserven an Seltenen Erden.

Weltmacht schaltet sich ein

Im Oktober 2025 haben die USA mit Australien nun neue Kooperationen zur Förderung von Seltenen Erden beschlossen. Künftig sollen Milliarden in australische Förderprojekte fließen. Das vereinbarten US-Präsident Donald Trump und Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese im Weißen Haus. Bei dem Ausbau der Kooperation mit dem verbündeten Australien geht es den USA vorrangig um die Reduzierung der problematischen Abhängigkeit von China.

Laut einem Bericht der Tagesschau vom Oktober 2025 sollen nach australischen Angaben Projekte zur Rohstoffförderung mit einem Wert von 8,5 Milliarden US-Dollar gestartet werden. So will etwa das US-Verteidigungsministerium in den Bau einer großen Gallium-Raffinerie in Australien investieren. Das Weiße Haus erklärte in dem Bericht, die abzubauenden Rohstoffe hätten einen geschätzten Wert von 53 Milliarden US-Dollar.

Hohe Umweltstandards und Bergbau-Boom müssen in Einklang gebracht werden

Australien verfügt nicht nur über einen Großteil entscheidender Rohstoffe und über die Seltenen Erden, die für die Rüstungsindustrie und andere fortschrittliche Technologien gebraucht werden. Auch boomt in Australien der Bergbau im Allgemeinen, etwa beim Abbau von Gold. Dieser Boom bringt wiederum Vorteile für die nachgelagerten Industriezweige. Stark profitieren etwa neben den Rohstoffkonzernen selbst, die Maschinen- und Ausrüstungshersteller, Firmen im Bereich Transport und Infrastruktur, Energieunternehmen sowie der australische Staat selbst. Der Boom wirkt also weit über den Bergbau hinaus. Es entsteht eine ganze Wertschöpfungskette, die Jobs schafft und die Wirtschaft trägt.

Wasserqualität und Wasserschutz als zentrale Herausforderung für den Bergbau

Die Umwandlung von Erzen in Mineralien bringt eine Reihe von Umweltproblemen mit sich, von radioaktiven Abfällen bis hin zu gefährlichen Chemikalien. Damit Australien zu einem wichtigen Akteur im Bereich Seltene Erden und kritische Mineralien werden kann, muss es diese Umweltrisiken besser bewältigen.

Zudem fordert Australien im Bergbau hohe Umweltstandards ein. Die Beeinträchtigung von Wasserqualität und die Wasserversorgung im Bergbau ist ein großes und kostspieliges Thema für die Bergbaufirmen. Trotz strenger Regeln gibt es Berichte über Umweltprobleme: z. B. Beeinträchtigung von Wasserqualität oder Wasserversorgung durch Bergbau in Wasserschutzgebieten. Da hohe Strafen drohen, müssen Bergbaufirmen nach Lösungen suchen.

Firmen wie etwa De.mem, ein führender Anbieter von dezentralen Wasseraufbereitungssystemen mit Sitz in Australien, beliefern zahlreiche Bergbaufirmen in Westaustralien. Australiens Bergbau-Industrie boomt derzeit in verschiedenen Segmenten, dabei insbesondere dem Abbau von Gold. Der Abbau wie auch die Raffinierung von Seltenen Erden sind ein Wachstumsbereich mit erheblichem Potenzial, nicht zuletzt auch aus politischen Gründen. Der Aufbau derartiger Kapazitäten bringt intensive Anforderungen hinsichtlich der Umweltverträglichkeit mit sich, insbesondere in Bezug auf die Behandlung der Abwässer, welche beispielsweise durch Chemikalien verschmutzt sein können.

Autorin Dr. Eva Reuter ist Geschäftsführerin der von ihr 2006 gegründeten Dr. Reuter Investor Relations. Sie berät Unternehmen weltweit in allen Belangen der Finanzkommunikation.

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