US-Zölle könnten 2026 Produktion in Europa belasten und EZB zu Vorsicht zwingen

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Tomasz Wieladk, T. Rowe Price

Die erwarteten US-Zölle ab 2026 setzen Europas Industrie und Geldpolitik unter Druck. Gleichzeitig verändert eine expansive Fiskalpolitik in Deutschland das Zinsumfeld. Marktkommentar von Tomasz Wieladek, T. Rowe Price

Da die europäischen Exporte in die USA im Jahr 2025 aufgrund der bevorstehenden Einführung von Zöllen stark vorgezogen wurden, könnte die Produktion in der Eurozone 2026 schwächer ausfallen als erwartet. Dies könnte die Europäische Zentralbank überraschen und zu einer zurückhaltenderen Geldpolitik führen. Die sehr umfangreichen fiskalischen Expansionsmaßnahmen Deutschlands dürften die Renditen deutscher Bundesanleihen in die Höhe treiben und damit auch die Renditen in der gesamten Eurozone. Diese Verschärfung der finanziellen Rahmenbedingungen wäre ein weiterer Faktor, der die EZB zu einer Lockerung veranlassen würde. Es besteht auch das Risiko von währungsbedingten Zinssenkungen, wenn der Euro über 1,20 US-Dollar steigt.


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Der politische Druck in Großbritannien dürfte zu einer gewissen Haushaltskonsolidierung führen, wenn auch ausgehend von einem recht expansiven Niveau. Als Reaktion darauf dürfte die Bank of England in der Lage sein, die Zinsen stärker zu senken, als derzeit eingepreist ist.

Japan hat das gegenteilige Problem anderer Industrieländer überwunden: die Deflation. Tatsächlich scheint die Bank of Japan (BoJ) bei der Straffung der Geldpolitik hinterher zu hinken.

Wir gehen davon aus, dass der Arbeitskräftemangel zu Lohninflation führen wird, die auf der bestehenden Lebensmittelinflation aufbaut. Mit der neuen japanischen Regierung sind weitere fiskalische Impulse wahrscheinlich, die die Inflation weiter anheizen und die BoJ dazu veranlassen werden, die Leitzinsen schließlich stärker als erwartet anzuheben.

Tomasz Wieladek ist europäischer Chef-Makrostratege bei T. Rowe Price.

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