Europa verfügt längst über solide gesetzliche Vorgaben, die einen hohen Verbraucherschutz gewährleisten. Sowohl die Solvenz- als auch die Produktregeln sind inzwischen sehr detailliert. Auf Vermittlerebene gibt es weltweit kein strengeres Regelwerk als IDD und Mifid II. Durch das wiederholte Drehen an der Regulierungsschraube mit erneuter Erweiterung von Informations- und Prüfungspflichten werden wir keinen weiteren Anleger gewinnen. Es profitieren weder die Verbraucher noch die Kapitalmärkte. Inzwischen mahnt auch der Bafin-Präsident, dass wir in Teilbereichen zu weit gegangen sind. Es ist daher der richtige Moment innezuhalten.
Was wir jetzt brauchen, ist eine Atempause – ein Moratorium, das Raum gibt, die Sinnhaftigkeit einzelner Vorgaben zu prüfen, Überschneidungen abzubauen und Regeln zu konsolidieren. Gerade jetzt, da Europa mehr Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft anstrebt, wäre es ein Fehler, die Branche mit weiteren Vorschriften zu fesseln. Es braucht den Mut zur Vereinfachung. Anstatt immer wieder das Gleiche zu tun und nach Einführung einer weiteren Informationspflicht festzustellen, dass sich die Anlagebereitschaft am Kapitalmarkt erneut nicht gesteigert hat, müssen andere Instrumente gefunden werden. Diese Änderung des europäischen Mindsets braucht Zeit und daher einen Stopp des Business as usual.
Martin Klein ist geschäftsführender Vorstand des Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V.