„Weakflations“-Risiken für US-Wirtschaft nehmen ab

US-Flagge und abwärts gerichtete Pfeile
Foto: PantherMedia
Wie es mit der Konjunktur in den USA weitergeht.

Der bange Blick vieler Anleger geht über den großen Teich Richtung USA und deren konjunktureller Entwicklung. Worauf sie sich einstellen müssen

Unser Basisszenario für die US-Wirtschaft ist weiterhin eine „Weakflation“ – also ein unterdurchschnittliches Wachstum bei einer zugleich überdurchschnittlich hohen Inflation. Gleichzeitig werden Szenarien mit einem stärkeren Wachstum und einer niedrigeren Inflation, als wir sie noch vor einigen Monaten erwartet haben, wahrscheinlicher. Nach unserer jüngsten Analyse steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich das BIP-Wachstum in den USA gegenüber dem Vorjahr auf seinen Trend von 1,5 % bis 2,0 % verlangsamt, statt der von uns zu Jahresbeginn erwarteten 0,5 %.

Die Kerninflation tendiert nun unter der Jahresendschätzung der Fed in Höhe von 3,9 %. Im Juli fielen die Kernpreise für Waren um 0,3 % gegenüber dem Vormonat, da sich die Lieferketten normalisierten, die Nachfrage nach Waren zurückging und die Preise für Waren aus China sanken. Dagegen stiegen die Kernpreise für Dienstleistungen (ohne Wohnen) im Juli um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. Die Dienstleistungspreise spiegeln in erster Linie das Gleichgewicht zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage wider, und der gleitende 12-Monats-Durchschnitt des Arbeitsangebots liegt nun fast auf dem Niveau der Arbeitsnachfrage. Dies deutet darauf hin, dass sich auch die Inflation im Dienstleistungssektor abschwächen wird.

Die beiden verbleibenden Risiken für die Inflation sind die Entwicklung der Mieten und der Energiepreise. Seit 2021 sind die Mieten eine „hartnäckige“ Komponente der Dienstleistungsinflation, aber die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass sich auch hier eine Verlangsamung abzeichnet.

Die Energienachfrage wird im dritten Quartal des laufenden Jahres mit dem Energieangebot gleichziehen und dieses möglicherweise übersteigen. Ein solch prekäres Gleichgewicht könnte sich disruptiv auswirken und die Aufmerksamkeit der US-Politiker auf die geopolitische Lage im Nahen Osten lenken.

Dennoch verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum in den USA. Das Wachstum der geleisteten Arbeitsstunden, ein Indikator für die wirtschaftliche Aktivität, ist von über 2,5 % gegenüber dem Vorjahr auf 1,3 % gesunken. 

Allerdings lassen Disinflation und hohe Nominallöhne die Reallöhne steigen. Das Verbrauchervertrauen steigt und der US-Konsum zeigt sich solide. Öffentliche Investitionen und Technologie könnten eine nachhaltige Erholung der Produktivität unterstützen.

Autor Daleep Singh ist Chief Global Economist bei PGIM Fixed Income.

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