Wohnungsmarkt 2060: Nachfrage steigt trotz schrumpfender Bevölkerung

Wissenschaftler der Universität Freiburg haben im Auftrag der Schwäbisch Hall-Stiftung die Entwicklung des Immobilienmarkts bis ins Jahr 2060 untersucht. Dabei kamen sie zu einem eindeutigen Ergebnis.

Obwohl die Bevölkerungszahl zurückgeht, wird die Nachfrage nach Wohnraum weiter steigen. Die wesentlichen Gründe dafür: Mehr (Single-)Haushalte und größerer Wohnflächenbedarf pro Person.

Deutschlands Einwohnerzahl schrumpft: Derzeit leben gut 82 Millionen Menschen im Bundesgebiet. Im Jahr 2060 werden es nur noch rund 76 Millionen sein. Und trotzdem steigt die Nachfrage nach Wohnfläche – bis mindestens 2030 fast im ganzen Bundesgebiet und bis 2060 noch in weiten Teilen Deutschlands. Im Bundesschnitt beträgt die Steigerung im Vergleich zu heute bis 2030 mehr als 14 Prozent und bis 2060 mehr als zehn Prozent.

Dies ist das Ergebnis einer mehrjährigen wissenschaftlichen Untersuchung, die Prof. Bernd Raffelhüschen und Roman Witkowski von der Universität Freiburg für die Schwäbisch Hall-Stiftung durchgeführt haben.

Dass die Nachfrage nach Wohnraum wächst, obwohl die Bevölkerung zurückgeht, liegt im Wesentlichen an der steigenden Zahl der Haushalte. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Haushaltszahl um fast sechs Prozent erhöhen. Erst im Jahr 2060 liegt sie dann auf nahezu vergleichbarem Niveau wie heute.

Kleinere Haushalte und mehr Wohnfläche

Eine Ursache für die steigende Haushaltszahl ist den Freiburger Forschern zufolge, dass immer weniger Personen in einem Haushalt leben: Waren es 1961 im Schnitt noch 2,77 Personen, werden es im Jahr 2030 nur noch 1,93 und 2060 lediglich 1,86 Personen sein. Das liegt vor allem an zwei Aspekten: Frauen leben aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung nach dem Tod ihres Partners statistisch zwölf Jahre länger und dann meistens alleine. Und: Die Zahl der jüngeren Single-Haushalte nimmt zu.

Ein weiterer Treiber der Wohnraumnachfrage: Die nachgefragte Wohnfläche pro Person wird sich von derzeit 45 Quadratmetern bis ins Jahr 2030 auf 49 Quadratmeter erhöhen. Nach Erkenntnissen der Wirtschaftswissenschaftler liegt dies einerseits am Wunsch der Baby-Boomer-Generation, auch im Alter mehr Wohnraum als frühere Generationen zur Verfügung zu haben. Andererseits wollen ältere Bewohner in ihrer später oft zu großen Immobilie wohnen bleiben.

Steigende Nachfrage – steigende Preise

Die steigende Nachfrage führt dazu, dass die Immobilienpreise bis 2030 weiträumig steigen, am meisten in Ballungszentren mit begrenzter Fläche für neuen Wohnraum. Bis 2060 erwarten die Wissenschaftler vor allem in Metropolregionen und begehrten Lagen, insbesondere in Süddeutschland, erhebliche Preissteigerungen.

Preisrückgänge gibt es dagegen lediglich in strukturschwachen Landkreisen. „Die Forschungsarbeit der Universität Freiburg zeigt, dass sich Wohneigentum in Deutschland fast flächendeckend lohnt – heute, morgen und übermorgen“, bewertet Reinhard Klein, Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Ergebnisse der 258 Seiten starken Studie.

 

Foto: Schwäbisch Hall

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