„Indien wächst schneller als die meisten Emerging Markets“

Cash.Online: Inflation ist nach wie vor ein Problem in Indien. Was tut die Regierung zur Bekämpfung?

Rajah: Inflation stellt nach wie vor ein großes Abwärtsrisiko für das Inlandswachstum dar. Da die Trends bei der Inflation der Lebensmittelpreise zunehmend von strukturellen Faktoren bedingt werden, muss die Regierung die Engpässe angehen und eine längerfristige Lösung suchen. Darüber hinaus könnte jede Abschwächung der globalen Risikobereitschaft die Kapitalzuflüsse drosseln und die politischen Herausforderungen hinsichtlich der Zahlungsbilanz noch vergrößern. Aber die indische Notenbank hat sich eingeschaltet: Sie verschärfte ihre Währungspolitik angesichts hoher Inflationsraten und kündigte im letzten Quartal zwei Zinserhöhungen über insgesamt 0,75 Prozent an. Damit liegt der Benchmark-Reposatz jetzt bei 7,50 Prozent. Die politischen Äußerungen sprechen für anhaltendes Unbehagen in Bezug auf die hohe Headline-Inflation, also die tatsächliche Inflationsrate, während steigende globale Energiepreise Maßnahmen zur Verringerung der Ölpreissubventionen im Einzelhandel vereiteln.

Cash.Online: Wo lauern in Ihren Augen die größten Chancen, aber auch die größten Risiken für Investoren in den kommenden Monaten?

Rajah: Wir gehen davon aus, dass sich bei indischen Aktien auch in der zweiten Jahreshälfte uneinheitliche Trends ergeben werden, da die Wertentwicklung der Aktien je nach ihren Fundamentaldaten unterschiedlich verlaufen dürfte. Einige Unternehmen profitierten vom Konsolidierungstrend in 2010 und investierten in ihre Marken und Anlagen – bei diesen dürften sich die Fundamentaldaten und somit ihre Aktienkurse nach unserer Meinung verbessern. Allerdings erlebten andere Unternehmen steigende Aktienkurse primär aufgrund der anziehenden Wirtschaftsaktivität, aber sie bauten keine nachhaltigen Wettbewerbsvorteile auf, und ihre Aktienkurse könnten auf der Strecke bleiben. Unserer Ansicht nach wird diese Entwicklungsphase der indischen Märkte von einer Rückkehr zu auf Fundamentaldaten beruhendem Value-Investing gekennzeichnet sein. Gemäß unserem Bottom-up-Anlagestil sind wir der Ansicht, dass sich unabhängig vom Marktniveau Möglichkeiten finden lassen. Insgesamt konnte unser Fonds dank eines Mix aus Wachstums- und Substanzaktien und der Vermeidung überbewerteter Aktien in den letzten zwei bis drei Jahren eine relativ gute Performance aufweisen. Dies steht im Einklang mit unserem übergeordneten Bestreben, in Hausse- und Baissephasen durch einen langfristigen Fokus eine konsistente Performance zu bieten.

Interview: Frank Milewski

Foto: Franklin Templeton

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