Investoren loben Gipfelbeschlüsse

Die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels zur umfassenden Bankenrettung haben die Börsenkurse nicht nur in Deutschland in die Höhe schießen lassen. Fondsmanager wie Matt Siddle, Manager des milliardenschweren Fidelity European Growth, sprechen von einem richtigen ersten Schritt.

Matt Siddle, Fidelity
Matt Siddle, Fidelity

„Der EU-Gipfel Ende vergangener Woche war ein hilfreicher Schritt für das europäische Finanzsystem. Es gibt jedoch noch viel zu tun, bevor die Krise wirklich gelöst werden kann. Die Ankündigung, dass der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) Banken künftig unmittelbar unterstützen kann, hilft dabei, die direkte Verbindung zwischen Staatsschulden und den Problemen der lokalen Banken zu kappen“, meint Siddle. Das mildere die Angst der Märkte, der spanische und der italienische Staat könnten bei einer möglicherweise notwendigen Rettung der lokalen Bankensysteme in eine Abwärtsspirale geraten.

Auch die Ankündigung, dass die finanziellen Hilfen aus dem ESM keinen Vorrang vor anderen Gläubigern haben, fördert nach Meinung des Fondsmanagers das Vertrauen der Anleger. Denn sollte nun ein Schuldner ausfallen, würden die entsprechenden Verluste auf alle Schultern verteilt, statt wesentlich an privaten Investoren hängen zu bleiben.

Krisenpolitik zu langsam

Mit der Geschwindigkeit der europäischen Krisenpolitik zeigt sich Siddle unzufrieden: „Bevor die auf dem EU-Gipfel getroffenen Beschlüsse umgesetzt werden können, müssen jedoch noch viele Details geklärt werden. Hier kann es noch zu vielen Unstimmigkeiten kommen, die eine Umsetzung verzögern. Insbesondere, wenn die Reaktionen in Deutschland dazu führen, dass die Details beschwerlicher werden als zunächst vorgesehen. Der ESM wurde bereits Anfang 2011 angekündigt, der entsprechende Vertrag wurde im Juli vergangenen Jahres unterzeichnet. Aber erst jetzt, nach langwierigen Verhandlungen, beschließen die Parlamente vieler Staaten, dass der ESM auch wirklich starten kann.“

Zudem habe der EU-Gipfel in einer anderen zentralen Frage keine Fortschritte erzielt, sagt Siddle: „Die Wettbewerbsfähigkeit bestimmter Euro-Mitgliedsstaaten, die mit Rezession und steigenden Arbeitslosenzahlen kämpfen. Um die Krise wirklich zu beenden, muss dieses Problem gelöst werden. Genauso wie die Probleme der Staatsschulden und des kriselnden Bankensystems. Der Gipfel kann daher als hilfreicher Schritt für das europäische Finanzsystem gesehen werden. Aber er ist sicher nicht der Schritt, der Europa die ersehnte nachhaltige Erholung bringt.“ (mr)

Foto: Fidelity

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