„Anleger haben erheblichen Nachholbedarf“

Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie in China, Indien & Co.?

Langfristig erwarten wir für China ein überdurchschnittliches Wachstum von gut sieben Prozent jährlich. Doch China durchlebt gerade einen Wandel von der exportorientierten zur importorientierten Wirtschaft beziehungsweise von der Billigproduktion hin zu Qualitätsprodukten. China hat das Potenzial, uns in den kommenden Jahren wieder zu überraschen und auch Aktienanlegern wieder mehr Freude machen.

Indien hat eine deutliche Verbesserung zahlreicher Makroindikatoren seit Jahresbeginn erlebt, jüngste Maßnahmen der Regierung haben auch dazu beigetragen, dass wir für den indischen Markt nun wieder optimistischer sind.

Welche Rolle spielen die Industriestaaten?

Geringes Wachstum und Beschäftigung in den Industriestaaten sowie die hohen Staatsschulden und die nach wie vor unterkapitalisierten Banken sind derzeit die größten globalen Herausforderungen. Das billige Geld der Notenbanken führt beispielsweise im Rentenbereich dazu, dass Anleger heute kaum noch eine adäquate Rendite für das Risiko bekommen, das sie zweifelsohne eingehen. Daher sollten Anleger sehr genau hinschauen, wenn sie in festverzinsliche Papiere investieren.

Die Schwellenmärkte können sich von den globalen Risiken zwar noch nicht ganz abkoppeln, dennoch entwickeln sich viele dieser Länder heute unabhängig von den Industriestaaten und ihre Wirtschaft steht mehr und mehr auf eigenen Beinen. Die Gewinner der kriselnden Industriestaaten sind die Aktien und Rentenmärkte dort.

Wie schätzen Sie die Investitionsquote und die Diversifikation privater Kunden in Deutschland ein?

Unsere letzte Studie zum Anlegerverhalten in Deutschland hat gezeigt, dass Anleger noch erheblichen Nachholbedarf bei Aktien und Renten aus den Emerging Markets haben. Wenn Länder wie Bric und Next-11 zusammen heute über 26 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ausmachen, sollten Aktien und Renten dieser Länder auch in den Kundenportfolios stärkere Berücksichtigung finden. Wir halten eine Gewichtung von bis zu 20 Prozent für Aktien beziehungsweise Renten für sinnvoll.

Interview: Marc Radke

Bild: Goldman Sachs AM

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