Was schön wäre das Export-Leben…

Mario Draghi wurde zum erfolgreichen Helden des Euro-Vaterlands, denn damit wurde die Spekulation gegen Euro-Länder bzw. gegen die Eurozone im Keim erstickt und Staatspapiere der Euro-Peripherie vom Kaufbann der Dollar-Investoren befreit. Der Euro, der aufgrund der Schuldenkrise seit April 2011 bis Mitte 2012 von fast 1,50 US-Dollar auf 1,23 abwertete, legte wieder auf knapp 1,40 zu. Es kam wie es kommen musste: Mit zunehmendem Kaufvolumen ist der Renditevorsprung Europas gegenüber den USA spätestens mittlerweile abgeweidet bzw. sogar negativ. Da Anleger aus dem Dollar-Raum für ihr Währungsrisiko keine Kompensation mehr erhalten, verlassen sie den Euro-Raum und drückten seine Währung aktuell auf 1,28 Dollar.

Quo vadis, Euro-US-Dollar?

Wiederholt sich die Währungs-Geschichte komplett, kann der Euro in zwei Jahren, also 2016, wieder die Parität zum US-Dollar erreichen. Wird aus dem Euro als einstigem Währungs-Fels von Gibraltar eine „Schaumwaffel“, sieht sich die Euro-Exportwirtschaft und natürlich ihr strahlender Held – Deutschland – in einer ähnlich komfortablen Situation wie Mario Götze nachdem ihn im WM-Endspiel gegen Argentinien ein Traumpass erreichte. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie scheint der Name „Mario“ mit Erfolg verbunden zu sein. Die Euro-Schwäche zeigt sich übrigens auch zu den Exportkonkurrenzwährungen südkoreanischer Won und chinesischer Renminbi. Sogar der Schweizer Franken hat zumindest leicht Boden gegenüber dem Euro gut gemacht.

Es kann die bravste Währung nicht in Frieden abwerten, wenn es dem bösen Währungs-Nachbarn nicht gefällt

Doch eine Währung wehrt sich hartnäckig gegen ihre Abwertung zur Gemeinschaftswährung: Im weltweiten Abwertungswettkampf des Euros nimmt der japanische Yen die Rolle des berühmten gallischen Dorfs bei „Asterix und Obelix“ an, das sich tapfer gegen das Römische Imperium unter Cäsar wehrt. Japan nutzt alle geldpolitischen Möglichkeiten, um seiner notleidenden Exportwirtschaft im Abwertungswettlauf gegen den Euro zu helfen. Bislang halten sich die Exporterfolge Japans noch in Grenzen.

Aber frei nach dem Motto von Michael Jackson „Don’t stop `til you get enough“ ist die Bank of Japan entschlossen, weiter unbeirrt am Abwertungskurs des Yen gegenüber der großen Exportkonkurrenzwährung Euro festzuhalten. Aber auch ihr Gegner, die EZB, sollte in ihrer Fähigkeit, den Euro abzuwerten, nicht unterschätzt werden. Denn auch wir brauchen jeden exportseitigen Erfolg. Unsere Zinspolitik spricht schon lange perfekt japanisch. Und die Aufkäufe euroländischer ABS-Papiere durch die EZB ab Oktober in Höhe der avisierten 500 Mrd. sind wohl nur die Vorspeise. Der Hauptgang und das Dessert werden einen deutlich höheren Nährwert haben.

Von Japan lernen, heißt siegen lernen. Die exportsensitiven Aktien der Eurozone und vor allem Deutschlands wird es freuen.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernseh- und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen präsent.

Foto: Baader Bank

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