Für Trump steht jetzt die harte Arbeit erst an

Die Steuerreform dürfte Vorteile bringen

Bei einer separaten Betrachtung der einzelnen Säulen Steuerreform, Investitionen in die Infrastruktur sowie Deregulierung sind wir der Auffassung, dass der Pessimismus hinsichtlich einer Verwirklichung von Trumps Versprechungen vielleicht etwas überzogen ist. Wir gehen davon aus, dass Trump seine Steuerreform in geringem Maße umsetzen wird. Im Bereich Deregulierung kann er wesentliche Änderungen erzielen, doch im Hinblick auf die Infrastruktur wird er jedoch enttäuschend abschneiden.

Steuerreform: Da die Unternehmenssteuer in den USA mit 35 Prozent relativ hoch ist, entscheiden sich zahlreiche US-Unternehmen dagegen, ihre Gewinne aus ihrem Überseegeschäft zurückzuführen. Schätzungen zufolge halten die 500 größten US-Unternehmen Barmittel in Höhe von 2,1 bis 2,5 Billionen in Übersee, um eine Regelung zu umgehen, die sie als Strafsteuer ansehen. Die Vorteile einer Rückführung dieser Barmittel aus Übersee werden parteiübergreifend anerkannt, was den Weg für eine entsprechende gesetzliche Regelung möglicherweise ebnen wird. Eine Steuererleichterung für rückgeführte Gewinne, in deren Rahmen die Unternehmen ihre Gewinne aus Übersee innerhalb eines bestimmten Zeitfensters lediglich zu einem vorgeschlagenen Steuersatz von 10 Prozent versteuern müssten, könnte bedeuten, dass hohe Beträge in die USA zurückfließen. Dort können sie investiert oder für Fusionen und Übernahmen verwendet werden. Unserer Auffassung nach sollte die Umsetzung dieser Reform möglich sein, da für eine entsprechende Änderung der Gesetzgebung keine einschneidenden Budgetkürzungen an anderen Stellen nötig sind. Nach Trumps Motto „America First“ wäre die Regelung somit für alle Beteiligten vorteilhaft.

Andere Steuerreformen, darunter die Senkung der Unternehmenssteuer auf 15 Prozent, sind vermutlich weit schwieriger umsetzbar. Solche Steuersenkungen müssten durch problematische Budgetkürzungen an anderen Stellen aufgefangen werden. Doch wird sich die Unterstützung für solche Reformen angesichts des Schuldenhaushalts in Höhe von bereits 19 Billionen voraussichtlich im Rahmen halten. Denn es existiert eine einflussreiche parteiübergreifende Bewegung, um die bereits hohe Verschuldung der USA einzuschränken, anstatt sie zu vertiefen.

Infrastrukturinvestitionen brauchen Zeit

Investitionen in die Infrastruktur: In diesem Hinblick ist Trumps größter Widersacher die Zeit. Es dauert mindestens fünf Jahre, um große Infrastrukturprojekte wie neue Schnellstraßen, Transportsysteme, Brücken und Flughäfen in Gang zu setzen. Auf diesem Gebiet mag Trump zwar Ankündigungen machen, doch positive Auswirkungen auf die US-Wirtschaft nehmen wahrscheinlich erst lange nach Trumps erster (und möglicherweise letzter) Amtszeit Form an.

Deregulierung: Was den Abbau der Bürokratie betrifft, wurden zahlreiche Vorschriften und unternehmerische Regelungen von Regulierungsbehörden eingeführt, deren wichtigste Führungsmitglieder direkt von Trump ernannt werden können. Vorbehaltlich ist lediglich festzustellen, dass Trumps Regierung bei der Ernennung dieser leitenden Positionen bisher weniger Eile an den Tag legte als die meisten Vorgängerregierungen. Auf Ebene der Gesetzgebung konnte Trump während seiner ersten 100 Amtstage einige geringfügige Erfolge verzeichnen. So gelang es ihm etwa, ein Gesetz über den Datenschutz im Internet durchzusetzen. Diese Regelung erlaubt es einigen Unternehmen, Informationen über die Internetgewohnheiten der Verbraucher an andere Firmen weiterzuverkaufen, die diese Daten dann zur Vermarktung ihrer Güter und Dienstleistungen an die Verbraucher nutzen können. Im Gegensatz zur gescheiterten Verabschiedung der Gesundheitsreform wird Trump voraussichtlich feststellen, dass ein mehrheitlich republikanischer Kongress einer weiteren Lockerung der behördlichen Auflagen für US-Unternehmen, insbesondere im Finanzbereich, positiv gegenübersteht.

Seite drei: Alle Mann an die Arbeit

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