Twitterschlacht: Scheitert das Abkommen der USA mit China?

Durchaus möglich, dass die chinesische Führung hinter den Kulissen sogar Verständnis für den US-Präsidenten aufbringt, der sich im Hinblick auf den Wahlkampf 2020 positionieren möchte.

In diesem Fall, dessen Wahrscheinlichkeit vermutlich bei über 50% liegt, wäre der Deal nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

 

Leidet Europa am Meisten?

Drittens aber ist Trumps Twitter-Attacke dennoch nicht ohne Gefahren für den Rest der Welt, vor allem für Europa mit seinen offenen Volkswirtschaften.

So befindet sich die exportabhängige deutsche Industrie seit Monaten in einer tiefen Rezession. Neue Zahlen für Auftragseingang und Output werden in dieser Woche veröffentlicht.

Große Hoffnung ruht auf der Nachfrage aus China, die doch möglichst bald wieder anziehen möge. Verzögert sich die Belebung des Welthandels jetzt infolge von Trumps Spielchen, wären wohl auch in Europa die Folgen schnell spürbar.

Selbst wenn irgendwann ein Deal kommt, wäre hierbei auch die zeitliche Dimension wichtig. Bisher nämlich hält in Europa und vor allem in Deutschland die Binnennachfrage das Wachstum am Laufen.

Dauert aber die Industrierezession zu lange, werden Unternehmen Mitarbeiter entlassen und die Schwäche könnte auf die Binnennachfrage durchschlagen. Eine schnelle Einigung wäre also gut.

Was bedeutet das für Anleger?

Realistisch ist wohl leider, dass uns die Unsicherheiten eines drohenden Handelskrieges noch ein Weile erhalten bleiben dürften. Für Trump ist das Thema zu wichtig, um es vorschnell durch Abschluss neuer Abkommen aufzugeben.

Andererseits schaut der US-Präsident gern auf die Aktienmärkte, deren Niveaus er als Barometer seiner Präsidentschaft interpretiert.

In diesem Sinne sollte es ihm zu denken geben, falls der China-Deal jetzt auf die lange Bank geschoben wird und die Märkte dies mit heftigen Abschlägen auf die bisherigen Jahresgewinne quittieren.

 

Foto: Pressebild / Blackrock

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