Geldpolitische Maßnahmen unterstützen Dax-Entwicklung

Ein Marktkommentar von Dr. Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement Star Capital, zu den Perspektiven der Märkte vor dem Hintergrund der Maßnahmen der Notenbanken und über die Positionierung der eigenen Produkte.

Dr. Manfred Schlumberger, Star Capital

Während die Einkaufsmanagerindizes als Frühindikatoren des verarbeitenden Gewerbes in Europa und den USA deutlich fallen, sendet China Signale der Erholung. Der Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing (CFLP) stieg überraschend deutlich von 35,7 Punkten im Februar auf nun 52 Punkte. Dem stärkten Monatsrückgang seit dem Beginn der Erhebung im Jahre 2005 folgte damit der deutlichste Anstieg.

Der Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr dürfte dem der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 entsprechen – sofern der Shutdown spätestens im Mai/Juni aufgehoben wird. In den USA ist bei den Gewinnen je Aktie mit einem Rückgang von durchschnittlich über 30 Prozent und in Europa zwischen 20 und 25 Prozent zu rechnen. Im kommenden Jahr gehen wir im Zuge der bis dahin zu erwartenden deutlichen Konjunkturerholung von plus 50 Prozent aus. Mit ihrem jüngsten Anstieg antizipieren die Börsen den Erfolg der nie dagewesenen fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen – ebenso wie der massive Zusammenbruch der Märkte die bevorstehende Rezession signalisierte.

Mit einem Rückgang von 35 Prozent in der Spitze hat der Dax den zu erwartenden Gewinneinbruch weitgehend eingepreist. Auch ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 1 stellte in der Vergangenheit einen unteren Wendepunkt dar. Ein Teil der Überschussliquidität, der im Zuge der extremen geldpolitischen Lockerung entsteht, wird in den Kapitalmarkt fließen. In der Folge erwarten wir eine Fortsetzung der momentanen Aufwärtsbewegung im weiteren Jahresverlauf, sobald ein Ende des Shutdowns der Wirtschaft abzusehen ist. Kurzfristig könnte der Dax bei 10.400 Punkten auf Widerstand stoßen. Dann könnte ein Kräftesammeln nötig sein und man muss abwarten was dann noch nach unten passiert. Langfristig hingegen können Anleger jetzt den Grundstein für die kommenden Jahre oder gar das nächste Jahrzehnt legen.

Fixed Income Outlook

Nach der starken Korrektur erscheinen Unternehmensanleihen mit einem Investment Grade-Rating wieder attraktiv. Ein Zeichen für die Unterbewertung: In Europa lag der durchschnittliche Zinsaufschlag von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen in der Spitze bei 250 Basispunkten – gegenüber dem langjährigen Schnitt von 130 bis 140 Basispunkten.

Auch bei High Yield-Anleihen haben die Risikoprämien nach der Panik-Korrektur mit bis zu 850 Basispunkten attraktive Niveaus erreicht. Mit Blick auf die Schwellenländer sind nach dem Abverkauf insbesondere Hartwährungsanleihen sehr viel versprechend.

Verschuldungsproblematik

Wir erleben derzeit eine monetäre Staatsfinanzierung durch die Notenbanken. Diese Verbindlichkeiten werden voraussichtlich niemals zurückgezahlt. Dies funktioniert jedoch nur in Staaten, die sich in ihrer eigenen Währung verschulden und deren Haushalte und Unternehmen über ausreichend hohe Ersparnisse verfügen. In Japan etwa liegt die Verschuldung aktuell bei 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Da die Verbindlichkeiten auf Yen lauten und zu einem großen Teil von der eigenen Bevölkerung gehalten werden, kann diese Situation noch lange weiterlaufen, ohne zu großen Problemen zu führen. Auch in den USA und der Eurozone ist dies möglich.

Derzeitige Positionierung Star Capital Winbonds plus

Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir mit einer Nettoaktienquote von sechs Prozent und einer Anleihequote von 72 Prozent eher defensiv aufgestellt. Zur Absicherung nutzen wir Shortpositionen in Indexfutures auf den Dax und den S&P 500. Die größten Aktienpositionen sind SAP, Qiagen (wird gerade von Thermo Fischer übernommen) und RWE. Neu positioniert haben wir uns beim Schweizer Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan und bei Paypal. Gold macht 5,4 Prozent im StarCapital Winbonds plus aus.

Wir sind zu 25 Prozent in Unternehmensanleihen mit Investment Grade investiert und kaufen leicht im Crossover-Bereich mit einem Rating von BB und BB+ zu. Mit Blick auf High Yield-Anleihen haben wir in Europa ein geringes Engagement, während wir in den USA keine Positionen in diesem Segment haben. Aktuell preist der Markt hier eine Ausfallrate von über 40% ein. In der Finanzkrise 2008/2009 fielen lediglich 13% der Emittenten aus. Das schafft enorme Opportunitäten.

Durch den teilweisen Verkauf von Staatsanleihen verfügen wir zusammen mit der Cash-Position von 5,8 Prozent über genügend Liquidität, um neue Chancen zu nutzen. Wir beobachten sehr genau, wie Anleihen im historischen Vergleich bewertet werden, um Ausreißer für Käufe zu nutzen.

Update StarCapital Strategy1

Unter Berücksichtigung des Hedgings liegt die Nettoaktienquote bei 50 Prozent. Zukäufe erfolgten bei Pfizer, Amazon und der Deutschen Börse, die in besonderem Maße vom stark erhöhten Ordervolumen profitieren sollte.

Foto: Star Capital

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