Hüther: „Helikoptergeld ist nur eine radikale Notlösung“

Donald Trump möchte den US-Bürgern mit Helikoptergeld durch die Krise helfen: Bis zu 1.200 US-Dollar soll jeder zur freien Verwendung bekommen, vorausgesetzt er verdient weniger als 99.000 Dollar im Jahr. Schnell ist auch eine Diskussion in Deutschland entfacht. Doch würde eine solche Finanzspritze überhaupt Sinn machen? Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sehen für Deutschland keinen Mehrwert.

Michael Hüther, IW

Bisher ist es nur ein Gedankenexperiment: Kaufen die Bürger nur noch wenig ein, könnte ihnen der Staat Geld schenken, um die Nachfrage anzukurbeln. Diese Idee hatte der Ökonom Milton Friedman 1969. Jetzt greift sie US-Präsident Donald Trump wieder auf: Er möchte fast jedem US-Bürgern bis zu 1.200 US-Dollar schenken, um ihnen so durch die Corona-Krise zu helfen. Anders als bei Friedmans Helikoptergeld sollen die Mittel aber nicht von der Zentralbank kommen, sondern aus dem Haushalt. Für Deutschland wird jetzt über eine ähnliche Option diskutiert. IW-Wissenschaftler halten das nicht für sinnvoll.

Für Deutschland nicht sinnvoll

Im Gegensatz zur Bundesrepublik sind in den USA die Bürger weder über Kurzarbeitergeld noch über ein vergleichbares Sozialversicherungssystem abgesichert. Der momentane Stillstand des öffentlichen Lebens, das Herunterfahren ganzer Unternehmen und Einrichtungen hat für Amerikaner also viel dramatischere Auswirkungen: Sie rutschen schneller in die Arbeitslosigkeit oder können sich notwendige medizinische Versorgung oder Lebensmittel nicht mehr leisten. Die Grundidee des Helikoptergeldes kann in diesem Fall durch die Krise helfen. In Deutschland würde das staatliche Geschenk aber bei zu vielen Menschen ankommen, die nicht wirklich darauf angewiesen sind. 

Kleinstunternehmen unterstützen

In der Bundesrepublik sind es nämlich vor allem Kleinstunternehmer, die durch die Corona-Krise in Gefahr sind. Hierzulande gibt es rund drei Millionen Unternehmen mit durchschnittlich 1,4 Angestellten und knapp über zwei Millionen Solo-Selbstständige. „Viele dieser Menschen sind aktuell stark betroffen und brauchen Hilfe – schnell und unbürokratisch“, sagt IW-Direktor Michael Hüther. Es sei wichtig, dass Kleinstunternehmen, die im Zuge der Corona-Krise Kredite bekommen, nicht mittelfristig in die Insolvenz getrieben werden. Notfalls müsse der Staat die so entstehenden Schulden der Unternehmen erlassen. „Helikoptergeld ist nur eine radikale Notlösung und sollte erst genutzt werden, wenn andere geldpolitische Instrumente nicht mehr weiterhelfen“, ergänzt Hüther. 

Foto: IW

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