US-Notenbank schreckt vor Zinswende zurück

Die US-Notenbank zeigt sich von den jüngsten Börsen-Turbulenzen beeindruckt und spielt bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik weiter auf Zeit. Der Leitzins bleibe unverändert auf dem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent, teilte die Federal Reserve (Fed) in Washington mit.

Sitz der Federal Reserve Bank in Washington DC

Asoka Wöhrmann, CIO Deutsche Asset & Wealth Management, äußerte sich kritisch zu der Entscheidung: „Mit diesem Schritt hat sich die Fed den Erwartungen des Marktes gebeugt und einen Zinsschritt weiter verschoben. Damit hat die Fed erneut nur mit Worten agiert, während die Märkte weiter auf Taten warten müssen. Der ausgebliebene Zinsschritt beschneidet den Spielraum der Fed, die Zinspolitik proaktiv zu gestalten, da sich das Zeitfenster für einen Zinsschritt weiter verengt. Da die Märkte bekamen, wonach sie zuletzt verlangt hatten, dürften die Marktreaktionen verhalten bleiben. Tendenziell sollten Risikoanlagen leicht profitieren.“

Auf dem historisch niedrigen Niveau verharrt der Zins bereits seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Ende 2008. „Die Zinsanhebung erfordert weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt und eine Annäherung der Inflation an den Zielwert von zwei Prozent“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen im Anschluss an den Zinsentscheid vor der Presse.

Die US-Wirtschaft wachse zwar moderat und die Lage am Arbeitsmarkt habe sich zuletzt weiter verbessert, heißt es im Fed-Statement. Doch die Währungshüter hoben auch die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten hervor: „Globale wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen könnten die Konjunktur bremsen.“ Diese Risiken würden beobachtet, betonte Yellen.

IWF will keinen Zinsschritt

Vor dem Hintergrund der jüngsten, vor allem von China ausgehenden Turbulenzen an den Finanzmärkten hatte unter anderem der Internationale Währungsfonds (IWF) die Fed aufgefordert, vorerst von einem Zinsschritt abzusehen. Die Verknappung des billigen Geldes würde Anleger noch nervöser machen, so die Befürchtung.

Ökonomen waren in ihren Erwartungen uneins – nur eine knappe Mehrheit hatte mit einer unveränderten Geldpolitik gerechnet. Die US-Konjunktur hat deutlich an Fahrt gewonnen, so dass die Stützung der Wirtschaft durch billiges Geld zunehmend umstritten ist.

Börsen reagieren negativ

Die weltweiten Börsen haben überwiegend negativ auf den Zinsentscheid der Fed reagiert. In Tokio und New York, wo nach dem Zinsentscheid bereits gehandelt wurde, ging es bergab. Börsianer hoben auf die zum Ausdruck kommende Konjunkturskepsis ab. Beim deutschen Leitindex Dax erwarteten die Anleger am Freitag einen Start leicht im Minus.

Warnung vor Verlust der Glaubwürdigkeit

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