Leistungsverweigerung: Freie Ärzteschaft teilt gegen GKV aus

Der Verband Freie Ärzteschaft (FÄ), der vorwiegend niedergelassene Haus- und Fachärzte vertritt, hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) scharf kritisiert: Die GKV sei von den Aufsichtsbehörden unzureichend kontrolliert, eine Bürgerversicherung beschere den Kassen „Narrenfreiheit“.

Niedergelassene Ärzte wehren sich gegen Bürgerversicherung.

Die gesetzlichen Kassen jonglierten mit dem Geld der Versicherten als wäre es ihr eigenes, ereifert sich die FÄ in einer Mitteilung. Vor allem die aus Sicht des Ärzteverbandes „nutzlose“ elektronische Gesundheitskarte (eGK) soll den Versicherten nach FÄ-Angaben bereits 700 Millionen Euro gekostet haben.

FÄ: Kassen streichen Leistungen „gnadenlos“ zusammen

Zudem ließe sich mit der elektronischen Gesundheitskarte „ganz im Sinne der Kassen“ bei den Leistungen weiter kräftig sparen, kritisiert der Verein. So würden die Krankenkassen trotz eines Überschusses von 28 Milliarden Euro die Leistungen immer weiter „gnadenlos zusammenstreichen“. Dazu zähle beispielsweise, dass die Kostenübernahme für Therapien und Hilfsmittel vermehrt verweigert werde.

VdK rät bei Leistungsverweigerung zu Widerspruch

Tatsächlich geht aus Daten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) hervor, dass es bei rund 700.000 Prüfungen zu Reha-Leistungen in 39 Prozent der Fälle eine Ablehnung gab. Die medizinischen Voraussetzungen seien nicht erfüllt, heißt es zur Begründung. Der Sozialverband VdK rät Patienten nun dazu, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen.

„Rationierung auf Kosten von Patienten und Ärzten“

Werde dieses „Überwachungssystem“ in Form der eGK vorangetrieben, dann übernähmen die Krankenkassen endgültig „die Kontrolle und Steuerung medizinischer Maßnahmen – alles mit dem Ziel der Rationierung und damit auf Kosten der Patienten und Ärzte“, meint Dr. Silke Lüder, stellvertretende Vorsitzende der Freien Ärzteschaft.

FÄ-Chef Dietrich schimpft auf Bürgerversicherung

Auch Lüders Verbandskollege, FÄ-Chef Wieland Dietrich, spart nicht mit Kritik an der GKV – diese zielt vor allem auf eine mögliche Bürgerversicherung ab: „Wenn das bereits jetzt gänzlich undurchsichtige GKV-System mit einer Bürgerversicherung allein im Interesse der Krankenkassen auf alle Bürger und medizinischen Versorgungsbereiche ausgedehnt wird, sind der Selbstbedienungsmentalität der Kassen überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt“, schimpft Dietrich.

Der Mediziner verweist unter anderem auf Kosten von zehn Milliarden Euro, die jährlich für die eigene Verwaltung anfielen. „Wenn die Kassen die niedergelassenen Ärzte nicht mit unnötiger Bürokratie traktieren würden, dann hätten die Praxen nur halb so viel Verwaltungsaufwand. Das ergäbe Einsparungen von rund fünf Milliarden Euro“, so Dietrich. (lk)

Foto: Shutterstock

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