Pimco warnt Anleger vor Repression

Wollen Investoren auch in den nächsten Jahren noch gut aufgestellt sein, sollten sie ihre Anlagestrategien überprüfen und sich insbesondere vor finanzieller Repression von staatlicher Seite und weiteren großen Krisen schützen. Zu dieser Empfehlung kommt der kalifornische Anleihespezialist Pimco, Tochter der Frankfurter Fondsgesellschaft Allianz Global Investors.

Andrew Bosomworth, Allianz GI
Andrew Bosomworth, Allianz GI

Die größte Herausforderung für Investoren: In Folge der globalen Finanzkrise haben die politischen Entscheidungsträger in den Industriestaaten weltweit mit geringen Leitzinsen, quantitativer Lockerung und fiskalpolitischen Maßnahmen die Finanzmärkte gestützt.

Das ermöglichte trotz schwacher und uneinheitlicher Fundamentaldaten hohe Erträge an den Finanzmärkten, insbesondere in den risikobehafteten Marktsegmenten, wie Andrew Bosomworth, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei Pimco und Geschäftsführer der Allianz Global Investors, weiß: „Man könnte sagen, dass Anleger sich im Zuge dieses Prozesses per saldo Erträge von der Zukunft geborgt haben. Dieser Mechanismus funktioniert jedoch nur in begrenztem Umfang.“ Die bereits komprimierten realen Renditen dürften daher das Potenzial für künftige Erträge begrenzen.

Finanzielle Repression droht

Am Rentenmarkt sei der fast 30-jährige Trend hin zu geringeren Renditen zu Ende, so Bosomworth: „Anleger sehen sich bei klassischen Staatsanleihen einem Umfeld geringer bis negativer Realrenditen gegenüber sowie dem Risiko von Kursverlusten.“

Nicht nur das: „Anleger sollten sich vor der finanziellen Repression schützen!“ Gemeint ist der Versuch der Regierungen vor allem in Industriestaaten, sich über Inflationierung und negative reale Zinsen auf Kosten der Sparer zu entschulden. „Um sich gegen geringe reale Renditen, steigende Inflation und Währungsabwertung abzusichern, sollte man sich die wachsenden Möglichkeiten weltweit auf Portfolioebene zunutze machen“, empfiehlt Bosomworth. Globale und flexible Ansätze seien dazu geeignet.

„Das strikte Festhalten an traditionellen, marktkapitalisierungsgewichteten Indizes bringt in diesem Umfeld finanzieller Repression und steigender Staatsverschuldung Risiken mit sich“, so Bosomworth.

Auch gegen Krisen, mal als „schwarze Schwäne“, inzwischen gern als „Tail-Risks“ bezeichnet, sollten sich Anleger nach Meinung der Allianz-Global-Investors-Tochter wappnen. „Tail-Risk-Hedging wird eine wichtige Rolle spielen.“

Schwellenländer legen weiter zu

Extreme Risiken sind nicht das Einzige, worauf sich Investoren einstellen müssen: „Anlagestrategien, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, dürften angesichts der Herausforderungen der nächsten Jahre Schwächen zeigen oder Anleger sogar zusätzlichen Risiken aussetzen. Eine Überprüfung und Anpassung ist daher dringend nötig“, sagt Bosomworth.

Der Allianz-Global-Investors-Geschäftsführer geht von einer heterogen Wirtschaftsentwicklung aus: „Für die industrialisierten Volkswirtschaften erwarten wir über die kommenden Jahre ein insgesamt enttäuschendes BIP-Wachstum von etwa zwei Prozent pro Jahr, rechnen für die Schwellenländer aber mit einem deutlich höherem Wachstum von jährlich rund sechs Prozent.“ Der wirtschaftliche Aufholprozess dort dürfte jedoch von periodisch wiederkehrenden Inflationssorgen, unerwünscht hohen Kapitalzuflüssen und politischen Eingriffen in die Märkte begleitet werden.

Größere Bedeutung als heute soll nach Meinung der Pimco-Experten in den nächsten Jahren der Bonität von Staaten zukommen. Tendenziell schlechter in den Industriestaaten, besser dagegen in den Schwellenländern. Dadurch verliere die traditionelle Sichtweise an Bedeutung, die Staatsanleihen von Industriestaaten als kreditrisikofreie Anlagen betrachtet, so Bosomworth. Im Gegensatz dazu sollten Kreditrisiken in Schwellenländern eine geringere Rolle spielen, zugleich dürfte die historische Korrelation von Emerging Markets mit risikobehafteten Anlageklassen abnehmen. (mr)

Foto: Allianz Global Investors

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