Swisscanto: Anleger müssen Investmentstrategie überdenken

Während die Auswirkungen der jüngsten EZB-Entscheidung auf die Finanzmärkte eher undramatisch waren, ist sie nach Meinung der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto von großer Brisanz für Privatanleger.

Thomas Liebi, Swisscanto: „Anleiheinvestoren müssen sich nach Alternativen umsehen.“

Dramatisch werde es für Anleger, die traditionell sicherheitsbewusst in Rentenpapiere bester Bonitäten investierten oder ihr Kapital gern liquide auf einem Geldmarkt- oder Festgeldkonto parkten.

„Zwar ist der Realzinsverlust hier seit Jahren Realität, aber ein Gros der Anleger akzeptiert dies überraschenderweise mehr oder wenig klaglos – ohne die eigene Investmentstrategie zu überdenken. Doch genau dazu zwingen die Notenbanken die Anleger. Denn selbst wenn die Phase der Zinswende einmal beginnt, werden die Renditen nicht gerade schnell dazu führen, dass sichere Zinserträge dauerhaft über der Inflationsrate liegen“, sagt Thomas Liebi, Chefökonom von Swisscanto.

„Anleiheninvestoren müssen sich nach Alternativen umsehen und sollten ihre Vorbehalte gegenüber Anleihengattungen, die nicht von hohen Ratings zeugen, ins Visier nehmen. Denn ungeachtet der allgemeinen Zinsentwicklungen gibt es an den Märkten Investmentchancen“, so Liebi.

CoCo-Anleihen als Alternative

Eine interessante Anlageklasse seien CoCo-Anleihen. Resultierend aus dem Ziel, dass Banken ihre Eigenkapital-Struktur stärken müssen, dürften vermehrt CoCo-Anleihen emittiert werden. Es handele sich dabei um bedingte Wandelanleihen, die bei einem vorher definierten Auslöser, dem Unterschreiten einer bestimmten Eigenkapitalquote, umgewandelt oder abgeschrieben werden müssen.

„Die Verzinsung von CoCo-Anleihen beträgt aktuell rund sechs Prozent. Sie haben damit generell ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis. Da jede einzelne CoCo-Anleihe jedoch eine spezielle Ausstattung aufweist, ist jede Neuemission genau zu prüfen bezüglich des gewünschten Risikoprofils. Aufgrund der umfangreichen Analyse, der hohen Stückelung (meist 100.000 Euro und höher) und zur optimalen Risikodiversifikation ist für Investoren die Fondslösung in der Regel sinnvoller als direkte Beteiligungen“, so Liebi.

Aktien weiter im Blick behalten

Unverändert sollten aufgrund der Niedrigzinsphase Aktien im Fokus bleiben, so Liebi. Dass die Anleger im deutschsprachigen Raum zu Aktienfans mutieren, sei trotz der Rahmenbedingungen nicht zu erwarten. Aber zumindest sollten die Signale der Notenbanken die Investmententscheide dahingehend beeinflussen, dass der Sinn der Aktienanlage zu einem bestimmten Teil im Gesamtportfolio mehr wertgeschätzt werde als bisher.

„Aktien sind nach den guten Entwicklungen in jüngerer Vergangenheit nicht mehr billig, aber unverändert interessant. Momentan erscheinen besonders europäische und japanische Aktien attraktiv, da diese Märkte von den Maßnahmen der Notenbanken weiterhin profitieren. Generell bleiben Aktien langfristig wichtige Renditebringer im Portfolio und besonders Anleger, die sich im Vermögensaufbau befinden, sollten sich diese Anlageform einmal genauer betrachten“, meint der Chefökonom von Swisscanto.

Foto: Swisscanto

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