Neue Sparstrumpf-Debatte? – Forscher sieht bAV auf Sparbuch-Niveau

Nach der Debatte um die Riester-Rente sieht sich nun auch die betriebliche Altersversorgung (bAV) dem Vorwurf ausgesetzt, sich für viele Menschen nicht zu lohnen.

Zu diesem Schluss kommt der Arbeitsrechtsprofessor Ulrich-Arthur Birk, der für seine These viel Widerspruch erntet.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) in ihrer gestrigen Ausgabe berichtet, habe eine Untersuchung des Bamberger Wissenschaftlers ergeben, dass die bAV für viele Menschen keine lohnende Anlage für den Ruhestand sei. „Für Beschäftigte, die, gesetzlich krankenversichert, nach 2005 einen Vertrag unterschrieben haben und vom Chef keinen Zuschuss bekommen, ist die sogenannte Entgeltumwandlung für die Betriebsrente in der Regel nicht rentabel“, zitiert die SZ den Professor, der seit vielen Jahren zum Thema Altersvorsorge forscht.

Bei der Entgeltumwandlung erhält jeder Arbeitnehmer das Recht, einen Teil seines Lohns in eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds zu überführen, wodurch der Beschäftigte sein zu versteuerndes Einkommen mindert – auf diese Weise können bis zu 4.488 Euro jährlich steuerfrei in eine Betriebsrente eingezahlt werden, bis zu einem Betrag von 2.688 Euro fallen zudem keine Sozialbeiträge an.

Sparkonto für 1,75 Prozent lukrativer als bAV?

Was sich zunächst gut anhört, ist nach den Berechnungen von Birk oftmals alles andere als lohnenswert. Birks Beispiel lautet: Ein gesetzlich krankenversicherter, alleinstehender Durchschnitts-Arbeitnehmer mit 3.400 Euro brutto im Monat, der Anfang 2012 eine Direktversicherung bei einem großen deutschen Anbieter abgeschlossen hat und 44 Jahre lang 100 Euro monatlich bis zur Rente mit 67 einzahlt, kommt netto auf eine garantierte Monatsrente von rund 150 Euro. Mit den nicht garantierten Überschüssen wären es 300 Euro. Davon sind allerdings noch knapp 40 Euro abzuziehen, die der bAV-Sparer weniger an gesetzlicher Rente erhält, sodass 260 Euro zu Buche stehen. Ein paar Euro mehr hätte der Modell-Rentner herausbekommen, wenn er bei dem Versicherer eine private Rentenversicherung abgeschlossen oder die jeweils 100 Euro für 1,75 Prozent Zinsen auf ein Sparkonto überwiesen hätte, schreibt die SZ unter Verweis auf Birk.

Nur bei einem sehr günstigen Anbieter könne das Ergebnis für die Betriebsrente etwas besser ausfallen, so Birk. Wer nicht privat krankenversichert sei und vom Betrieb keinen Zuschuss erhalte, solle sich den Abschluss aber gut überlegen, solange Arbeitnehmer in der Auszahlungsphase so schlecht gestellt seien. Birk möchte daher eine politische Diskussion anregen: „Wir brauchen eine Reform der betrieblichen Altersvorsorge. Sonst verpufft die staatliche Förderung“, fordert der Wissenschaftler. Der Gesetzgeber habe die Rahmenbedingungen in der bAV nachträglich verschlechtert.

Seite zwei: Fachleute kritisieren Berechnungsmethode

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