„Im Healthcare-Sektor gezielt Mehrwert schaffen“ – Cash. im Talk mit Loreno Ferrari, Bellevue Asset Management

Der Healthcare-Sektor bietet Wachstum, Defensive und große Renditeunterschiede – ideale Bedingungen für aktives Management. Loreno Ferrari, Leiter Produktmanagement bei Bellevue Asset Management, erklärt im Interview, wie der Bellevue Healthcare ETF Alpha erzielen will, wie das Portfolio aufgebaut ist und warum Active ETFs vor einem starken Wachstum stehen.

Transkript des Videos:

Herr Ferrari, Sie haben einen Active ETF im Gesundheitsbereich aufgelegt. Was unterscheidet den Bellevue Healthcare ETF von klassischen passiv verwalteten Indexfonds im Gesundheitssektor?

Ferrari: Ja, wie der Name schon sagt, sprechen wir hier von einem Active ETF – dahinter steckt also aktives Management. Wir haben den Gesundheitssektor analysiert, und es hat sich gezeigt, dass er zu den Sektoren mit einer sehr positiven Entwicklung gehört. Gleichzeitig gibt es innerhalb des Index bzw. des Gesundheitsmarktes enorme Renditespannen zwischen den Titeln mit der besten Performance und jenen, die deutlich zurückbleiben. Das ist eine ideale Ausgangslage, um mit aktivem Management Alpha zu generieren. Genau das ist unser Ziel, und davon sind wir mit diesem Healthcare-ETF überzeugt.

Wie setzt Bellevue seine langjährige Healthcare-Expertise in diesem Fonds ein?

Ferrari: Wir haben ein Team aus sieben Healthcare-Analysten und Portfolio-Managern, die sich genau mit dieser Frage beschäftigen: Wie können wir hier einen Mehrwert schaffen? Das geschieht über die fundamentale Analyse der Unternehmen – also der grundlegenden Entwicklung, der Qualität des Managements, der Ertragskraft und der Gewinnentwicklung. Dazu kommt die Analyse der Aktie selbst: Gibt es beispielsweise absehbare Katalysatoren für den Aktienkurs, etwa positive klinische Studiendaten oder eine Produktzulassung?

All das mündet in eine sogenannte „Conviction“, also eine Überzeugung. Und diese Überzeugung bestimmt am Ende, ob wir einen Titel gegenüber der Benchmark übergewichten – bei hoher Überzeugung – oder bei einer negativen Überzeugung eher untergewichten bzw. gar nicht in das Unternehmen investieren.

Welche Chancen und Ziele verfolgt der ETF hinsichtlich Rendite, Portfoliostruktur oder Benchmark-Vergleich?

Ferrari: Wenn wir auf die Rendite schauen, sind wir natürlich bis zu einem gewissen Grad von der Marktrendite abhängig. Der Gesundheitsmarkt hat in den letzten zehn Jahren in Euro rund acht Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Unser Ziel ist es, mit aktivem Management zusätzlich Alpha zu erzielen – also nach Kosten etwa ein bis zwei Prozentpunkte Zusatzrendite über die Marktrendite hinaus. Die Chancen für Investoren sind sehr spannend: Man investiert in einen strukturell wachsenden Markt, der zugleich defensive Qualitäten mitbringt und sehr innovativ ist. Zur Portfoliostruktur: Mit unserem Ansatz ist es möglich, ein Portfolio mit etwa 60 bis 70 Positionen zu führen. Das steht im Vergleich zum MSCI World Healthcare Index, der ungefähr doppelt so viele Positionen enthält.

Ganz wichtig ist für uns in der Portfolio-Konstruktion, dass wir wirklich titelspezifische Positionen eingehen wollen. Wir wollen bewusst Titrisiken im Portfolio haben, weil wir diese verstehen, erklären und steuern können. Allokationsrisiken wollen wir dagegen nicht. Das bedeutet: Bei der Länder- und Subsektorverteilung bleiben wir eher nahe an der Benchmark.

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Wavestone bei der Auflegung und Skalierung des Healthcare-ETFs?

Ferrari: Die Zusammenarbeit mit Wavestone ist hervorragend, weil wir Wavestone schon sehr lange kennen. Sie sind unsere Management Company für die Luxemburger Publikumsfonds, die wir bei Bellevue seit vielen Jahren verwalten. Deshalb sind wir sehr früh in der ETF-Projektphase auf Wavestone zugegangen.

Wavestone hat ein ETF-Team in Irland, das sich ausschließlich ETFs widmet. Das bringt viele Vorteile: Wir können auf die komplette Expertise dieses Teams zurückgreifen, was Effizienzgewinne schafft. Außerdem haben wir Zugang zu Market Makern, die im ETF-Geschäft sehr wichtig sind, um eine gute Preisbildung an der Börse sicherzustellen. Diese Vorteile können wir letztlich an unsere Investoren weitergeben. Wir profitieren also gemeinsam mit Wavestone von Expertise und Effizienzgewinnen.

Schauen wir zum Schluss noch auf die Marktentwicklung: Was erwarten Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren im Bereich Active ETFs?

Ferrari: Ich glaube, wir werden sehr hohe Wachstumsraten sehen. Das liegt daran, dass die Volumen im Active-ETF-Bereich noch relativ gering sind – wir stehen also erst am Anfang. Die Marktdurchdringung in Europa liegt derzeit bei zwei bis drei Prozent des gesamten ETF-Geschäfts. In den USA ist sie schon deutlich höher, nämlich bei etwa acht bis neun Prozent. Die Entwicklung kann also klar dahin gehen, dass wir mit dem allgemeinen ETF-Wachstum auch Active ETFs stärker wachsen sehen, auch bei den Marktanteilen. Langfristig ist es aber wie in den meisten Märkten: Irgendwann wird der Markt gesättigt. Dann wird sich Wachstum nur noch dort durchsetzen, wo ein echter Mehrwert vorhanden ist – nach Kosten, mit einem kompetitiven Produktprofil und fairen Kosten. Wenn das gegeben ist, hat ein Active ETF sicherlich Potenzial. Wenn nicht, wird auch hier ein Verdrängungswettbewerb stattfinden.

Herzlichen Dank, Herr Ferrari.

Ferrari: Ich danke Ihnen.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments