Amundi: Privatanleger handeln vermehrt digital und wünschen professionelle Beratung

Christian Pellis
Foto: Alexander von Spreti
Christian Pellis, Amundi: „Das Verhalten von Anlegern, die Informationen, Beratung oder Orientierung bei Finanzfragen suchen, verändert sich aufgrund neuer Technologien rasant."

Amundi hat eine Umfrage veröffentlicht, in der das digitale Engagement von Privatanlegern untersucht wird. Eines der Ergebnisse: 78 Prozent der deutschen Privatanleger nutzen heute bereits digitale Anlageplattformen

Im Fokus der Umfrage standen Anlagen auf Online-Plattformen sowie die Nutzung von Online-Informationsquellen für die Entscheidungsfindung. In dieser zweiten Auflage der Studie wurden 25 Länder mit über 11.000 befragten Privatanlegern untersucht.

„Die zweite Ausgabe unserer Studie ‚Decoding Digital Investment‘ bietet eine Fülle von Informationen für alle, die die veränderten Erwartungen und Verhaltensweisen von Anlegern verstehen möchten. Die Studie unterstreicht die Bedeutung einer professionellen Anlageberatung: Fast dreimal so viele Anleger, die sich beraten lassen – sei es durch persönliche Gespräche oder digitale Mittel – haben einen strukturierten Anlageplan erstellt“, so Fannie Wurtz, Head of Distribution & Wealth Division, Passive Business Line. „Während die Nutzung digitaler Kanäle weltweit weiter zunimmt, ist die Entwicklung eines hybriden Beratungsmodells für die Erreichung und Unterstützung langfristiger Anlageziele unerlässlich.“


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Digitales Investieren hat sich global in allen Altersgruppen durchgesetzt

Digitales Anlegen hat längst alle Altersgruppen erreicht. So verwalten 68 % der über 50-Jährigen weltweit ihre Anlagen digital. Bei den Wachstumsraten liegt die Gruppe der jüngeren Anleger jedoch vorn. Die Anzahl der Anleger, die digitale Plattformen für die Verwaltung ihrer Anlagen nutzt, sollte also in den nächsten Jahren kontinuierlich wachsen. Bereits heute investieren in Deutschland 78 % der Privatanleger zumindest Teile ihres Portfolios auf einer digitalen Plattform. Damit entspricht das Nutzerverhalten der Deutschen dem globalen Durchschnitt (77 %).

Internet und Social-Media-Kanäle sind die bevorzugten Informationsquellen

Fast drei Viertel der weltweit Befragten (73 %) nutzen digitale Kanäle, um Anlageinformationen zu erhalten. Dieser Anteil ist in Europa niedriger (69 %) als in Asien (76 %). In Deutschland beziehen 68% der Privatanleger Informationen oder Anleitungen aus digitalen Quellen. 37 % der Befragten vertrauen beim Thema Finanzen den sozialen Medien und 32 % der Befragten bevorzugen sogenannte Influencer, um sich über Anlagethemen zu informieren. Aus dieser Gruppe haben 56 % eine Investitionsentscheidung schon einmal allein auf der Grundlage von Ratschlägen von Influencern getätigt und 85 % dieser Anleger stimmten zu, dass sich die so getätigte Investition als gut erwiesen hat.

Global ist für Privatanleger YouTube die wichtigste Social-Media-Plattform (72 %), gefolgt von Instagram (49 %) und Facebook (46 %). Im Vergleich zwischen den Regionen fällt auf, dass europäische Anleger weniger auf Influencer vertrauen, dies gilt vor allem für die Gruppe der 51- bis 60-Jährigen.

Professionelle Beratungsmodelle beim Aufbau langfristiger Finanzpläne gefragt

Die Umfrage belegt: digitales Investieren liegt hoch im Kurs. Mehr als die Hälfte der Anleger (54 %) tun dies jedoch, ohne sich Gedanken um einen langfristigen Vermögensaufbau zu machen. Sie investieren ohne einen strukturierten Finanzplan. Laut Studie haben in Deutschland 59 % der Anleger keinen ausgearbeiteten Finanzplan. Wer jedoch einen Finanzplan hat und entlang diesem anlegt, der nutzt bei der Entscheidungsfindung immer noch gerne professionelle Beratung. Weltweit nimmt knapp die Hälfte aller Anleger immer noch professionelle Beratung in Anspruch, auch wenn diese Zahl pro Markt stark variiert. Auch in Deutschland nutzen 48 % der Anleger professionelle Beratung, wie überall in Europa gerne durch einen menschlichen Bankberater.

Der Umfrage zufolge schätzen Privatanleger eine persönliche, professionelle Anlageberatung – vor allem, wenn es um die langfristige Finanzplanung geht. Gleichzeitig sind aber auch Anleger, die keine Online-Plattformen nutzen, Online-Angeboten gegenüber aufgeschlossen. Als Empfehlung für Anbieter im Privatkundengeschäft lässt sich daraus ableiten, dass sie die Einführung eines hybriden Modells in Betracht ziehen sollten, um die Anlegerbedürfnisse ganzheitlich zu erfüllen.

Finanzielle Sicherheit im Alter ist das primäre Anlageziel

Das wichtigste Anlagemotiv ist der Umfrage zufolge die finanzielle Absicherung im Alter (41 %). In allen Ländern nimmt dieses Motiv den ersten oder zumindest zweiten Platz ein. In Deutschland trifft dies auf 37 % der Befragten zu. An zweiter Stelle steht der Wunsch, so viel Rendite wie möglich zu erwirtschaften (39 %). Bei den deutschen Anlegern geben 33 % diesen Grund an. Im Durchschnitt gehen die deutschen Anleger davon aus, dass sie im Ruhestand 61 % ihres derzeitigen Einkommens benötigen werden. Allerdings sieht sich nur jeder vierte Deutsche beim Thema Altersvorsorge auf dem richtigen Kurs.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie machen deutlich, dass viele Anleger ihr Renteneintrittsalter und ihren Finanzbedarf im Ruhestand nicht realistisch einschätzen können. Dies mag unterschiedliche Gründe haben, fehlendes Finanzwissen sowie fehlende Anreizsysteme und mangelnde Planung scheinen eine Rolle dabei zu spielen. In vielen Fällen sorgt erst das nahende Renteneintrittsalter für eine realistische Einschätzung. Die Daten der Studie zeigen, dass die Erwartungen an den Finanzbedarf im Alter bei Menschen über 50 deutlich steigen. Anbieter sollten daher darüber nachdenken, wie sie diese Informationen nutzen können, um Anleger aufzuklären und zu mehr Vorsorge zu bewegen.

„Das Verhalten von Anlegern, die Informationen, Beratung oder Orientierung bei Finanzfragen suchen, verändert sich aufgrund neuer Technologien rasant. Privatanlegern steht eine Fülle an Ressourcen zur Verfügung und es zeigt sich deutlich, dass digitale Kanäle am Privatanlegermarkt auch in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden“, fasst Christian Pellis, CEO von Amundi Deutschland, zusammen. „Doch unsere Studie zeigt auch: Vertrauen entsteht nicht alleine durch Technologie. Auch digitale Anleger schätzen immer noch menschlichen Umgang. Hier öffnen sich für alle Marktteilnehmer Türen für langfristige, qualitativ hochwertige Kundenbeziehungen.“

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