Betriebliche Vorsorge: Digitalisierung als Turbo

Martin Bockelmann
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Martin Bockelmann

In hochkomplexen Beratungssituationen wie der ganzheitlichen Beratung eines Unternehmens zu den Bereichen bAV, bKV und bAKS können die Stärken von Technologie ausgespielt werden. Gastbeitrag von Martin Bockelmann, Xempus

Die betriebliche Vorsorge hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung hinzugewonnen. Neben der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) etabliert sich mit betrieblicher Arbeitskraftabsicherung (bAKS) bereits das nächste Produkt als Teil der betrieblichen Vorsorge. Vermittlerinnen und Vermittler, die sich dabei auf eine ganzheitliche Beratung fokussieren, verschaffen sich einen Wettbewerbsvorteil. Digitale Prozesse bilden dafür die Grundlage und ermöglichen entscheidende Skalierungseffekte.

Das Interesse an der betrieblichen Vorsorge steigt. Treiber hinter diesem Trend sind die Beschäftigten, die die Vorteile der betrieblichen Vorsorge zunehmend für sich erkennen.

Immer mehr Beschäftigten ist bewusst, dass die gesetzliche Rente allein nicht mehr ausreicht, um im Alter gut versorgt zu sein. Verschiedene Studien zeigen, dass sich immer mehr eine Absicherung über ihren Arbeitgeber wünschen. Laut einer Arbeitnehmer-Umfrage von Willis Towers Watson (WTW) in 2022 war die bAV für 52 Prozent der Befragten der Benefit, auf den sich die Arbeitgeber am meisten konzentrieren sollten.

Parallel hat die Pandemie dazu beigetragen, dass die Menschen ihre eigene Gesundheit stärker in den Fokus rücken und achtsamer damit umgehen. Sie schätzen den Wert von Gesundheitsleistungen. Auch hier bestätigen die Zahlen von WTW eine starke Entwicklung. So sind für 60 Prozent der Befragten Gesundheitsprogramme des Arbeitgebers ein wichtiger Grund, im Unternehmen zu bleiben. Eine große Chance für Unternehmen, die eigene Belegschaft dabei zu unterstützen, für das Alter und die eigene Gesundheit vorzusorgen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist dies ein entscheidender Benefit, um sich vom Wettbewerb abzuheben, seine Mitarbeitenden langfristig zu binden und neue Fachkräfte zu finden.

Höhere Erwartungen bei Unternehmenskunden

In der bKV zeigen die Wachstumszahlen des letzten Jahres, dass viele Arbeitgeber diese Vorteile bereits für sich erkennen. So hat sich die Anzahl an Unternehmen mit einem bKV-Angebot laut dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) seit 2015 vervierfacht. Und dieser Trend entwickelt sich rasant weiter, denn mit der bAKS zeichnet sich bereits der nächste Bedarf in der betrieblichen Vorsorge ab. Ein spannendes Themenfeld und toller Benefit gerade auch für Mitarbeitende, die ohne ihren Arbeitgeber gar keine Möglichkeiten hätten, sich privat abzusichern. Denn die vom Arbeitgeber finanzierte bAKS ist ohne detaillierte Gesundheitsprüfung für Mitarbeitende möglich und gewährt damit einfacheren Zugang zur Absicherung.

Diesem Trend folgen auch auf Unternehmen spezialisierte Vermittler. In den Gesprächen mit Arbeitgeberkunden kommen immer häufiger Fragen zur bKV oder bAKS. Generell ist das Interesse groß, Mitarbeitenden mit zusätzlichen Benefits zu unterstützen. Das gilt nicht nur für Arbeitgeber, sondern gleichermaßen für Versicherer und Vermittler, die hier einen Wachstumsmarkt erkennen. Das wird die heute schon starke Entwicklung weiter beschleunigen. Kann der Vermittler die Vorteile der einzelnen Säulen klar und transparent aufzeigen und ein ganzheitliches Versorgungskonzept mit entsprechender Budget-Verteilung gemeinsam mit dem Arbeitgeber entwickeln, bekommt die betriebliche Vorsorge eine höhere strategische Relevanz beim Arbeitgeber. Und entwickelt sich vom Produktverkauf hin zur Konzeptberatung.

Die fortschreitende Digitalisierung führt zu höheren Erwartungen, insbesondere bei Unternehmenskunden. Mit einer digitalen Beratungsstrecke erfüllt man die heutigen Erwartungen, übertrifft sie aber nicht mehr. Dennoch sind die Potentiale der Digitalisierung noch lange nicht ausgeschöpft, vor allem in hochkomplexen Beratungssituationen wie beispielsweise der ganzheitlichen Beratung eines Unternehmens zu den Bereichen bAV, bKV, bAKS können die Stärken von Technologie ausgespielt werden. Komplexe Themen werden einfach, transparent und verständlich zu vermitteln. In der Beratung können steuerrechtliche Vorgaben, Tarifvergleiche und rechtliche Fragestellungen einfach erklärt werden. Gerade in der ganzheitlichen Beratung der betrieblichen Vorsorge hilft das enorm und spart den Vermittlern viel Zeit, nicht nur in der Vorbereitung.

Auch in der Verwaltung spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Hier gilt es, die Prozesse für die Arbeitgeber weiter zu vereinfachen. Zentrales Element sind dafür die eigenen HR-Systeme der Arbeitgeber. Aktuell fehlt es an direkten und einheitlichen Schnittstellen zu den Produktanbietern, die es den Arbeitgebern ermöglichen, Änderungen direkt in ihren eigenen Systemen mit wenigen Klicks abzuschließen. Hier werden innovative Lösungen benötigt, um eine End-to-End-Digitalisierung der Prozesse zu erreichen. Denn nichts hemmt eine Entwicklung mehr als langwierige und komplizierte Prozesse.

Daten in die Beratung miteinbeziehen

In der bAV digitalisiert Xempus bereits seit vielen Jahren die Prozesse zwischen alle Beteiligten und hat eine Plattform geschaffen, über die alle Prozesse in der bAV – von der Beratung, über den Abschluss bis hin zur Verwaltung – vollständig digital abgewickelt werden können. Das Gleiche wurde 2023 für die gesamten Prozesse in der betrieblichen Vorsorge mit bAV, bKV und bAKS umgesetzt. Dabei ist es essenziell, die Prozesse in der betrieblichen Vorsorge ganzheitlich zu betrachten und den Vermittlern Tools an die Hand zu geben, die sie nicht nur dabei unterstützen, ganzheitliche Versorgungskonzepte in der Beratung zu entwickeln, sondern auch dabei helfen, die Erwartungen ihrer Kunden an digitale Prozesse zu erfüllen.

Und das ist erst der Anfang. Denn neben der Digitalisierung der einzelnen Prozesse gilt es im nächsten Schritt, die Ergebnisse noch einmal zu verbessern und die gewonnenen Daten auszuwerten und in die Beratung miteinzubeziehen. Das nutzen wir bereits in der bAV. Arbeitnehmende können über einen Vergleichsrechner sehen, wie viel andere Arbeitnehmende in einer Vergleichsgruppe durchschnittlich zurücklegen. Das hilft bei der Entscheidungsfindung. Gleiches gilt auch für die Arbeitgeberberatung. Kann der Vermittler transparent machen, was andere Unternehmen in die betriebliche Vorsorge ihrer Mitarbeitenden investieren, animiert das, mehr anzubieten, um sich vom Wettbewerb abzuheben.

Betriebliche Vorsorge ist ein relevanter, weitreichender Markt für Produktanbieter und Vermittler. Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Vermittler sehen dies täglich in ihren Arbeitgeber- und Mitarbeiterberatungen. Je transparenter und einfacher die Beratung, desto leichter und klarer die Entscheidungsfindung bei Kunden. Können zusätzlich alle Prozesse einfach und digital abgewickelt werden, hebt das die Beratung in der betrieblichen Vorsorge auf ein ganz neues Level und wird wesentlich zur Verbreitung beitragen.

Autor Martin Bockelmann ist Gründer und Co-CEO der Xempus AG.

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