Die Diskussion um das Renteneintrittsalter nimmt Fahrt auf, die gesetzliche Absicherung reicht längst nicht mehr. Gleichzeitig fehlen qualifizierte Fachkräfte in zahlreichen Branchen. Der deutsche Mittelstand steht unter doppeltem Druck. In dieser Situation kann die betriebliche Altersvorsorge (bAV) mehr sein als übliche Corporate-Benefits: Sie wird zum strategischen Instrument der Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Gleichzeitig zeigt der Boom in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV), dass eine ganzheitliche Herangehensweise gefragt ist. Für Unternehmen und Beschäftigte entsteht dabei ein finanzieller sowie kultureller Nutzen. Es lohnt sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen, wie moderne betriebliche Vorsorgekonzepte im Kollektiv funktionieren, welche Rolle spezialisierte Beratung spielt und warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, Potenziale zu heben.
Die Herausforderungen, mit denen mittelständische Unternehmen aktuell konfrontiert werden, sind tiefgreifend – und sie treffen aufeinander. Während die Lücke zwischen gesetzlicher Rente und tatsächlichem Versorgungsbedarf größer wird, kämpfen viele Betriebe gleichzeitig um qualifizierte Fachkräfte. Der demografische Wandel verschärft beide Entwicklungen.
Zwar sind die Sorgen bekannt, doch Lösungen bleiben oft vage. Dabei bietet die bAV konkrete Hebel, die gleich zwei Ziele verbinden: die Absicherung der Mitarbeitenden und die Stärkung der Arbeitgebermarke. Für Unternehmen mit begrenzten Ressourcen ist das ein strategischer Vorteil – sofern die Umsetzung gelingt.
Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz hat die Gesetzgebung seit 2019 die Pflicht für Unternehmen verankert, bei Entgeltumwandlungen ihrer Mitarbeitenden einen Zuschuss in Höhe der eingesparten Sozialversicherungsbeiträge zu leisten – eine Verpflichtung, die seit 2022 auch für Altverträge gilt. Diese gesetzliche Grundlage stärkt die betriebliche Altersvorsorge, die weitaus mehr ist als nur eine rechtliche Pflicht für Arbeitgebende.
Was auf den ersten Blick wie eine gesetzliche Verpflichtung wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als wirkungsvolles Instrument zur Mitarbeiterbindung und Positionierung als attraktiver Arbeitgeber. Die bAV bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihren Beschäftigten einen langfristigen Mehrwert zu bieten, ist dabei staatlich gefördert, sozial verantwortlich und finanziell effizient. Richtig eingesetzt, stärkt sie nicht nur die Zukunftssicherung von Altersvorsorge über Absicherung der Berufsunfähigkeit bis hin zur betrieblichen Krankenversicherung der Mitarbeitenden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Aktuelle Ergebnisse der Metallrente-Studie 2025 zeigen: Vor allem junge Menschen setzen zunehmend auf die bAV, um für sich vorzusorgen. Das Vertrauen in Angebote von Arbeitgeberseite ist in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen. Mit 38 Prozent bei den Männern und 41 Prozent bei den Frauen belegt sie bereits Platz drei der beliebtesten Anlageformen. Gerade im Mittelstand, wo Flexibilität gefragt ist, bringt die bAV dann echten Nutzen, wenn sie schlank administrierbar bleibt und dennoch individuell gestaltbar ist. Besonders wirksam wird sie, wenn Unternehmen nicht nur gesetzliche Mindestanforderungen erfüllen, sondern aktiv in die Gestaltung investieren.
Die bAV entfaltet ihr volles Potenzial, wenn sie Teil eines umfassenden betrieblichen Vorsorgekonzepts ist. Gerade im Wettbewerb um Talente rücken Aspekte wie das betriebliche Gesundheitsmanagement zunehmend in den Fokus. Die stark wachsende Nachfrage nach bKV zeigt, dass Unternehmen nicht nur für das Alter ihrer Mitarbeitenden vorsorgen sollten, sondern auch für akute Gesundheitsbedürfnisse ihrer Belegschaft. Nach Angaben des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) bieten allein im Jahr 2024 56.500 Unternehmen ihren Mitarbeitenden eine arbeitgeberfinanzierte bKV an, was einem Wachstum von 43,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Insgesamt profitieren demnach inzwischen 2,53 Millionen Beschäftigte davon, Tendenz steigend. Jeder vierte Arbeitnehmer bewertet die bKV laut PKV-Verband als wichtiger als eine Gehaltserhöhung. Vor allem junge Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren zeigen eine besonders hohe Zustimmung. Unternehmen, die bAV und bKV gemeinsam denken, setzen auf eine zukunftsfähige Personalstrategie. Finanzvertriebe, die beide Leistungen kompetent verzahnen, schaffen Lösungen mit messbarem Mehrwert – für Belegschaften ebenso wie für die Arbeitgebermarke.
Für Mitarbeitende sind betriebliche Vorsorgeangebote einerseits finanziell attraktiv, andererseits bieten sie generell einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema Vorsorge, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten rund um die Rentenlücke. Denn ähnlich wie die finanzielle Absicherung insgesamt, bleiben auch bAV und bKV für viele Menschen abstrakte Themen, denen sie sich nur zögerlich nähern. Wer konkrete Zahlen zeigt, stößt auf mehr Resonanz: Ein Eigenaufwand von rund 100 Euro kann bei der bAV durch Steuervorteile und Zuschüsse zu einer monatlichen Sparleistung von über 200 Euro führen.
Zusätzliche Vorteile über die Altersvorsorge hinaus, etwa Pfändungsschutz, Berufsunfähigkeitsabsicherung und Flexibilität bei Jobwechseln, machen die betriebliche Vorsorge noch attraktiver, sofern diese klar und verständlich vermittelt werden. Ein oft übersehener Aspekt ist zudem die Möglichkeit von Kollektiven für bAV-Lösungen: Wenn sich mehrere Mitarbeitende etwa eine Berufsunfähigkeitsabsicherung wünschen, lassen sich im Rahmen der bAV deutlich kundenfreundlichere Gruppenbedingungen realisieren. Gleichzeitig kann so die Gesundheitsprüfung vereinfacht werden, wie zum Beispiel mit Blick auf die Dienstobliegenheitserklärung des Unternehmens für die Mitarbeitenden.
Spezialistenwissen als Schlüssel zum Erfolg
Der Mittelstand ist vielfältig. Entsprechend unterschiedlich sind seine Anforderungen. Während große Unternehmen ganze Abteilungen für Personal- und Vorsorgethemen haben, braucht der Mittelstand häufig pragmatische Lösungen, die sowohl im Tagesgeschäft von Anwaltskanzleien als auch von Handwerksbetrieben funktionieren.
Das bedeutet: keine „One size fits all“-Ansätze, sondern Konzepte, die sowohl Standardisierung als auch Individualisierung ermöglichen. Digitale Tools, modulare Tarife und klare Kommunikationsstrukturen können die Verwaltung vereinfachen und gleichzeitig die Mitarbeiterbindung stärken. Hier zahlt sich die langjährige Erfahrung spezialisierter Beraterinnen und Berater aus. Auch die Kombination mit Leistungen der bKV kann zusätzliche Attraktivität schaffen – vorausgesetzt, sie ist ebenso verständlich wie effizient integriert.
Mit der Digitalisierung unserer Beratenden, zum Beispiel durch die Möglichkeit via Teams Termine anzubieten, sinken auch die Hürden sowohl für Unternehmen als auch für deren Mitarbeitende. Unsere Finanzvertriebe setzen auf ein bewährtes Spezialistensystem, das Fachexpertise mit Branchenwissen optimal verbindet. Der nahtlose Austausch zwischen Generalisten und unseren rund 180 Firmenkunden-Spezialistinnen und -Spezialisten bei Swiss Life Select, Tecis und Horbach stellt sicher, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse jeder Kundschaft mit höchster Fachkompetenz eingehen können.
Trotz aller Vorteile bleibt die betriebliche Vorsorge häufig erklärungsbedürftig. Rechtliche Rahmenbedingungen, Tarifvorgaben und individuelle Anforderungen verlangen Erfahrung und ein tiefes Verständnis der betrieblichen Realität mittelständischer Unternehmen. Allein 25 Prozent der Menschen in ihren Zwanzigern, der Fach- und Führungskräfte von morgen, gaben in der repräsentativen „Junge-Leute-Studie 2024“ von Swiss Life an, dass sie das Thema Altersvorsorge aufgrund seiner Komplexität fürchten. Hier kommt die professionelle Beratung ins Spiel. Sie bringt nicht nur Fachwissen mit, sondern kann auch als Übersetzerin zwischen gesetzlichen Vorgaben und betrieblicher Praxis agieren. Der entscheidende Mehrwert liegt dabei im Zuhören, Verstehen und Anpassen. Spezialistinnen und Spezialisten, die die Sprache des Mittelstands sprechen, machen den Unterschied. Sie begleiten nicht nur die Entscheidungsträger, sondern sorgen auch für tragfähige Kommunikation mit der Belegschaft.
Die betriebliche Vorsorgeleistungen sind mehr als ein Randthema. Sie sind Instrumente, die zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems beitragen können, ohne dass Unternehmen dafür wirtschaftlich überfordert werden. Der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft trägt hier besondere Verantwortung. Wer vorausschauend handelt, fördert nicht nur die Zukunftssicherheit seiner Mitarbeitenden, sondern verschafft sich auch entscheidende Wettbewerbsvorteile. Beratung wird zum Schlüsselfaktor – nicht laut, nicht plakativ, sondern sachlich, passgenau und langfristig orientiert. Denn wer den Mittelstand wirklich stärken will, sollte dort ansetzen, wo Nutzen, Gemeinschaft und Verantwortung Hand in Hand gehen.
Matthias Wald ist Leiter Finanzvertriebe bei Swiss Life Deutschland.