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Wie beurteilen Sie den geplanten Ersatz der Riester-Rente durch ein neues Standardprodukt, das mehr Flexibilität und höhere Renditechancen bieten soll?
Krahnenfeld: Das Bundeskabinett hat das Altersvorsorge-Reformgesetz auf den Weg gebracht. Das parlamentarische Verfahren startet im nächsten Jahr, und in Kraft treten soll die Reform der Riester-Rente zum 01.01.2027. Begrüßenswert ist, dass die Bundesregierung diesen Schritt geht und die Kapitalmarktorientierung in der Altersvorsorge deutlich stärker verankern will.
Wir sehen hier sehr viele positive Ansätze und sind der Meinung, dass dies in die richtige Richtung geht – auch mit der nachgelagerten Frühstartrente, deren Eckpunkte bereits beschlossen worden sind. Darüber hinaus wird darüber diskutiert, ob der Kreis der Förderberechtigten noch erweitert werden soll, etwa um Selbstständige, und ob die Auszahlmodelle weiter flexibilisiert werden.
Die Bedürfnisse der Menschen sind hier sehr unterschiedlich. Alles in allem ist das jedoch ein richtiger und guter Schritt.
Welche Auswirkungen hat der Kapitalmarkt auf die Altersvorsorge?
Krahnenfeld: Der Gesetzgeber und die Bundesregierung sehen ebenfalls, dass wir die kapitalmarktorientierte Säule der Altersvorsorge deutlich stärken müssen. In Ländern um uns herum – etwa Polen, Schweden oder Luxemburg – fließt der Kapitalmarkt schon sehr viel stärker in die Altersvorsorge ein. Gleichzeitig sehen wir, dass das umlagefinanzierte System an seine Grenzen stößt. Insofern ist es richtig, die Renditemöglichkeiten des Kapitalmarkts für die Altersvorsorge zu nutzen.
Die Menschen haben im Wesentlichen zwei Stellschrauben. Es steht kein beliebig hoher Betrag für die Altersvorsorge zur Verfügung. Aber über die Rendite und über die Zeit – also je früher ich anfange und je renditestärker ich investiere – entfaltet der Zinseszinseffekt mit seinem exponentiellen Wachstum eine enorme Wirkung. So kann ein beträchtlicher Betrag für das Alter aufgebaut werden. Insofern spielt der Kapitalmarkt eine sehr große Rolle.
Die Reform sieht staatliche Zulagen für junge Sparer und Kinder vor. Welche Bedeutung haben solche Anreize Ihrer Ansicht nach für die breite Akzeptanz privater Vorsorgeprodukte?
Krahnenfeld: Wie Sie sagen, setzen solche Regelungen Anreize. Wir müssen insgesamt – als Versicherer, Asset Manager und Banken – sehr viel mehr Menschen dazu befähigen, private Altersvorsorge zu betreiben. Es gibt nach wie vor zu viele Menschen, die sich damit nicht aktiv beschäftigen, davon ausgehen, dass die gesetzliche Rente allein ausreicht, und sich dann im späteren Lebensalter fragen, ob sie nicht doch früher hätten vorsorgen sollen.
Das zeigen auch zahlreiche Studien. Insofern sind Anreize zur privaten Altersvorsorge der richtige Weg. Die Bundesregierung geht hier einen wichtigen Schritt, indem erstmals staatlich geförderte private Altersvorsorge auch in Investmentfonds, ETFs und Anleihen möglich sein wird.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Vermittler und Produktgeber bei der Umsetzung der geplanten Transparenz- und Vereinfachungsanforderungen in der privaten Altersvorsorge?
Krahnenfeld: Wie eingangs erwähnt, soll das Gesetz zum 01.01.2027 in Kraft treten. Das bedeutet ein Jahr Umsetzungszeit, vorausgesetzt, das Gesetz passiert Bundestag und Bundesrat, wobei beide zustimmungspflichtig sind. Für uns als Produktanbieter heißt das, dass wir die vorgesehenen Kostendeckel – insbesondere beim Standardprodukt – einhalten müssen. Zudem sind Zertifizierungen der Produkte erforderlich.
Es stellt sich außerdem die Frage, ob man mit einem eigenen Produkt an den Start geht, also etwa mit einer eigenen Depotvariante. Für die Berater bedeutet das, das Thema Kapitalmarkt noch stärker in die Beratung zu integrieren.
Wir haben künftig Alt-Riester und Neu-Riester mit der Reform und dem AV-Depot. Dabei wird es weiterhin optional möglich sein, Produkte mit 80 oder 100 Prozent Beitragsgarantie anzubieten. Gleichzeitig muss ein garantiefreies Produkt zusätzlich angeboten werden. Der Berater steht damit auch vor der Herausforderung zu beurteilen, ob die alte Fördersystematik für bestimmte Zielgruppen weiterhin attraktiver ist oder die neue.
Entsprechend groß wird der Aufklärungsbedarf sein, und das Thema Kapitalmarktorientierung wird in der Beratung noch stärker an Bedeutung gewinnen.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Produktpalette und die strategische Ausrichtung von Ampega?
Krahnenfeld: Wir prüfen als Spezialist für Altersvorsorgelösungen sehr genau, wie unser bestehendes Produkt-Setup dazu passt und wo wir gegebenenfalls Erweiterungen vornehmen müssen. Das Thema Kosten spielt dabei immer eine Rolle, was sich auch am harten Kostendeckel für das Standardprodukt zeigt.
Das wird dazu führen, dass es Produktinnovationen und Neuerungen geben wird. Mit diesen Fragestellungen setzen wir uns intensiv auseinander.













