Eine Alternative zur ECSP-Lizenz ist – zumindest für Emissionen in Deutschland – eine Erlaubnis nach dem Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG). Auch Wertpapierinstitute dürfen unter bestimmten Voraussetzungen und unter Beachtung der EU-Richtline MiFID II sowie unter der Aufsicht der BaFin Wertpapiere bis zu einem Emissionsvolumen von jeweils acht Millionen Euro innerhalb eines Jahres ohne umfangreichen Prospekt auf Basis eines dreiseitigen Informationsblatts anbieten. Bei Emissionen bis zu einer Million Euro pro Emittent und Jahr ist das ohne Investitions-Höchstgrenzen der einzelnen Investoren und ohne Abfrage der Vermögens- oder Einkommenssituation möglich.
Dabei können auch Plattformen als gebundene Vermittler fungieren, die nicht selbst über eine WpIG-Erlaubnis verfügen. Dazu zählt etwa die Plattform Finexity. Sie agiert als gebundener Vermittler des WpIG-Instituts Effecta GmbH, Florstadt. Finexity ist dadurch bekannt geworden, dass sie allerlei Sachwerte ohne laufende Erträge wie Oldtimer, Kunstwerke, Uhren oder auch seltene Weine „tokenisiert“, also in Form von digitalen Besitzscheinen (Token) anteilig an Crowd-Anleger veräußert.
Die Performance soll dann aus einer erhofften Wertsteigerung der Investitionsgegenstände beziehungsweise der Token resultieren. Die einzelnen Emissionen haben vielfach ein Finanzierungsvolumen von weniger als 100.000 Euro. Zuletzt finden sich jedoch vermehrt auch Immobilienfinanzierungen auf der Finexity-Website und die jüngsten Emissionen hatten jeweils ein Zielvolumen von 990.000 Euro, also knapp unter der regulatorisch wichtigen Grenze von einer Million Euro. Hat sich die Strategie geändert?
Europäische Token-Plattform geplant
„Unsere Strategie hat sich nicht grundsätzlich verändert, aber wir setzen verstärkt auf größere Finanzierungsvolumina, da der administrative Aufwand für kleinere Sachwerte wie Kunstwerke oder Weine nahezu identisch ist“, antwortet Michael Ost, CEO Europa bei Finexity. „Größere Volumina ermöglichen eine effizientere Skalierung, was sowohl den Emittenten als auch den Investoren zugutekommt. Weiterhin bleibt unser Investment-Universum breit gefächert. So arbeiten wir aktuell an der Tokenisierung größerer Sachwerte wie Kunstobjekten oder auch hochwertigen Streichinstrumenten“, so Ost weiter.
Eine ECSP-Lizenz strebt Finexity indes nicht an. “Die Beantragung einer Erlaubnis als ECSP ist nicht beabsichtigt, da unsere strategische Ausrichtung deutlich darüber hinausgeht: Mit der geplanten europäischen DLT-TSS-Lizenz werden wir einen eigenen Handelsplatz für tokenisierte Privatmarktinvestments schaffen“, kündigt Ost an. Eine solche Lizenz erlaubt den Betrieb eines Handels- und Abwicklungssystems (TSS) auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT), auch bekannt als Blockchain, also eine regulierte Token-Plattform.
Auch Exporo schaltet wieder auf Wachstum
Aktuell hat Finexity nach eigenen Angaben über 10.000 registrierte Nutzer bei mehr als 200 gelisteten Emissionen und will weiter wachsen. Dabei setzt das Unternehmen auch auf „anorganisches Wachstum“, also Akquisitionen und hat Anfang April die Plattform Crowdli aus der Schweiz übernommen. „Die jüngste Übernahme der Crowdli AG ist ein bedeutender Schritt in unserer europäischen Expansionsstrategie. Dabei haben wir immer unser langfristiges Ziel im Auge: die Etablierung eines eigenen Handelsplatzes für tokenisierte Privatmarktinvestments, auf dem Anleger einfach und sicher kaufen und verkaufen können“, betont Ost.
Auch der Marktführer schaltet wieder auf Wachstum. „Trotz aller Herausforderungen blickt Exporo optimistisch auf das Jahr 2025 und erwartet neue Chancen im Markt“, so Vorstand Brunke. „Wir gehen davon aus, dass weitere Zinssenkungen und die hohe Nachfrage nach Wohnraum in vielen Teilen Deutschlands zu einer Belebung sowohl der Transaktionen als auch Neubau-Projektentwicklungen im Immobiliensektor führen werden und somit auch mehr Liquidität in den Markt fließt. Gleichzeitig profitiert die Branche weiterhin von der zunehmenden Akzeptanz digitaler Plattformen, einem wachsenden Interesse an alternativen Anlageformen (insbesondere Erneuerbare Energien) und Fortschritten in der Regulierung“, prognostiziert Brunke. Nicht nur für Exporo, sondern auch mit Blick auf die gesamte Branche bleibt zu hoffen, dass er damit Recht behält.
* Dieser Artikel stammt aus Cash. 5/2025. Nach Redaktionsschluss haben Wiwin und Zinsbaustein ihre vollständige Fusion angekündigt.
Korrektur: In der Print-Ausgabe wurde das Unternehmen von Thomas Schoy als Private Institut bezeichnet. Es heißt jedoch Privates Institut.