Welche speziellen Vorteile hat ein ELTIF?
Schirra: Das Vehikel ELTIF ist an sich nicht neu, sondern existiert seit 2015. Seit Anfang 2024 sind jedoch wesentliche regulatorische Restriktionen entfallen und ein ELTIF eröffnet nun privaten Anlegern die Möglichkeit, in bisher nicht oder nur schwierig zugängliche Privatmarkt-Anlageklassen zu investieren. Dazu zählt auch der Bereich Infrastruktur. Das Besondere ist zudem, dass ein ELTIF die Regulierung für Fonds im Bereich der alternativen Investments, also AIFs, mit den hohen Anlegerschutzstandards eines Wertpapier-Publikumsfonds unter dem UCITS-Regime kombiniert. Für Anleger bedeutet das: maximale Transparenz, strenge Prüfprozesse und gleichzeitig die Chance, in eine Anlageklasse zu investieren, die sich durch geringe Korrelation zu Börsen auszeichnet.
Welche Rolle kann ein ELTIF in der Diversifikationsstrategie eines typischen Portfolios spielen?
Schirra: Nicht der ELTIF als solcher, sondern die darin enthaltenen Anlageklassen sorgen für Diversifikation. Privatmarktanlagen werden nicht täglich an der Börse bewertet, was die Volatilität reduziert. Zudem sind nach Schätzungen rund 90 Prozent der Unternehmen weltweit nicht börsennotiert. Der ELTIF eröffnet Zugang zu diesen Märkten und bietet damit Chancen, die klassische Portfolios nicht abdecken. Investitionen speziell in Infrastrukturunternehmen bieten zudem in der Regel stabile laufende Erträge. Während Börsenkurse etwa auf politische Äußerungen, einzelne Ereignisse oder allgemeine Wirtschaftsdaten oft stark reagieren, orientieren sich die Bewertungen von Infrastrukturunternehmen an realen Geschäftszahlen, die zudem vielfach aus der Basis-Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung resultieren. Das schafft Ruhe im Depot und mindert das Risiko emotionaler Fehlentscheidungen.
Welche Arten von Infrastruktur-Investitionen stehen beim Swiss Life Privado Infrastructure im Fokus?
Schirra: Swiss Life Asset Managers ist einer der größten Infrastrukturmanager Europas mit einem Infrastruktur-Portfolio von rund zwölf Milliarden Euro. Auch die Swiss Life selbst allokiert ihre Infrastruktur-Investments über diese Plattform. Wir konzentrieren uns auf den Mid-Market mit Unternehmenswerten zwischen 200 Millionen und vier Milliarden Euro. Dabei streben wir oft keine kompletten Übernahmen an, aber signifikante Beteiligungen mit entsprechenden Mitspracherechten, also mindestens 25 Prozent. Aktuell umfasst unser ELTIF 33 Unternehmen. Wir fokussieren auf die fünf großen Sektoren Transport und Verkehr, Energie und erneuerbare Energie, Versorgung, soziale Infrastruktur wie Schulen oder Krankenhäuser sowie Kommunikation, also etwa Glasfasernetze und Mobilfunknetze. Es gehört aber zum Beispiel auch ein Rettungsdienst mit Helikoptern und Flugzeugen für Rettungseinsätze und Brandbekämpfung zum Portfolio.
Der Fonds beteiligt sich also nicht in erster Linie an einzelnen Objektgesellschaften, die lediglich Assets wie beispielsweise einen Windpark besitzen, sondern an aktiven Unternehmen aus dem Infrastruktursektor, die über einen operativen Betrieb mit Büros, Mitarbeitern et cetera verfügen?
Schirra: Richtig. Im Mittelpunkt stehen Core- und Core-plus-Investments, also etablierte Unternehmen, die einen stabilen Cashflow erwirtschaften oder zusätzlich ein gewisses Optimierungspotenzial haben. Natürlich können diese Unternehmen dann ihrerseits Objektgesellschaften für die einzelnen Projekte besitzen oder Beteiligungen daran halten. Direkte Beteiligungen des Fonds an solchen Einzel-Objektgesellschaften wären im Ausnahmefall möglich, stehen aber nicht im Vordergrund. Nicht geplant sind Value-Add- oder Private-Equity-Investments.
In welchen Regionen investieren Sie?
Schirra: Rund 80 bis 85 Prozent des Portfolios sind in Europa investiert, inklusive Schweiz und Großbritannien. Nordamerika macht etwa 15 Prozent aus. In diesen Regionen verfügen wir über bestehende und etablierte lokale Strukturen. Aufgrund ihrer geopolitischen Stabilität bieten sie nur geringe Risiken und eignen sich daher bestens für unser Ziel eines stabilen, berechenbaren Ertrags.
Inwiwefern unterscheidet sich Ihr Fonds von anderen Infrastruktur-ELTIFs?
Schirra: Drei Punkte: Erstens die niedrige Einstiegsschwelle mit monatlicher Zeichnung ab 1.000 Euro und quartalsweise Rückgabemöglichkeit mit nur circa 40 Tagen Vorankündigung. Zweitens: Trotz der defensiven Anlagestrategie eine Zielrendite von sechs bis sieben Prozent pro Jahr, davon vier bis fünf Prozent fortlaufende Ausschüttungen und zwei Prozent Wertsteigerung. Und drittens das Co-Investment mit Swiss Life: Jedes Unternehmen im Fonds wird auch mit Kapital der Swiss Life finanziert – ein starkes Signal für unser Commitment zu unseren Anlagen, zumal auch Pensionsgelder des Konzerns investiert sind. Ein weiterer Unterschied: Unsere Anleger wissen genau, welche Projekte wir finanzieren. Transparenz ist Teil unseres Konzepts – vom Quartalsbericht bis zu Fact Sheets und Webinaren.
Eine generelle Herausforderung von ELTIFs kann sein, dass kurzfristige Rückgaberechte bei langfristigen Assets zu Risiken führen können, wenn zu viele Anleger gleichzeitig ihre Anteile zurückgeben möchten. Wie gehen Sie damit um?
Schirra: Dieses Risiko ist uns bewusst. Wir managen die Liquidität aktiv und halten stets rund 15 bis 20 Prozent im Form liquider Assets vor. Dazu sind wir auch regulatorisch verpflichtet. Zusätzlich generieren unsere Infrastrukturinvestments – anders als zum Beispiel Private Equity Fonds üblicherweise – fortlaufende Ausschüttungen, die Liquidität ins Fondsvermögen bringen. Rückgaben sind zudem auf fünf Prozent des Fondsvolumens pro Quartal und 15 Prozent pro Jahr begrenzt. Sollten die Rückgabewünsche darüber hinausgehen, würden sie anteilig bedient. Damit rechnen wir jedoch nicht, auch weil Infrastruktur-Investments und Private Markets grundsätzlich wesentlich stabiler sind als Börsen oder auch Immobilienmärkte. Sie haben deshalb viel weniger Potenzial für Panikreaktionen von Anlegern.
Wie wird der Fonds von Anlegern und Vertrieb angenommen und über welche Vertriebsschienen platzieren Sie ihn in Deutschland?
Schirra: Der Fonds wird sehr gut angenommen. Vor allem seit Anfang 2025 hat die Platzierungsgeschwindigkeit spürbar zu zugenommen. Das Fondsvolumen liegt aktuell bei rund 145 Millionen Euro – alles extern eingeworben, also ohne Initial-Investment von Swiss Life oder Ähnliches. Der Vertrieb erfolgt über Banken, Sparkassen, freie Vermögensverwalter und Finanzdienstleister mit Erlaubnis nach Paragraf 34f GewO. Wichtige Partner sind die Swiss-Life-eigenen Vertriebe Swiss Life Select, Horbach und Tecis, aber auch externe Maklerpools und Vertriebsgesellschaften. Auch im Private Banking und bei Family Offices stößt unser Produkt auf großes Interesse. Mit dieser Vielfalt im Vertrieb erreichen wir unterschiedliche Anlegergruppen – vom Privatanleger mit langfristigem Sparziel über vermögende Investoren bis zur Pensionskasse, die auf planbare Erträge setzt.
In welchen Ländern wird der Fonds platziert?
Schirra: Grundsätzlich können wir den ELTIF in der gesamten EU sowie in der Schweiz und Norwegen anbieten. Der Schwerpunkt liegt derzeit jedoch eindeutig auf Deutschland sowie professionellen Investoren in der Schweiz. Demnächst wollen wir auch in Norwegen, den Benelux- und eventuell weiteren Ländern starten, aber auf Sicht wird Deutschland der mit Abstand größte Absatzmarkt bleiben.
Wie sehen Sie die Zukunft des ELTIFs?
Schirra: Die Nachfrage wird steigen, weil Anleger die stabilisierende Wirkung von Infrastrukturinvestments im Portfolio erkennen. Der Investitionsbedarf ist riesig, getrieben durch Dekarbonisierung, Digitalisierung und den notwendigen Erhalt bestehender Infrastruktur.
Welchen Einfluss haben der europäische “Green Deal” und die gewaltigen staatlichen Investitionsprogramme für Infrastrukturmaßnahmen? Wird das private Geld überhaupt noch benötigt?
Schirra: Beides erhöht die Aufmerksamkeit und unterstreicht den Investitionsbedarf. Öffentliche Mittel allein werden den Bedarf jedoch bei Weitem nicht decken können – privates Kapital bleibt unerlässlich. Für Fonds wie unseren bedeutet das weiterhin sehr breite Investitionsmöglichkeiten. Schließlich geht es auch um die Basis für unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft.
Dieser Artikel ist Teil des EXKLUSIV ELTIF / Infrastructure in Kooperation mit Swiss Life Asset Managers. Alle Artikel des EXKLUSIV finden Sie hier.