Es beginnt oft mit einem glänzenden Moment: Man liest einen Artikel, hört ein Interview, spürt die Dynamik eines Sektors – und ist überzeugt, dass hier etwas Großes entsteht. Goldminen. Künstliche Intelligenz. Erneuerbare Energien. Mobiltelefone. Der Trend ist offensichtlich, das Potenzial riesig – es ist klar, wohin der Wind weht.
Doch dann, Wochen oder Monate später, ist der Blick ins Depot ernüchternd: Die Branche boomt. Die Aktie, die man gewählt hat, nicht. Willkommen in der Realität vieler Anleger. Denn allein der richtige Riecher reicht nicht aus.
Wenn Gold glänzt, aber der eigene Titel verblasst
Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: Gold. Seit Anfang 2024 hat sich der Goldpreis von etwa 2.000 US-Dollar auf inzwischen über 3.750 US-Dollar pro Unze gesteigert – ein Plus von über 85 Prozent. Wer auf einen steigenden Goldpreis gesetzt hat, lag also goldrichtig.
Und doch: Viele Anleger, die diesen Trend erkannt haben, griffen zur Aktie von Barrick Gold, einem der größten Goldproduzenten der Welt und wurden enttäuscht. Die Aktie legte seit Anfang 2024 bis Ende August 2025 „nur“ um etwa 61 Prozent zu, also deutlich unter dem Anstieg des Goldpreises. Produktionsprobleme, politische Unsicherheiten in Mali, stagnierendes organisches Wachstum, Strategiediskussionen – all das bremste den Kurs.
Im Gegensatz dazu konnte ein aktiv gemanagter Goldminenfonds wie z.B. der Baker Steel Precious Metals Fund im gleichen Zeitraum Renditen von etwa +140 Prozent erzielen. Warum? Weil dort Manager sitzen, die eine Vielzahl von Minenunternehmen laufend analysieren. Sie erkennen, welche Minenprojekte unter- oder überbewertet sind, wo Explorationspotenzial besteht, welche Länderrisiken es gibt und welche Managementteams liefern. Sie betreiben schlicht und ergreifend professionelle Selektion.
Streuung, Selektion, Sorgfalt
Ein aktiver Fondsmanager baut in solchen Branchen ein Portfolio aus 30, 40, manchmal 50 Titeln. Diese Diversifikation ist entscheidend. Denn auch wenn ein oder zwei Titel enttäuschen, können andere Aktien dies kompensieren. Der Fonds setzt nicht auf das eine perfekte Pferd, sondern auf die Kraft einer gesunden Herde – auf eine sorgfältige Auswahl von Titeln mit klarem Chancen-Risiko-Verhältnis.
Ein Privatanleger, der diesen Aufwand selbst betreiben möchte, müsste sich durch Dutzende Geschäftsberichte, Explorationsdaten, geopolitische Risiken, Produktionskosten und Kapitalstrukturanalysen wühlen – für jeden einzelnen Titel. Wer das nicht hauptberuflich macht, steht schnell im Nebel.
Und genau das ist der Punkt: Wer glaubt, mit ein oder zwei Titeln einen gesamten Branchentrend erfolgreich abzubilden, spielt nicht Investor, sondern Lotterie.
Großer Trend, kleines Depot, teure Fehlschläge
Diese Problematik ist nicht neu. Man denke zurück an die frühen 2000er, als die Handybranche förmlich explodierte. Wer damals das Potenzial erkannte, lag völlig richtig. Aber wer auf die Weltmarktführer Nokia oder Motorola setzte, verlor. Zwei Giganten, die den Markt geprägt hatten und dann an Software-Ökosystemen, Innovationsmüdigkeit, Modetrends und Managementversagen scheiterten. Der Trend Handy- oder Smartphone-Branche setzte sich durch, die eigenen Aktien taten es nicht.
Ähnlich war es in der Solarbranche. Solarworld war in Deutschland einst Hoffnungsträger, politisch hofiert und technologisch ambitioniert. Doch während die weltweite Solarindustrie florierte, ging Solarworld in den Konkurs. Gründe: Preisverfall durch chinesische Anbieter, schwaches Kapitalmanagement, falsche Standortpolitik. Der Megatrend überlebte – der Einzelwert nicht. Aktiv gemanagte Fonds schafften hohe Renditen dank internationaler Streuung, Auswahl robuster Geschäftsmodelle und disziplinierter Portfolioführung.
Von der Idee zur Investition: Wer steuert das Boot?
Der richtige Riecher für eine Branche ist der Anfang. Aber es ist ein weiter Weg von der Idee zur erfolgreichen Investition. Die Umsetzung entscheidet und hier trennt sich meist die Spreu vom Weizen.
Wer diesen Weg allein gehen will, braucht Zeit, Fachwissen, Zugang zu Informationen – und die Disziplin, Fehler zu erkennen und Positionen zu hinterfragen. Wer das nicht leisten kann oder will, ist besser beraten, Profis das Steuer zu überlassen. Aktive Fondsmanager haben die Ressourcen, die weltweit vernetzten Teams, die Erfahrung und die Systeme, um nicht nur Chancen zu sehen, sondern sie auch strukturiert zu nutzen.
Oder wie man es auch formulieren könnte: „Das Gefühl für den Wind macht dich noch lange nicht zum guten Segler.“ Wer also merkt, oft den richtigen Riecher zu haben, sollte ihn als Inspiration nutzen – und dann jemanden ans Steuer lassen, der nicht nur weiß, wo der Wind herkommt, sondern auch, wie man das Segel richtig setzt.
Tim Bröning ist Mitglied des Beirats bei Fonds Finanz.