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„Die Diskussion um eine umfassende Reform der Altersvorsorge kommt zu spät“

David Jesko Kannenberg, Stuttgarter Vertriebsvorstand
Foto: Die Stuttgarter
David Jesko Kannenberg: "Die gesetzliche Rente bleibt wichtig, aber ohne starke Ergänzungssysteme wird sie künftig nicht ausreichen."

Lange hat die Politik Reformen in der Altersvorsorge vertagt oder nur halbherzig angepackt. Dabei ist die Zeit reif für ein ganzheitliches Konzept, das gesetzliche, betriebliche und private Vorsorge endlich zusammendenkt. Ein Kommentar von Jesko Kannenberg, Vertriebsvorstand der Stuttgarter Lebensversicherung.

„Die Diskussion um eine umfassende Reform der Altersvorsorge ist dringend notwendig und kommt dennoch spät. Über Jahre hinweg haben wir in der Branche die Erfahrung gemacht, dass politische Entscheidungen in diesem Feld oft zu zaghaft, zu kleinteilig oder schlicht zu kompliziert waren. Es besteht eine Reformunwilligkeit in der Politik – das ist keine Pauschalkritik, sondern Ausdruck der Sorge, dass wir strukturelle Probleme zu lange mit kosmetischen Maßnahmen überdeckt haben. Nun liegt eine große Chance auf dem Tisch: Eine Reform, die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge gemeinsam denkt. Und genau das brauchen wir auch – kein Flickwerk, sondern ein abgestimmtes Konzept, das langfristig trägt und von den Menschen verstanden wird.

Gerade auch aus Vertriebssicht sehen wir, wie stark Unsicherheit, Komplexität und mangelnde Transparenz die private Vorsorge ausbremsen. Wer ein Produkt nicht versteht, wird es nicht abschließen. Wer den Eindruck hat, dass sich Regeln ständig ändern, wird sich nicht dauerhaft binden.

Deshalb muss die Reform vor allem eines leisten: Einfachheit schaffen – in der Förderung, in der Kommunikation, im Zugang. Die gesetzliche Rente bleibt wichtig, aber ohne starke Ergänzungssysteme wird sie künftig nicht ausreichen.


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Wir brauchen eine betriebliche Altersversorgung, die auch im Mittelstand funktioniert. Und eine private Vorsorge, die nicht nur gefördert wird, sondern auch nachvollziehbar ist. Dabei darf die demografische Realität nicht länger ausgeblendet werden: Die junge Generation trägt zunehmend die finanzielle Hauptlast, während heutige Rentnerinnen, Rentner und die Generation der Babyboomer stark vom bestehenden System profitieren.

Eine ausgewogene Reform muss diese Schieflage klar adressieren. Wenn die Politik jetzt den Mut hat, klare Strukturen zu schaffen und Bestehendes sinnvoll weiterzuentwickeln, dann kann aus der Reformunwilligkeit endlich Reformfähigkeit werden. Wir als Branche stehen bereit, unseren Beitrag zu leisten.“

David Jesko Kannenberg ist Vertriebsvorstand der Stuttgarter Lebensversicherung

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