Die Halver-Kolumne: Kapitalmarktjahr 2026 – Zeit für neue Sachlichkeit oder doch mehr?

Robert Halver
Foto: Dirk Beichert
Robert Halver, Baader Bank

Über die Aktienmärkte 2025 können sich Anleger kaum beklagen. Und was ist für das neue Jahr 2026 zu erwarten? Ist angesichts der vorhandenen Unsicherheiten eher Schmalhans angesagt oder behalten die Chancen wiederum die Oberhand? Mit mehr Volatilität muss gerechnet werden.

Amerika bleibt die stärkste Wirtschaft der Welt. Zunächst sorgen Nachholeffekte des government shutdown für jahresanfängliche Stabilisierung. Und Republikaner und Demokraten werden mit Blick auf die im November 2026 anstehenden Zwischenwahlen konjunkturfeindliche Scharmützel vermeiden. Ebenso positiv wirken Trumps Zollsenkungen auf Lebensmittel und die in der ersten Jahreshälfte 2026 anstehenden Steuergutschriften an US-Bürger von ca. 100 Mrd. US-Dollar. Nicht zuletzt werden neue „gute“ Schulden für die markante Re-Industrialisierung sowie die Sicherung strategisch wichtiger Lieferketten z.B. bei Halbleitern und Seltene Erden gemacht.

Zwar stellen Deflation, Konsum- und Immobilienschwäche, sinkende Investitionen und die grundsätzlich strikt kontrollierte Planwirtschaft Handicaps für die chinesische Wirtschaft dar. Doch hilft die KP der Konjunktur mit fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen auf die Sprünge. Auch eskaliert der Zollstreit mit den USA nicht. Zukunftsindustrien wie Halbleiter, Künstliche Intelligenz, Biotechnologie und erneuerbare Energien liefern zumindest längerfristige Wachstumsimpulse.

Auch in den Schwellenländern wird konsequent auf Wirtschaftswachstum gesetzt.


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In der Eurozone verläuft die Wirtschaftserholung angesichts vieler struktureller Baustellen schwach. Zusätzlich blasen US-Handelshemmnisse, die zunehmende asiatische Konkurrenz und der starke Euro der exportsensitiven Euro-Wirtschaft kalten Wind ins Gesicht. Zumindest bieten die getroffenen Handelsabkommen mit Amerika Planungssicherheit. Ein massiver Bremsklotz für die deutsche Wirtschaft ist die „Germanosklerose“ mit mittlerweile sprichwörtlichen Standortmängeln. Statt sie mit konsequenten Reformen anzugehen, wird die Staatswirtschaft hofiert. Und dass sich Schwarze und Rote nicht grün sind, wirkt auf die wirtschaftliche Aufbruchstimmung wie der Rasenmäher auf die Wiese. Bleibt es beim Status quo, büßt die erhoffte Konjunkturbelebung des Fiskalpakets der Bundesregierung deutlich an Wirkung ein. Wer A sagt, muss auch B sagen. Möge der Geist Ludwig Erhards auf die politisch Verantwortlichen niederkommen.

Grafik 1: Gesamtwirtschaftliche Einkaufsmanagerindices USA, China, Eurozone

Unter dem Strich nimmt die Weltwirtschaft wieder Fahrt auf.

Rohstoffe: Industrie- und Edelmetalle dominieren Öl

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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