Digitale Netze – wie krisenfest ist unsere digitale Infrastruktur?

Foto: SmarterPix/BiancoBlue
Moderne Telekommunikations- und Internet-Netzwerke sind existenziell wichtig, aber auch sehr krisenanfällig.

Ein neues Whitepaper aus Dänemark zeigt, wie verwundbar selbst hochentwickelte digitale Infrastrukturen sind. Die dort simulierten Ausfallszenarien verdeutlichen, welche Folgen Störungen für Wirtschaft und Gesellschaft haben können. Für Deutschland ist das ein Warnsignal – und ein Auftrag, Resilienz neu zu denken.

Dänemark gilt als Vorreiter, wenn es um Digitalisierung und moderne Kommunikationsinfrastruktur geht. Ein aktuelles Whitepaper, das von der GlobalConnect Gruppe für Dänemark veröffentlicht wurde, zeigt jedoch eindrücklich: Selbst in hochentwickelten Volkswirtschaften sind digitale Netze verwundbar – und zwar nicht nur durch technische Fehler, sondern durch systemische Risiken. Und in jüngerer Zeit – vor dem Hintergrund der geopolitischen Lage – ist digitale Infrastruktur sogar zu einem Ziel in hybriden Kriegsführungen geworden. Die im White Paper simulierten Szenarien großflächiger Internetausfälle verdeutlichen, wie eng die Stabilität digitaler Infrastrukturen heute mit der Funktionsfähigkeit ganzer Gesellschaften verknüpft ist.

Für Deutschland ist das mehr als eine akademische Erkenntnis. Denn auch hier hängt die wirtschaftliche und gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit zunehmend davon ab, ob Netze und Rechenzentren im Krisenfall belastbar bleiben. Der dänische Bericht ist daher ein Weckruf: Wir müssen digitale Infrastruktur nicht nur ausbauen, sondern aktiv absichern, resilient gestalten und uns darauf vorbereiten, mit „Worst-Case-Szenarien“ umzugehen.

Andreas Gerhardt, CEO GlobalConnect Deutschland

Wenn ein Netz ausfällt, steht mehr als nur das Internet still

Das dänische Whitepaper beschreibt drei Szenarien: von einem vierstündigen regionalen Ausfall über eine 16-stündige Störung bis hin zu einem mehrtägigen, großflächigen Totalausfall – ausgelöst etwa durch Cyberangriffe, Sabotage oder den Ausfall zentraler DNS- und Routing-Systeme.

Die Folgen wären gravierend: öffentliche Dienste würden ausfallen, Finanztransaktionen stocken, Logistik und Energieversorgung ins Wanken geraten. Kurz: die Gesellschaft würde in Echtzeit spüren, wie abhängig sie von funktionierender digitaler Infrastruktur ist.


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Solche Szenarien sind auch für Deutschland realistisch. Zwar ist das Netz hierzulande redundant aufgebaut und regulatorisch gut geschützt, doch die zunehmende Vernetzung führt dazu, dass einzelne Störungen Dominoeffekte auslösen können. Erfahrungen zeigen, dass schwerwiegende Systemausfälle meist nicht allein auf technische Ursachen zurückzuführen sind, sondern auf mangelnde Abstimmung, unklare Zuständigkeiten oder fehlende Krisenkoordination.

Vier Handlungsfelder für ein resilienteres Deutschland

Während europäische Rahmenwerke wie NIS2 und CER die regulatorische Grundlage für Cyber- und Infrastruktursicherheit schaffen, verfügt Deutschland zwar bereits über die rechtlichen Vorgaben, benötigt jedoch noch eine operative Resilienzstrategie – eine Strategie, die sicherstellt, dass Pläne nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch in der Praxis wirksam getestet und umgesetzt werden, damit sie im Ernstfall funktionieren.

Aus Sicht von GlobalConnect lassen sich vier zentrale Handlungsfelder ableiten:

  1. Digitale Infrastruktur als nationales Sicherheitsgut behandeln.
    Glasfaser- und Datennetze sind die Lebensadern der modernen Wirtschaft. Sie müssen wie Energie- oder Wasserinfrastruktur behandelt, langfristig geschützt und als systemrelevant eingestuft werden – auch in der staatlichen Förderung und Risikoabsicherung.
  2. Resilienz ganzheitlich denken.
    Es reicht nicht, nur physische Leitungen zu sichern. Auch Software, Routing-Systeme, DNS-Strukturen und Cloud-Plattformen müssen in die Resilienzplanung einbezogen werden. Eine Störung in einem dieser Bereiche kann die gesamte Kommunikationskette gefährden.
  3. Krisenkoordination in Echtzeit stärken
    Deutschland verfügt bereits über Plattformen zur Krisen- und Lagekoordination, etwa beim BSI oder in sektoralen Netzwerken. Dennoch fehlt eine zentralisierte, sektorenübergreifende Plattform, über die Netzbetreiber, Behörden und kritische Dienstleister im Krisenfall unmittelbar und in Echtzeit kommunizieren können. Reaktionsfähigkeit entscheidet über Stabilität – eine weiterentwickelte, integrierte Lösung ist daher dringend erforderlich.
  4. Regionale und grenzüberschreitende Kooperation stärken.
    Resilienz darf nicht an Landesgrenzen enden. Gemeinsame Fallback-Systeme und regelmäßige länderübergreifende Krisenübungen erhöhen die Reaktionsfähigkeit und sichern kritische Infrastruktur auch bei großflächigen Störungen.

Resilienz als Infrastruktur begreifen – nicht als Checkliste

Resilienz darf nicht länger ein theoretisches Ziel oder regulatorischer Begriff sein. Sie muss gebaut, getestet und fortlaufend validiert werden – technisch, organisatorisch und politisch. Dazu gehören regelmäßige Krisenübungen („Black Sky Exercises“), verpflichtende Belastungstests und unabhängige Zertifizierungen für Betreiber kritischer Netze.

Als Betreiber eines der größten Glasfasernetze in Deutschland engagiert sich GlobalConnect bereits heute aktiv in solchen Initiativen. Die Erfahrung zeigt: Resilienz aufzubauen ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern eine Investition in Vertrauen und Stabilität. 

Fazit: Resilienz ist kein Zufall

Der dänische Bericht macht deutlich, dass digitale Sicherheit nicht allein von Technologie abhängt, sondern von Vorbereitung, Kooperation und Mut zur Veränderung. Auch Deutschland muss seine digitale Infrastruktur jetzt auf Krisenfestigkeit prüfen – und zwar ganzheitlich.

Denn die Frage lautet längst nicht mehr, ob ein großflächiger Ausfall eintreten kann, sondern wie gut wir darauf vorbereitet sind. Digitale Kontinuität ist kein Automatismus – sie ist eine strategische Aufgabe, die Wirtschaft, Politik und Betreiber gemeinsam angehen müssen.

Nur so bleibt das Rückgrat der digitalen Gesellschaft stabil – in Deutschland heute und für die Zukunft.

Autor Andreas Gerhardt ist Experte für die digitale Transformation und CEO von GlobalConnect in Deutschland. GlobalConnect ist Anbieter von digitaler Infrastruktur und Datenkommunikation in Dänemark, Norwegen, Schweden, Deutschland und Finnland. Mit einem umfangreichen Glasfasernetz fördert das Unternehmen den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland. Dabei geht die Mission über reine Konnektivität hinaus: Auf Basis der skandinavischen Expertise setzt sich das GlobalConnect dafür ein, Deutschland fit für die digitale Zukunft zu machen – mit Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und langfristiger Widerstandsfähigkeit.

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