Konnte das Gros der Vermittler vor der Regulierungswelle durch MiFID I und die EU-Vermittlerrichtlinie in 2007 noch weniger als drei Viertel ihrer Arbeitszeit für die Kundenberatung aufwenden, bleibt heute weniger als die Hälfte der Zeit für ihre Kerntätigkeit. Die zunehmende Regulierung setzt die Vermittler finanziell immer mehr unter Druck. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Trendstudie, die die Swiss-Life-Tochter Swiss Compare gemeinsam mit Cash. durchgeführt und auf der DKM in Dortmund vorgestellt hat.
Vermittlern bleibt immer weniger Raum für ihre Beratungs- und Vermittlertätigkeit. 65,9 Prozent der Befragten möchten ihre Zeit lieber vollumfänglich in die umfassende Kundenberatung investieren. 17,5 Prozentwürden sich gern vermehrt dem Recruiting widmen und neue Mitarbeiter gewinnen. Mehr Zeit für die eigene Weiterbildung wünschen sich 11,7 Prozent.
Egal, ob für Kundenberatung oder Mitarbeitergewinnung – den Vermittlern fehlt die Zeit, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Und das geht mit wirtschaftlichen Einbußen einher: 81,7 Prozent schätzen den finanziellen Verlust ihres Betriebes durch die vergangenen Regulierungsmaßnahmen auf bis zu 30 Prozent, knapp jeder Fünfte verzeichnet sogar einen höheren Ausfall. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Vermittler immens: Diese sind im Vergleich zu 2007 größer geworden, sagen 97,3 Prozent der Studienteilnehmer. Auch die Chancen des Marktes werden kritisch gesehen. Über die Hälfte der Vermittler bewertet diese schlechter bzw. viel schlechter als noch vor zwölf Jahren. Etwa die Hälfte der Befragten fürchtet durch die geplante Einführung eines Provisionsdeckels oder der BaFin-Aufsicht zusätzliche finanzielle Verluste zu erleiden. 87,5 Prozent prophezeihen einen leichten bis starken Rückgang der Vermittlerzahlen in den nächsten fünf Jahren.
„Durch die zunehmende Regulierung geraten Vermittler noch mehr unter Druck als sie es seit der letzten Regulierungswelle sowieso schon waren“, erklärt Uwe Baumann, Direktor be Swiss Compare. „Sie können ihrer Kerntätigkeit – der ganzhetlichen Kundenberatung – nicht mehr nachgehen und suchen verständlicherweise nach Alternativen: andere Geschäftsfelder, neue Produkte oder strategische Parnerschaften.“
23,1 Prozent der Befragten möchten im kommenden Jahr ihr Produktportfolio erweitern, 21 Prozent ihr Geschäftsfeld. Das Eingehen einer strategischen Partnerschaft kommt für 17,7 Prozent der Vermittler in Frage. Einen Marktaustritt befürchten 6,5 Prozent. „Die Auslagerung von Zeit und Geld kostenden Aufgaben, an einen Partner, der diese vermutlich besser und kostengünstiger ausführen kann, ist die logische Konsequenz. Mehr Zeit für die Kundenberatung zu habenund gleichzeitig Kosten einzusparen, bei besserer Qualität, sollte jedem Vermittler einen Gedanken wert sein“, so Baumann.
Während die Regulierung als Belastung wahrgenommen wird, steht der Großteil der Befragten der Digitalisierung positiv gegenüber. 79 Prozent sind der Meinung, dass digitale Tools den persönlichen Berster gut ergänzen können. Ersetzen werden sie ihn nicht, das steht für über 90 Prozent der Studienteilnehmer fest.
Die verwendten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage von Swiss Compare in Kooperation mit Cash., an der 244 Vermittler im Vorfeld der DKM teilgenommen haben.
Foto: Cash.