DKM 2023: Das Vogel Strauß-Prinzip gilt nicht

Portrait von Jörg Droste, Redakteur und Ressortleiter Versicherungen beim Cash Magazin.: EUROPA, DEUTSCHLAND, HAMBURG, HAMBURG, 06.05.2022: - Florian Sonntag -
Foto: Florian Sonntag
Jörg Droste, Cash.

Die DKM 2023 zeigte eines: Vor dem Hintergrund von Ukraine-Krieg, Wirtschaftskrise, Generative Künstliche Intelligenz, die Zinswende an den Kapitalmärkten stecken die Versicherer den Kopf nicht in den Sand.

Es gibt eine Vielzahl von Herausforderungen – das zeigten die Gespräche auf der DKM 2023. Und sie zeigten auch: Die Branche ist optimistisch. Trotz der von Gothaer-CEO Oliver Schoeller im Exklusiv-Interview mit Cash. skizzierten „Schwarzen Schwäne.“

Gleichwohl halten aktuell die hohe Inflation, die rapide gestiegenen Zinsen sowie die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten die Menschen davon ab, langfristige Vertragsbeziehungen einzugehen. Die Leute haben nicht mehr so viel Geld zur Verfügung, ist in den Gesprächen immer wieder zu hören. In höheren Stornoraten oder einer Kündigungswelle schlägt sich die Verunsicherung aber nicht wieder. Zumindest gilt das für das Altersvorsorgegeschäft gegen laufenden Beitrag. Und während das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag aufgrund der Zinswende stockt, reüssiert die betriebliche Altersvorsorge. Auch, weil sie von der Sogwirkung der betrieblichen Krankenversicherung profitiert. Und von der Tatsache, dass mit den Babyboomern immer mehr Menschen in den Ruhestand gehen. Der Fachkräftemangel entwickelt sich zu einem der Motoren für den Nachfrageschub bei der betrieblichen Altersvorsorge ebenso wie bei der betrieblichen Krankenversicherung. Generell war die betriebliche Vorsorge ein Trendthema, das die DKM beherrschte. Und auch das zeigten die Gespräche: Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich sind hier auch im schwierigen Jahr 2023 die Regel. Und der Boom dürfte sich, davon zeigten die Anbieter überzeugt, im kommenden Jahr fortsetzen.

Was die Krankenversicherer betrifft: Sie sehen in dem neuerlichen Anstieg der JAEG von 66.600 in 2023 auf 69.300 Euro zum 1. Januar 2024 nicht anderes als einen Versuch, die Privaten Krankenversicherer vom Neugeschäft abzuschneiden. Der Aussage von Franke und Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke, das Anheben der JAEG sei im Grunde nichts anderes als die Einführung der „Bürgerversicherung über die Hintertür“ wollten die PKV-Vorstände im Gespräch nicht widersprechen. Dass nun auch in Niedersachsen über die Einführung des „Hamburger Modells“ für Beamte diskutiert werde, sei zudem ein weiterer Beleg dafür, dass der Gesetzgeber versuche, das Geschäft mit der privaten Krankenkostenvollversicherung auszutrocknen. Auf der anderen Seite geben sich die PKV-Anbieter optimistisch, denn es gebe ja neben der bKV auch noch das Geschäft mit den Beamten und Beamtenanwärtern. Und das sei attraktiv und wachse. Und ein weiteres Geschäftsfeld gerät in den Fokus der privaten Krankenversicherer: Das Auslandskrankenversicherungsgeschäft. Die Coronapandemie hat das Homeoffice etabliert. Und damit auch die Optionen, von wo aus die die digitalen Nomaden ihre Arbeit erledigen.

Sorgenfalten treibt den Vorständen in der Lebens- und Krankenversicherung der Zustand der Sozialversicherungssysteme auf die Stirn. Die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung und der GKV funktioniere schon lange nicht mehr. Dass die Politik hier mit der Versicherungswirtschaft nicht gemeinsam nach Lösungen suche, die es ja gebe, sei nur schwer nachzuvollziehen. Und mit der finanziellen Schieflage in der gesetzlichen Pflegeversicherung taucht nun ein weiterer Eisberg am Horizont auf.

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