Donald Trumps Handelspolitik gefährdet Wachstum und Stabilität in den USA

Donald Trumps Zollhammer
Foto: ChatGPT/Cash.
Donald Trump und sein Zollhammer

Donald Trumps zweite Amtszeit bringt tiefgreifende Veränderungen in der Weltwirtschaft. Vor allem seine Handelspolitik mit hohen Zöllen schürt Inflationsrisiken und belastet die Konjunktur. Ein führender Marktstratege warnt vor einer Entwicklung, die den Mythos der US-Sonderstellung ins Wanken bringen könnte. Doch wie real ist dieses Szenario?

Wir rechnen für den Großteil des Jahres 2026 mit einem stagflationären Umfeld in den USA – mit wieder anziehender Kerninflation, einer schwächer werdenden Konjunktur und zunehmender Unsicherheit bei Unternehmen. Die Handelspolitik der USA wird sich zwar auch negativ auf andere Länder auswirken, am stärksten betroffen sein werden jedoch amerikanische Unternehmen und Verbraucher. Ich glaube, dass dies der Anfang vom Ende des US-Exzeptionalismus ist.

Die Administration Trump nutze Zölle nicht nur als protektionistisches Instrument zur Förderung amerikanischer Industrien, sondern auch zur Gegenfinanzierung der im „One Big Beautiful Bill Act“ (OBBBA) verankerten Steuererleichterungen. Die wirtschaftlichen Folgen seien erheblich: In einem realistischen Basisszenario mit einem durchschnittlichen Zollniveau von rund 20 Prozent rechnet Temple mit einem Anstieg der Kerninflation auf vier Prozent und einer spürbaren Wachstumsverlangsamung in den USA. 

Eine Belastung für Verbraucher und Unternehmen

Hinzu kämen juristische Unsicherheiten: Zwar hätten das Gericht für internationalen Handel und das US-Berufungsgericht für den Federal Circuit die Nutzung des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) zur Einführung pauschaler Zölle für unrechtmäßig erklärt. Temple erwartet jedoch, dass das Weiße Haus alternative Rechtsinstrumente einsetzen wird, um die Maßnahmen durchzusetzen, sollte der Oberste Gerichtshof diese Urteile gegen die Anwendung des IEEPA bestätigen.

Die Wirkung der Zölle auf die Realwirtschaft sei gravierend. Preiserhöhungen für importierte Vorprodukte belasteten nicht nur Endkonsumenten, sondern auch produzierende Unternehmen. Gleichzeitig bestehe die Gefahr von Zweitrundeneffekten: Steigende Preise könnten zu höheren Lohnforderungen führen – mit entsprechenden Auswirkungen auf Margen und Investitionen. Zudem erwartet Temple, dass sich die Unsicherheit bei der Preisbildung negativ auf die Planungssicherheit der Unternehmen auswirken werde.

Erhöhte Schwankungen erwartet

An den Kapitalmärkten dürfte sich die politische Agenda der US-Regierung in einer erhöhten Volatilität niederschlagen. Temple warnt insbesondere vor einer zunehmenden Entkopplung der US-Märkte von ihren fundamentalen Bewertungskennzahlen: „Die Bewertung am US-Markt bietet angesichts steigender Zinsen, hoher geopolitischer Risiken und fiskalischer Dominanz kaum noch Puffer. Eine Überprüfung der Allokation in Richtung internationaler Märkte erscheint ratsam.

Autor Ron Temple ist Chef-Marktstratege bei Lazard Asset Management.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments