Frau Pähtz, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?
Pähtz: Meine erste große Investition war eine Eigentumswohnung in Berlin-Zehlendorf, die ich nach dem Kauf vermietet habe. Ein paar Jahre später habe ich sie wieder verkauft, weil es viele Probleme gab, unter anderem Schimmel. Beim Verkauf habe ich Plusminusnull gemacht. Aber das war mir egal, ich wollte die Wohnung einfach nur wieder loswerden.
Worin investieren Sie heute und warum?
Pähtz: Vor fünf Jahren habe ich mir wieder eine Eigentumswohnung gekauft, in der ich selbst wohne. Außerdem baue ich aktuell gemeinsam mit meinen Eltern ein Haus. Ich stecke mein Geld also immer in Immobilien. Weil ich mit dem Schach so intensiv beschäftigt bin, habe ich nie die Zeit gehabt, mich mit Kryptowährungen oder dem Aktienmarkt auseinanderzusetzen. Ich denke, man braucht ein bisschen Zeit, um sich da einzulesen und einen Überblick zu verschaffen. Das habe ich aber nie gemacht.
Sie investieren also eher sicherheitsorientiert?
Pähtz: Ja, meine Familie und ich sind sehr sicherheitsorientiert. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass wir im Osten Deutschlands groß geworden sind. Viele Menschen im Osten standen nach der Wende vor der Aufgabe, ihre wirtschaftliche Existenz neu aufzubauen – das prägt. Ich bin in relativ bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Meine Familie hatte damals nicht viel Geld. Mit dem, was wir uns erarbeitet haben, konnten wir nach und nach unser Leben ausschmücken. Wir sind ein paar Mal umgezogen und haben dann irgendwann unser eigenes Haus gebaut. Aber es war mit sehr viel harter Arbeit verbunden. Wenn man sein Geld nicht im Schlaf verdient, sondern immer hart dafür arbeiten muss, ist man bescheidener und vorsichtiger. Man wertschätzt das Geld mehr.
Haben Sie beim Schach besondere Fähigkeiten erlernt, die auch bei der Geldanlage hilfreich sind?
Pähtz: Wir Schachspieler neigen dazu, alles zu analysieren und die Pros und Contras abzuwägen. Übertragen auf das Investieren bedeutet das, sich mit Blick auf die Rendite die eigene Risikobereitschaft genau zu überlegen. Das muss ich auch in einer Schachpartie. Da gibt es manchmal die Situation, dass mehrere Züge für mich möglich sind – aber der eine Zug ist wesentlich riskanter als der andere. Dann muss ich überlegen: Welches Ergebnis brauche ich? Muss ich unbedingt gewinnen oder reicht mir ein Remis? Das sind viele psychologische Entscheidungsfindungen – dafür sind Schachspieler prädestiniert. Außerdem ist es wichtig, unserem Gegner stets einen Schritt voraus sein. Wir müssen nicht nur darauf achten, was gerade jetzt auf dem Brett passiert, sondern auch in die Zukunft blicken. Das überträgt sich auch auf den Alltag: Wir Schachspieler machen viele Dinge nicht spontan, sondern überlegen sie uns reiflich. Unsere Mitmenschen müssen deshalb oft sehr viel Geduld haben.
Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.