EXKLUSIV

Expertenrunde Innovationen am Bau: 3D-Druck und serielles Bauen verändern die Baufinanzierung

Herr Drews, Herr Peters, wie gut sind Sie als Baufinanzierungsvermittler auf diese neuen Baukonzepte vorbereitet? Besteht hier Aufklärungsbedarf, wenn Kunden im Gespräch nach solchen Lösungen fragen?
Drews: 3D-Druck spielt in meinem Kundenspektrum bisher keine Rolle. Aber andere Themen: Ich habe aktuell meinen ersten Kunden, der gemeinsam mit einer Baufirma ein Einfamilienhaus nach QNG-Standard entwickelt hat. Solche kleinen Innovationen tauchen schon auf. Ein weiteres Beispiel: wir haben versucht, ein Haus mit einer Infrarot-Fensterheizung zu finanzieren. Das war vor etwa einem Jahr. Das war eine kleine Herausforderung, denn für unsere Förderbank ist das ein Ausschlusskriterium.

Peters: Elektroheizung beispielsweise ist bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein ein absolutes No-Go. Wer weiß, wie sich das entwickelt – auch dort gibt es eine hohe Lernkurve. Früher wurden Blockbohlenhäuser nicht gern gesehen, mittlerweile werden sie finanziert. Auch bei mir gibt es bisher keine Anfragen zum Thema 3D-Druck. Das Thema ist tatsächlich noch zu innovativ bis das erste gedruckte Haus steht. Bis das aber im breiten Markt ankommt, wird es sicher noch dauern.

Matthias Drews, Capitalium

Münch: Wenn der 3D-Druck in Serie geht, könnten auch KfW-Förderungen folgen – ähnlich wie im Sanierungsbereich. Da gibt es ja bereits Förderungen auf Bundesebene, um die serielle Sanierung als noch eher unbekannte Technik zu pushen – zum Teil sogar auch Zuschläge auf die Förderungen. Ich bin davon überzeugt: Je höher die finanziellen Anreize, desto mehr wird sich der Bau- oder Neubaukunde informieren und öffnen

Drews: Das ist vergleichbar mit den Elektroautos. Das Marktanreizprogramm muss einfach gut sein. Und die Technik muss verfügbar sein. Dann funktioniert das – und wenn die Banken auch mitspielen.

Hein: Ich sehe das etwas anders als beim Elektroauto. Wenn der Vorteil im Produkt selbst liegt, braucht es meiner Meinung nach keine großen Förderanreize. Wenn ich schneller fertig werde oder günstiger bauen kann, überzeugt das Investoren von selbst. Beim Auto ist es anders: Da gibt es viele Varianten, das Ladenetz ist noch nicht ausreichend, und man muss oft zusätzliche Investitionen tätigen, z. B. in eine Wallbox. Wenn das Produkt 3D-Druck im Bauwesen aber von sich aus überzeugt, dann braucht es möglicherweise gar keine zusätzlichen Fördermittel – wir haben ohnehin schon viele davon.

Peters: Dass es auch ohne Fördermittel funktionieren kann, zeigt das Beispiel Photovoltaik. Das Thema ist bei den Kunden präsent – im Neubau sowieso, bei Sanierungen inzwischen fast immer. Die einzige Förderung ist im Grunde die Befreiung von der Mehrwertsteuer.

Münch: Ja, weil das Thema in der Praxis angekommen ist. Es ist bekannt, man versteht es, weiß um die Ersparnisse – also nimmt man es auch mit rein.

Hein: Und je mehr Menschen das nutzen, desto größer wird der soziale Druck. Wenn man durch eine Straße fährt und sieht, dass 60 Prozent der Häuser Solaranlagen haben, denkt man irgendwann: Sollte ich nicht auch mal darüber nachdenken?

Münch: Ein weiterer Vorteil ist: Irgendwann wird es auch einen Preisvorteil geben, wenn der 3D-Druck in den Massenmarkt einzieht. Momentan liegt der Preis laut Architekten etwa auf dem Niveau eines herkömmlichen Neubaus. Aber wenn die Baufirmen parallel mehrere Objekte drucken oder bauen können, werden auch die Preise sinken. Dann hat man Preisvorteile, ist sechs Monate früher fertig – und die Vorteile liegen auf der Hand.

Welche Angebote oder Möglichkeiten sehen Sie aktuell – gerade für Vermittlerinnen und Vermittler –, um sich bei diesen technischen Entwicklungen und Innovationen im Bauwesen fit zu machen?

Peters: Also ich finde, es müsste mehr niederschwellige Angebote geben. Klar, es gibt Online-Seminare, es gibt Webinare von Banken oder von Herstellern, aber die sind oft sehr technisch oder sehr produktbezogen. Ich glaube, man müsste das Thema breiter denken. Vielleicht auch über Netzwerke, wo man sich austauschen kann, wo Praxisbeispiele geteilt werden – also wirklich aus dem Alltag heraus.

Olaf Peters, Olaf Peters Finanzberatung

Drews: Ich sehe das ähnlich. Wir brauchen keine Hochglanzpräsentationen, sondern anwendungsbezogenes Wissen. Vielleicht in Form von kurzen Lerneinheiten, Micro-Learning, wo ich in zehn Minuten erfahre: Was ist neu? Was heißt das für meine Beratung? Und dann kann ich es direkt in meinem Alltag umsetzen. Und es müsste auch kontinuierlich passieren und nicht nur punktuell.

Hein: Ich denke auch, dass diese Lernformate flexibler werden müssen. Der klassische Seminartag in Präsenz ist einfach schwer unterzubringen. Was wir brauchen, ist eine Art „Wissens-Update“, das regelmäßig kommt – ähnlich wie ein Newsletter, aber mit echtem Inhalt: kurze Videos, ein Praxisbeispiel, eine Checkliste. So, dass man das direkt anwenden kann.

Münch: Und ich glaube, es wäre gut, wenn das nicht nur über Banken oder Hersteller läuft. Unabhängige Plattformen wären da hilfreich. Sonst hat man schnell das Gefühl: Da steckt wieder ein Produktinteresse dahinter. Und gerade bei so zukunftsgerichteten Themen wie 3D-Druck, Smarthome oder energetische Sanierung geht es ja auch um Vertrauen. Vermittlerinnen und Vermittler müssen wissen: Das ist objektiv und fundiert.

Gibt es bereits Nachfrage nach komplexen Modernisierungen, verbunden mit der Frage, wie man seine Energie am besten steuern kann?

Drews: Ich würde würde sagen, das sind eher Begleiterscheinungen. Im Fokus steht eindeutig die grundlegende energetische Sanierung. Heute installiert fast jeder ein Smarthome-System, aber meist nicht in der Endausbaustufe. Rollläden, Licht, vielleicht die Heizung – das ist das, was bei mir zumindest gängig ist.

Peters: Die komplexeste Beratung betrifft die Reduzierung der Betriebskosten. Wenn durch die Veränderung der Wärme- oder Heizquelle geringere laufende Kosten entstehen, rechnet sich die Investition besser – und wird damit überhaupt erst finanzierbar. Es geht also eher um Kostenaspekte, weniger um Innovationsbegeisterung.

Hein: Ich denke dennoch, wenn wir über 3D-Druck sprechen, muss der Finanzierungsberater ein gewisses Grundwissen mitbringen. In der Beratung wird selten die Frage gestellt: Soll ich Haus A oder B bauen? Das klärt der Kunde meist mit der Baufirma. Aber um ihn umfassend beraten zu können, sollte man Chancen und Risiken kennen – eventuell auch, um Cross-Selling-Potenziale bei Versicherungen zu erkennen, die beim konventionellen Bau nicht nötig wären. Also ja: Ein gewisses Grundwissen ist wichtig. Und das muss man sich eben aneignen – genau wie beim Wechsel vom Neubau zur Sanierung. Auch da mussten wir als Bank investieren: Schulungen, Trainings – z. B. haben wir mit der KfW den Sanierungsrechner entwickelt. Man muss sich damit einfach aktiv auseinandersetzen.

Smarsly: Ich halte das für sehr wichtig: Dieses Grundverständnis. Ich vergleiche das gerne mit einem Arzt: Wenn jemand Kopfschmerzen hat, könnte einfach eine Tablette verschrieben werden. Kennt er aber die Zusammenhänge besser, erkennt er vielleicht, dass die eigentliche Ursache eine Verspannung im Rücken ist. Genau dieses Gesamtverständnis ist entscheidend: „Mach doch etwas mit energieautarken Systemen.“ Oder: „Hier kannst du einen Sensor einbauen.“ Also etwas über den Tellerrand schauen. Ich denke, das entwickelt sich ganz natürlich. Die Herausforderung liegt dann in der Schulung – wir an der Universität haben da einen Vorteil. Aber in der Industrie müssen Unternehmen ihre Mitarbeitenden schulen, damit sie immer auf dem neuesten Stand sind. Das wird eine Herausforderung.

Hein: Ja, das stimmt. Aber es ist auch eine Herausforderung, die Spaß machen kann.

Perspektiven für die Baufinanzierung in den nächsten Jahren

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

1 2 3 4Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments