EXTRA Immobilien/Sachwertanlagen: „Die Hochpreis-Phase ist vorbei“ 

Wie läuft der Fondsabsatz seit Jahresbeginn? 

Auel: Die Platzierung unserer Publikums-AIFs ist ziemlich genau im Plan. Bis Mitte des Jahres ist noch der Direct Return 6 in der Platzierung, der ein limitiertes Platzierungsvolumen hat. Darauf fokussieren wir uns derzeit sehr stark. Vor kurzem haben wir unseren ersten ELTIF auch in Deutschland in den Vertrieb gegeben. In Österreich ist er schon seit einigen Wochen im Vertrieb. Über die konkrete Platzierung lässt sich noch nichts sagen, aber die Anzahl der Vertriebsvereinbarungen nimmt stetig zu und ebenso laufen mehr und mehr Zeichnungsscheine ein. Insgesamt läuft es nach Plan. 

Müller: Wir sind erst mit dem Jahreswechsel in den Vertrieb des Value Add Plus Fonds gestartet. Dafür sind wir durchaus zufrieden. In unseren Gesprächen haben wir allerdings die Erfahrung gemacht, dass der Hintergrund von Verifort Capital teilweise nur wenig bekannt ist. Dass wir einen großen europäischen Asset Manager im Background haben, dass wir selbst gut eine halbe Milliarde Euro Assets under Management haben und dass wir in den letzten Jahren 120 Transaktionen durchgeführt haben, weiß der Markt im Grunde genommen nicht. Da gibt es dann oftmals einen Aha-Effekt und wir arbeiten daran, unseren Hintergrund umfangreicher darzustellen. Insgesamt stoßen wir auf eine gute Resonanz. Und wir sehen jetzt eine weiterhin zunehmende Dynamik durch die anstehende erste Objektanbindung. 

Busboom: Ich bin nicht euphorisch, aber ich bin auch nicht unzufrieden. Wir sind allerdings auch verwöhnt, weil wir in den letzten Jahren viele Vertriebserfolge hatten. Vor zwei Jahren lag das Platzierungsvolumen bei über 50 Millionen Euro, das war für uns außergewöhnlich gut. 2024 hatten wir ein halbes Jahr kein Produkt im Vertrieb und somit nur sechs Monate Zeit. In der zweiten Jahreshälfte haben wir dann noch knapp über 30 Millionen Euro eingesammelt. Das war völlig okay. In dieses Jahr sind wir vernünftig gestartet. Im ersten Quartal 2025 haben wir mehr als acht Millionen Euro platziert. Das ist für uns eines der stärkeren Jahre, aber es ist nicht so gut wie vor zwei Jahren. Aber es ist ein guter Start und wird uns dabei helfen, dieses Jahr einschließlich des Spezialfonds für professionelle und semiprofessionelle Investoren ab 200.000 Euro Mindestbeteiligung wieder in Richtung 50 Millionen Euro zu kommen. 

Auf welche Arten von Vertriebspartnern konzentrieren Sie sich und sehen Sie hier Veränderungen, speziell in Richtung Banken? 

Auel: Wir kommen klassisch von einer breiten Einzel-Vertriebspartner-Struktur, wobei hier ein Trend hin zu mehr Klasse statt Masse geht. In den letzten Jahren ist es uns gelungen, auch einige große und mittelgroße Vertriebsgesellschaften zu akquirieren. Gleichzeitig bietet uns der ELTIF viele neue Gelegenheiten. Gerade im Bereich Banken, in dem im Privatkundenbereich noch nicht flächendeckend vertreten sind, versprechen wir uns vom ELTIF schrittweise viel. Im institutionellen Geschäft sind wir in den letzten Jahren im Bankenbereich bereits erfolgreich, wodurch wir uns positive Auswirkungen für unser Retail-Geschäft erhoffen. 

Busboom: Wir kommen traditionell nicht aus dem Bankenvertrieb, nehmen in den letzten drei Jahren aber ein relativ starkes Wachstum wahr. Wir haben früher keine zehn Prozent unserer Umsätze über Banken gehabt. Aktuell liegen wir zwischen 30 und 40 Prozent Vertriebsanteil aus dem Bankenbereich. Einige Banken sind richtige Fans unserer Produkte und machen hohe Volumina. Was uns noch immer fehlt, ist die Breite. 

Denken Sie weiterhin darüber nach, einen ELTIF aufzulegen?

Busboom: Was wir sicherlich nicht machen werden, ist ein Konstrukt wie einen offenen Immobilienfonds, bei dem ein illiquides Asset in ein liquides Konstrukt gepresst wird. Das funktioniert nur, wenn die Märkte im Gleichgang sind. Sobald die Märkte auseinanderlaufen, gibt es da Probleme. Für mich ist ein ELTIF nur ein interessantes Produkt, wenn er eine gewisse Handelbarkeit hat. Sonst kann ich auch bei einem geschlossenen AIF bleiben. Einen ELTIF nur mit Real Assets zu befüllen, also nur mit Immobilien oder nur mit erneuerbaren Energieanlagen und Infrastruktur, ist für mich damit der falsche Fokus. Unsere Überlegungen gingen in Richtung einer Kombination aus Investmentwelt und Sachwertewelt, bei der wir den Sachwerteteil stellen und mit einer Investmentgesellschaft kooperieren. Wir haben einige Gespräche geführt, aber sind noch nicht wirklich weitergekommen und das Thema steht nicht besonders weit oben auf unserer To-Do-List. Als mittelständischer Erneuerbare-Energien-Spezialist müssen wir aber auch nicht unbedingt First Mover sein.

Auel: Für mich ist eine der spannendsten Vertriebsfragen der nächsten Jahre, wie genau sich dieses Thema künftig entwickelt. Wir haben explizit einen geschlossenen ELTIF aufgelegt, weil er in illiquide Beteiligungen investiert. Das Konzept „geschlossener Fonds“ zwingt zudem zu Gelassenheit und schützt die Kunden auch vor kurzfristigen Fehlentscheidungen. Der Fonds hat dadurch aber verrückterweise eine höhere Risikoklasse als die semi-liquiden. Er kann nur von F2-Vermittlern verkauft werden und es gibt Hürden, ihn in der Banken- und Depotwelt kundenfreundlich zu gestalten. Und nun sehen wir mit den semi-liquiden ELTIF eine neue Welt entstehen, die natürlich gewisse Reize hat. Solche Fonds können über F1-Vermittler breiter angeboten werden, haben eine niedrige Risikoklasse und können mit geringeren Mindesthaltedauern rausgehen. Damit können sie eine große Schwierigkeit im Vertrieb der geschlossenen Fonds im Kundengespräch deutlich reduzieren. Wie es dann im Worst-Case-Fall aussieht, ist eine ganz andere Frage. Vom Vertrieb gibt es dazu verschiedene Reaktionen, aber wir bekommen auch das Feedback, dass Vertriebspartner es ausdrücklich begrüßen, dass wir einen geschlossenen ELTIF machen. Sie wollen eben gerade nicht, dass er künstlich liquide gemacht wird.

Ist auch denkbar, dass AIFs und semi-liquide ELTIFs nebeneinander existieren, ohne dass es eine unmittelbare Konkurrenzsituation gibt? Also so wie offene und geschlossene Immobilienfonds seit vielen Jahren?

Müller: Ich stimme zu, dass es nicht der optimale Ansatz ist, ein illiquides Asset mit einem liquiden Produktmantel zu versehen. Ich persönlich glaube aber, dass der AIF es mittel und langfristig schwer haben wird, weil die 34f2-Vermittler immer weniger werden. Deswegen brauchen wir eine Alternative. Ob das der ELTIF ist, weiß ich nicht so genau. Ich hoffe immer noch ein Stück weit auf das geschlossene Sondervermögen. Ich glaube, dass man mit diesem Produktansatz mittelfristig auch wieder stärker in die Breite und auch in den Bankenvertrieb kommen kann.

Wir haben noch einen Punkt auf der Agenda, der nur den Bereich Erneuerbare Energien betrifft. Hier gab es unlängst eine Änderung im EEG, wonach für neue Anlagen die EEG-Vergütung ausgesetzt wird, wenn der Preis an der Strombörse wegen eines übergroßen Stromangebots negativ ist. Die Zeitspanne wird dann am Ende des Förderzeitraums angehängt. Ist das positiv oder negativ zu bewerten?

Busboom: Es ist zunächst positiv, dass es jetzt dafür überhaupt eine gesetzliche Regelung gibt, denn das Vorhaben geisterte schon länger durch die Lande. Das führte natürlich zu Verunsicherung. Ich sehe die Änderung neutral. Sie bringt mehr Klarheit für den Bestand und wirkt somit positiv, weil sie nicht rückwirkend gilt. Für neue Anlagen gehen wir davon aus, dass negative Strompreise nur die nächsten zwei oder maximal drei Jahre überhaupt ein Thema sein werden, weil Maßnahmen in Arbeit sind, die das zukünftig verhindern sollen und auch werden. Das ist zum einen das Stichwort der Großspeicher, hier gibt es für über ein Gigawatt Genehmigungen. Da wird eine Menge gebaut werden, die zu Peakzeiten den Strom aufnehmen. Zum anderen müssen künftig auch alle privaten Dach-Solaranlagen einen intelligenten Stromzähler haben, so dass auch diese von den Energieversorgern gesteuert und gegebenenfalls vom Netz genommen werden können. 

Sind Großspeicher- oder überhaupt Speichertechnologie auch ein potenzielles Investitionsfeld für Ihre Fonds? 

Busboom: Absolut. Als Ergänzung ist das durchaus ein attraktives Thema. Ich wage zu behaupten dass in zwei oder drei Jahren kein Solarpark mehr neu gebaut wird, ohne dass ein Speicher gleich mit dabei ist. Wir haben schon einige im Bestand, bei denen auch Speicherlösungen integriert sind. Das wird immer mehr kommen, da bin ich sehr sicher.

Wie ist Ihr Ausblick für den Rest des Jahres?

Müller: Nach meiner Einschätzung, das zeigt auch schon das erste Quartal, sind die Immobilienmärkte durchaus stabil und das wird auch für den weiteren Verlauf des Jahres erwartet. Wir werden aber nach meiner Einschätzung auch in diesem Jahr nicht viele Großtransaktionen sehen. Es werden eher kleinere und mittelgroße Deals. Und auch aufgrund dessen erwarte ich einen weiterhin anhaltenden Trend zum Thema Value Add. . Eine weitere oder umfangreiche Marktteilnahme durch institutionelle Großinvestoren sehe ich in diesem Jahr noch nicht. Aber ich erwarte Stabilität und eine weiterhin zunehmende Dynamik. 

Busboom: Im Augenblick sind viele Menschen sehr verunsichert. Das betrifft auch das Thema Kapitalanlage. Viele wollen weg von den Kapitalmärkten oder zumindest weniger dort machen und stärker in ruhigere Märkte. So sind Sachwertanlagen generell ausgerichtet, speziell das Thema Erneuerbare Energien. Es ist so ähnlich wie beim Essen und Trinken: Strom wird immer gebraucht. Selbst wenn es zu einer Rezession kommen sollte, sind die benötigten Strommengen vielleicht etwas geringer, aber grundsätzlich ist der Bedarf an Strom groß. Am langen Ende steigt der Strombedarf, weil durch Digitalisierung und viele weitere Themen immer mehr Strom benötigt wird. Demzufolge ist die Investition in Erneuerbare Energien für viele Kapitalanleger auch in so einem schwierigen globalen Umfeld, wie wir es aktuell haben, eine rationale und richtige Entscheidung. 

Auel: Ich bin optimistisch, dass wir gute Ergebnisse erzielen. Wir haben den International 9 im Vertrieb, der erst am Anfang seiner Platzierung ist. Da lohnt es sich immer einzusteigen. Aber Anleger, die von Anfang an dabei sind, erzielen das beste Ergebnis. Wenn der Direct Return geschlossen ist, werden wir das Thema ELTIF in Deutschland noch stärker in den Fokus nehmen und sind gespannt, inwiefern wir damit auch neue Kundengruppen erschließen können und wie das Vertriebsfazit am Ende des Jahres sein wird. Insgesamt sind wir sicherlich alle gut beraten, die Dinge ernst zu nehmen, die hier und da passieren oder geäußert werden, aber auch mit einer langfristigen Strategie und mit einer Grundgelassenheit heranzugehen und schlichtweg die Hausaufgaben zu machen. Das wird dann auch vom Markt, vom Vertrieb und von den Kunden honoriert.

Dieser Artikel ist Teil des EXTRA Immobilien/Sachwertanlangen. Alle Artikel des EXTRA finden Sie hier.

Video-Interviews zum EXTRA finden Sie hier:

Nico Auel, Munich Private Equity

Jörg Busboom, Ökorenta

Jens Müller, Verifort Capital

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