Die Stimmung in Deutschland ist von Krisen geprägt. Laut dem aktuellen Future Risks Report 2025, den Axa gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos erhoben hat, sehen die Menschen gesellschaftliche Spannungen als größtes Risiko der kommenden fünf bis zehn Jahre. In anderen europäischen Ländern steht dagegen weiterhin der Klimawandel an erster Stelle.
97 Prozent der befragten Expertinnen und Experten bestätigen, dass die Zahl der weltweiten Krisen zugenommen hat. Der Begriff der Polykrise – das gleichzeitige Auftreten mehrerer, sich gegenseitig verstärkender Krisen – beschreibt für viele den aktuellen Zustand treffend. Auch in der Bevölkerung wächst die Wahrnehmung, in einer permanenten Krisensituation zu leben: 95 Prozent der Befragten teilen diese Einschätzung.
„Die Anzahl der weltweiten Krisen befindet sich auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Marc Zimmermann, Vorstand Sachversicherungen bei Axa Deutschland. „Die extremen Werte aus der Befragung zeigen uns deutlich, welch starke Belastung damit besonders für die Bevölkerung einhergeht.“
Gesellschaftliche Spannungen verdrängen Klimawandel
Während der Klimawandel weltweit weiterhin als das bedeutendste Risiko gilt, verschiebt sich die Wahrnehmung in Deutschland. Hier landet das Thema erstmals nur auf Platz zwei – sowohl in der Bevölkerung als auch unter Expertinnen und Experten. Den Spitzenplatz belegen gesellschaftliche Spannungen, die als unmittelbarer empfunden werden.
„Geopolitische Instabilität, Inflation, Cyberbedrohungen und Klimakatastrophen – die Risiken, denen wir heute gegenüberstehen, sind zunehmend miteinander verknüpft“, erklärt Zimmermann. Versicherer müssten sich diesen Herausforderungen stellen und zugleich neue Lösungen anbieten, etwa für die Energiewende und deren versicherungstechnische Absicherung.
Auch Sicherheitsbedrohungen und Terrorismus verunsichern die Bevölkerung zunehmend. Zugleich wächst die Angst vor einem globalen Konflikt: Jede zweite befragte Fachkraft und 70 Prozent der Bevölkerung halten einen weltweiten Krieg für möglich.
Cybergefahren und KI-Risiken werden unterschätzt
Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Einschätzung technologischer Risiken. Expertinnen und Experten stufen Cyberrisiken auf Platz vier der bedeutendsten Zukunftsgefahren ein, die Risiken durch Künstliche Intelligenz und Big Data folgen auf Platz sechs. In der Bevölkerung hingegen rangieren Cyberrisiken erst auf Platz zehn, die Gefahren der Künstlichen Intelligenz schaffen es gar nicht unter die zehn meistgenannten Risiken.
„Hier sehen wir eine wesentliche gesellschaftliche Aufgabe. Den vielfältigen Chancen durch Künstliche Intelligenz stehen diverse Risiken gegenüber. Missbrauch, Fehlinformation und Cyber-Angriffe müssen wir sehr ernst nehmen“, betont Zimmermann.
Ein aktueller Vorfall unterstreicht diese Einschätzung: Der Cyber-Angriff auf einen IT-Dienstleister legte im September 2025 den Flughafen Berlin über längere Zeit lahm. „Um Künstliche Intelligenz für die Gesellschaft, aber auch für Unternehmen optimal nutzen zu können, muss die Gesellschaft zukunftsfähig werden – es braucht Aufklärung über Nutzen und Risiken, aber auch Unterstützung bei Schäden“, so Zimmermann.
Vertrauensverlust gegenüber Behörden
Das Vertrauen in staatliche Institutionen bleibt niedrig. Nur 28 Prozent der Befragten trauen den Behörden zu, auf Cyberrisiken vorbereitet zu sein; unter den Expertinnen und Experten sind es lediglich 22 Prozent. Beim Thema Künstliche Intelligenz fällt das Urteil noch kritischer aus: Nur zwei Prozent der Fachleute halten staatliche Stellen für ausreichend handlungsfähig. Marc Zimmermann betont: „In einer Zeit großer Verunsicherung ist es unsere Aufgabe, Sicherheit zu geben. Risiken zu versichern bedeutet heute mehr als einen Preis zu kalkulieren. Es bedeutet, Fortschritt zu ermöglichen in einer Welt, die einen tiefgehenden Veränderungsprozess erlebt.“
Der AxaA Future Risks Report wird seit zwölf Jahren jährlich veröffentlicht. Für die aktuelle Ausgabe wurden im Mai und Juni 2025 weltweit 23.000 Personen in 18 Ländern befragt, darunter 2.000 Menschen und 157 Expertinnen und Experten in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Das Gefühl, in einer von Krisen bestimmten Welt zu leben, prägt die Wahrnehmung der Risiken zunehmend – in Deutschland mehr als anderswo in Europa.
















