Die betriebliche Altersversorgung (bAV) gilt als wichtiger Baustein der finanziellen Sicherheit im Alter. Dennoch bleibt ihre Verbreitung seit Jahren hinter den Erwartungen zurück. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Aon in Kooperation mit YouGov zeigt nun, welche Erwartungen Beschäftigte an die Betriebsrente haben – und welche Faktoren über Akzeptanz und Attraktivität entscheiden.
Für die repräsentative Untersuchung wurden mehr als 1.100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Alter von 18 bis 63 Jahren befragt. Das Ergebnis: Eine große Mehrheit befürwortet, dass die bAV stärker die Chancen kapitalmarktorientierter Anlagen nutzt. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass Sicherheitsbedürfnis, Einkommen und Alter die Einstellungen zur Vorsorge deutlich prägen.
Renditechancen versus Garantien
Laut Aon halten 68 Prozent der Befragten es für wichtig, dass die betriebliche Altersversorgung die Renditechancen des Kapitalmarkts nutzt. Dennoch bevorzugen 55 Prozent garantierte Leistungen – insbesondere ältere Beschäftigte und Personen mit niedrigem Einkommen. Während jüngere und besserverdienende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eher bereit sind, Risiken einzugehen, wünschen sich Menschen mit geringeren Gehältern eine stärkere Absicherung.
Mit steigendem Einkommen nimmt die Bereitschaft zu, auch risikoreichere Anlageformen zu wählen. Damit zeigt die Studie, dass die individuelle Risikoakzeptanz eng mit den persönlichen Lebensumständen verknüpft ist – und dass flexible Modelle in der bAV an Bedeutung gewinnen könnten.
Gender Pension Gap bleibt unterschätzt
Ein weiteres zentrales Ergebnis betrifft die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Altersversorgung. Frauen zahlen aufgrund häufigerer Teilzeitarbeit und familiärer Auszeiten im Schnitt deutlich weniger ein – mit spürbaren Folgen für das spätere Alterseinkommen. Laut Aon beträgt der Gender Pension Gap rund 37 Prozent. Doch nur sieben Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen schätzen diese Lücke korrekt ein.
Etwa ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, dass die Systeme der betrieblichen Altersversorgung Frauen benachteiligen. Unter den Teilzeitbeschäftigten und Frauen sieht etwa die Hälfte eine strukturelle Ungleichbehandlung.
Wunsch nach sozialem Ausgleich und kollektiver Verantwortung
Besonders bemerkenswert ist die hohe Bereitschaft zum sozialen Ausgleich: Zwei Drittel der Befragten halten es für wichtig, dass die bAV Einbußen durch Elternzeit, Pflegezeit oder gesundheitliche Einschränkungen ausgleicht – auch wenn dies zulasten der eigenen Ansprüche geht.
„Unsere Untersuchung zeigt ein überraschend hohes Bekenntnis zum sozialen Ausgleich. Die Befragten sind bereit, für sich selbst niedrigere Versorgungsansprüche in Kauf zu nehmen, um im Gegenzug für benachteiligte Gruppen den Pension Gap zu reduzieren. Arbeitgeber, die soziale Komponenten in die betriebliche Altersversorgung integrieren, können daher mit großer Zustimmung rechnen“, sagt Angelika Brandl, Partner bei Aon.
Hohe Akzeptanz und Offenheit für neue Modelle
Die Studie zeigt zudem, dass die bAV einen hohen Stellenwert bei Beschäftigten genießt. Auf die Frage, wie ein zusätzliches Arbeitgeberbudget verwendet werden sollte, nannten die meisten Teilnehmenden die betriebliche Altersversorgung – noch vor einer direkten Auszahlung.
Auch automatische Einschreibungen stoßen auf Zustimmung: Zwei Drittel der Befragten begrüßen das Prinzip des Auto-Enrollment, bei dem Mitarbeitende automatisch in eine Entgeltumwandlung einbezogen werden, solange sie dem nicht aktiv widersprechen.
„Die Studie bestätigt einmal mehr die hohe Wertschätzung, die die betriebliche Altersversorgung bei Arbeitnehmenden genießt. Sie zeigt Präferenzen und Erwartungen auf und liefert damit Arbeitgebern zahlreiche wertvolle Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Neueinführung oder Umgestaltung ihrer Versorgungssysteme“, sagt Stephanie Zelosko, Senior Consultant bei Aon.