Brücken, Schienen, Schulen: Allerorten bröckelt in Deutschland die Infrastruktur. Straßen und öffentliche Gebäude sind teilweise in einem desolaten Zustand. Sie zu reparieren und auf einen modernen Stand zu bringen, erfordert gewaltige Investitionen. Doch nicht nur das: Viele weitere Milliarden Euro werden benötigt, um die Infrastruktur und damit das Land insgesamt zukunftsfähig zu machen. Das betrifft an erster Stelle die Stichworte Digitalisierung und Dekarbonisierung, also die Umstellung der Energiewirtschaft von fossilen auf regenerative Quellen, aber auch viele andere Bereiche.
Auf knapp 600 Milliarden Euro bezifferte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) „als konservative Schätzung“ im Mai 2024 allein den zusätzlichen öffentlichen Investitionsbedarf in Deutschland in den nächsten zehn Jahren – eine gewaltige Summe, die aus dem regulären Haushalt nicht zu stemmen ist. Doch ohne diese Investitionen sieht die Zukunft düster aus. So beschlossen Bundestag und Bundesrat im März 2025 eine Grundgesetzänderung der „Schuldenbremse“ und machten damit den Weg frei für ein „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“ (in Wirklichkeit: Sonderschulden). Volumen: 500 Milliarden Euro innerhalb von zwölf Jahren – eine riesige Zahl.
Inwieweit das viele Geld angesichts von Bürokratie, langen Planungszeiten und Fachkräftemangel wirklich (im übertragenen wie wörtlichen Sinn) auf die Straße gebracht werden kann, wird sich herausstellen. Doch selbst wenn das gelingt: Es wird bei Weitem nicht ausreichen. Darüber hinaus sind enorme Investitionen der Privatwirtschaft erforderlich – nicht nur in Deutschland.
In ganz Europa ist der Investitionsbedarf gigantisch. Schon 2018 bezifferte die EU-Kommission ihn im Zuge ihres „Green Deals“ allein für den Umbau der Energiewirtschaft und des Transportsektors in der EU auf über 1,2 Billionen Euro – pro Jahr. Hinzu kamen jährlich rund 170 Milliarden Euro im Bereich Digitalisierung. Daneben fällt der sicherlich nicht eben geringe Aufwand für Betrieb, Instandsetzung, Erhaltung und Modernisierung der übrigen Infrastruktur an, wozu sich für die EU aber keine belastbaren Zahlen finden.
So oder so: Der Großteil des Kapitals muss aus der Privatwirtschaft kommen. Übliche Voraussetzung dafür wiederum: Aussicht auf Gewinne. Im Fokus von Unternehmen und Investoren stehen vielfach Erneuerbare-Energien-Anlagen und Stromspeicher, die generell nicht vom Staat finanziert werden. Doch auch andere Teile der Infrastruktur befinden sich – nach Ländern unterschiedlich – im Besitz und/oder Management von Privatunternehmen, darunter Flughäfen, Autobahnen, Häfen, Kraftwerke, Gas- und Stromnetze, aber auch Rechenzentren, Datenbanken oder Glasfasernetze, Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen. Die Liste der Stichworte ist schier unendlich und umfasst auch entsprechende Versorgungsunternehmen, Zulieferer und Dienstleister. Da sie die Grundversorgung von Wirtschaft und Privathaushalten gewährleisten, erwirtschaften viele dieser Unternehmen und Assets solide regelmäßige, planbare Erträge. Sich in diesem Sektor finanziell zu engagieren, war bis vor Kurzem indes hauptsächlich institutionellen Investoren vorbehalten.
Private Anleger hingegen konnten dort nur sehr eingeschränkt investieren. Das ist seit Anfang 2024 anders. Mit Stichtag 10. Januar 2024 hat die EU ihre Verordnung für European Long Term Investment Funds (ELTIF) reformiert und damit unter anderem starre Vorschriften zu Mindestbeteiligung und -vermögen der Anleger abgeschafft. Seitdem darf ein ELTIF zudem in fast alle Bereiche der Private Markets, also Sachwerte und Unternehmen ohne Börsennotierung, investieren. Weiterhin eine der zentralen Assetklassen: Infrastruktur.
Die Zulassung eines ELTIF in einem EU-Land erlaubt den Vertrieb in allen Mitgliedstaaten. Dabei besteht ein hohes Regulierungsniveau. So benötigt sowohl die Verwaltungsgesellschaft als auch der Fonds selbst eine Zulassung der jeweiligen Finanzaufsicht, wird von ihr laufend beaufsichtigt und es gibt hohe Transparenzstandards. Erklärtes Ziel der ELTIF-Reform unter anderem: Privaten Anlegern Investitionen in Infrastrukturprojekte zu erleichtern beziehungsweise – umgekehrt – privates Kapital in diese Richtung zu lenken.
Nach einem etwas zögerlichen Start sind inzwischen diverse ELTIFs auf dem Markt. Zuletzt hat die Cash.-Redaktion auf Basis der Datenbank der EU-Aufsicht ESMA sowie Pressemitteilungen und Websites von Anbietern und Vertrieben im April 2025 insgesamt 24 ELTIFs gezählt, die sich im aktiven Vertrieb an deutsche Privatanleger befanden. Darunter waren neun Fonds mit dem Schwerpunkt Infrastruktur oder Infrastruktur-Private-Equity. Mindestens ein weiterer Infrastruktur-ELTIF ist seitdem hinzugekommen.
Keine Frage: Das primäre Ziel der Fonds muss und wird sein, Geld für ihre Investoren zu verdienen. Die Konzepte dafür sind durchaus unterschiedlich; Infrastruktur ist ein weites Feld. Doch eines haben die Fonds gemeinsam: Sie alle werden ein stückweit dazu beitragen, in Deutschland, Europa oder auch global die Infrastruktur – und damit die Basis der Wirtschaft und der Gesellschaft – zu erhalten, zu verbessern und zukunftsfähig zu machen.
Dieser Artikel ist Teil des EXKLUSIV ELTIF / Infrastructure in Kooperation mit Swiss Life Asset Managers. Alle Artikel des EXKLUSIV finden Sie hier.