Nicht nur kleinere Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) sind betroffen – auch klassische Zinshäuser geraten zunehmend ins Hintertreffen, so der IVD, der laut einer Pressemitteilung „alarmierende Tendenzen“ sieht. Als Zinshäuser werden üblicherweise kleinere bis mittelgroße und oft ältere Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen bezeichnet.
„Die Anforderungen an Hausverwalter sind in den letzten Jahren massiv gestiegen“, so Carl-Christian Franzen, stellvertretender Vorsitzender des IVD Nord in Hamburg. „Neben steigenden Erwartungen der Eigentümer und Mieter kommen umfassende gesetzliche Auflagen und ESG-Vorgaben hinzu. Für viele Verwalter – insbesondere kleinere Büros – ist das schlicht nicht mehr zu leisten.“
Der Rückzug vieler Hausverwalter aus kleinen Mandaten hat dem IVD zufolge mehrere Gründe. Dazu zählen die ESG-Vorgaben: Die zunehmenden Anforderungen an Nachhaltigkeit, Soziales und gute Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance) stellen auch Wohnimmobilienverwalter vor immer größere Herausforderungen, berichtet der Verband. Energieberichte, Nachhaltigkeitsmaßnahmen, Barrierefreiheit – die Anforderungen wachsen, doch die Honorare blieben oft gleich.
Dazu kommt Personalmangel: Fachkräfte sind in der Immobilienverwaltung rar. Nachwuchs fehlt, viele ältere Verwalter geben auf, so der Befund. Neue Mitarbeitende zu finden, die die Vielzahl an Aufgaben – juristisch, technisch und kommunikativ – bewältigen können, sei schwer.
Als dritten Punkt nennt der IVD steigende Erwartungen. Eigentümer verlangen demnach detaillierte Abrechnungen, digitale Services, Sofortreaktionen bei Schäden – und das bei stagnierenden oder nicht kostendeckenden Vergütungssätzen. Auch Mieter würden zunehmend mehr Service, Transparenz und Beteiligung fordern.
Verlierer: Kleine Eigentümergemeinschaften
Insbesondere kleine WEGs – also Gemeinschaften mit wenigen Einheiten – finden oft keine Verwaltung mehr, so der IVD. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zur Vergütung. „Viele Verwalter sagen heute: Ein Mandat unter zehn Einheiten lohnt sich nicht mehr“, so Franzen.
Was bisher vor allem WEGs traf, greife jetzt auch auf die klassische Mietshausverwaltung über. Auch hier steigen Anforderungen und Konflikte. „ESG-Themen, Mieterkommunikation, Sanierungsdruck – ohne professionelle Verwaltung geraten viele Eigentümer ins Schlingern“, heißt es in der Mitteilung.
Der IVD Nord fordert attraktivere Rahmenbedingungen für Verwalter, unter anderem durch bessere Vergütung und weniger Bürokratie, gezielte Ausbildungsinitiativen zur Fachkräftesicherung in der Immobilienverwaltung sowie praxistaugliche ESG-Leitlinien, die auch für kleinere Objekte und Verwalter umsetzbar sind.
„Ohne eine nachhaltige Entlastung wird sich die Verwaltungskrise verschärfen – mit Folgen für die Immobilienqualität, den sozialen Frieden in den Häusern und den Werterhalt“, warnt Franzen.