Immer reicher
Trotz der uneinheitlichen Reaktionen auf die Gewinnmitteilungen der Technologieunternehmen war der Oktober ein weiterer guter Aktienmonat mit vermutlich etwa 2% Plus. In vier der letzten fünf Jahre legte der Index im November um mehr als 5% zu, und die Marktkapitalisierung der zehn größten Indexwerte ist 2025 um über 5 Billionen US-Dollar gestiegen. Das ist gut für alle, die in den USA für ihr Alter vorsorgen und in Aktien investieren. Aber natürlich verteilen sich die Gewinne nicht gleichmäßig, und natürlich sind die Amerikaner nicht gerade euphorisch. Der Konsumklimaindex des Conference Board ist im Oktober leicht gefallen, und seine Erwartungskomponente beträgt nur noch 71,5 gegenüber 91,9 vor einem Jahr. Sehr viel optimistischer wurden im Oktober allerdings die Besserverdienenden mit mehr als 125.000 US-Dollar Jahreseinkommen. Für Haushalte mit weniger als 50.000 US-Dollar galt das Gegenteil.
Zins- und Renditepause?
Kommen wir zur Geldpolitik. Die Fed hat wie erwartet ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,75% bis 4,0% gesenkt, den niedrigsten Wert seit drei Jahren. Dabei muss die Notenbank zurzeit auf offizielle Zahlen verzichten, was die künftige Geldpolitik weniger berechenbar macht. Es gab auch zwei Gegenstimmen: Ein Offenmarktausschussmitglied wollte die Zinsen unverändert lassen, ein anderes wollte sie um 50 Basispunkte senken. Notenbankchef Powell selbst sagte, dass eine Senkung im Dezember, von der die Märkte ausgehen, keineswegs sicher sei. Die Anleihenkurse sind diese Woche daher leicht gefallen; die US-Zehnjahresrendite stieg auf 4,1%. Zwar rechnet man am Markt mit weiteren Senkungen bis auf 3% Ende 2026, doch dürfte die Unsicherheit über die künftige Geldpolitik die Laufzeitprämie steigen lassen.
KI könnte auch die Anleihenrenditen steigen lassen. Langfristig dürfte Künstliche Intelligenz die Preise zwar dämpfen, da sie die Wirtschaft effizienter macht und wohl auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorübergeht. Weil KI-Investitionen aber den Kapitalbedarf und die Nachfrage nach Vorprodukten steigen lassen, ist auch das Gegenteil denkbar. Mit Anleihen hat man seit Mai gut verdient, aber jetzt könnte eine Atempause anstehen, zumal offizielle Konjunkturdaten fehlen und Powell Zweifel an einer Zinssenkung im Dezember sät.
Unheimliche Monster (und Super Freaks):
Halloween steht vor der Tür. Wenn Sie sich gruseln wollen, sehen Sie sich doch einmal die folgende Abbildung an. Ich habe eine Version davon diese Woche auf LinkedIn gesehen. Sie zeigt den Frühindikatorindex des Conference Board, Rezessionen in den USA und den Dow Jones Industrial Average. Den Frühindikatorindex gibt es seit 1959. In ihn fließen die Steigung der US-Zinsstrukturkurve, die Auftragseingänge in der Industrie, die Arbeitslosengeldanträge und das Kreditmengenwachstum ein. Durch KI kann zwar vieles heute anders sein, aber man kann aus der Abbildung durchaus eine baldige Rezession samt Aktienmarktkorrektur herauslesen. Frei nach dem Hexengesang in Macbeth: „Doppelt, doppelt Müh’ und Plage. KI und Preisblase, keine Frage.












