„KI ist keine Blase, sondern eine Phase der Auslese“

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Mike Capone, Qlik

Qlik-CEO Mike Capone widerspricht der verbreiteten Sorge vor einer KI-Blase. Statt eines Déjà-vus der Dotcom-Ära sieht er einen Investitionszyklus, der zwar Übertreibungen hervorbringt, aber auf realen Gewinnen und echter Nachfrage basiert. Warum für ihn die Disziplin der Unternehmen über Erfolg oder Scheitern entscheidet.

„Immer wieder wird gefragt, ob es sich bei KI um eine Blase handelt. 

Ich halte diese Frage allerdings nicht für die entscheidende. Was ich weltweit beobachte, ist ein Investitionszyklus mit einzelnen spekulativen Übertreibungen, aber kein Déjà-vu von 1999, als die Dot-Com-Blase platzte.

Wir müssen uns rein auf die Fakten konzentrieren. Die Unternehmen, die heute den Großteil der Investitionen vorantreiben, fahren tatsächlich Gewinne ein und haben einen gesunden Cashflow – und Kunden, die zusätzliche Kapazitäten verlangen. Zentralbanken und Marktanalysten deuten zwar auf zu hohe Bewertungen auf den Kapitalmärkten, doch diese sind weiterhin durch reale Gewinne und substanzielle Investitionen in Rechenzentren, Netzwerke und Energieanlagen abgesichert. 

Gleichzeitig gilt: Gerade, weil zu hohe Bewertungen, eine Marktkonzentration auf wenige große Akteure und zirkuläre Geschäfte zwischen Chipherstellern, Cloud-Anbietern und KI-Modellunternehmen zusammenkommen, sind Korrekturen zu erwarten. Der IWF und mehrere Zentralbanken warnen zu Recht, dass Teile dieses Marktes bei enttäuschenden Ergebnissen stark umbewertet werden können. Das ist nur gesund für den Markt. Manche Projekte werden an den Anforderungen der Realität scheitern, wie es in Investitionszyklen ganz natürlich geschieht.

Aus meiner Sicht verläuft die eigentliche Trennlinie nicht zwischen KI oder nicht KI, sondern bei der Disziplin der Akteure. Wenn ein Vorstand KI nur als Modetrend betrachtet ohne klare Vorstellung davon, welche Arbeitsbereiche sich ändern und wie sie gemessen werden sollen, wird er unweigerlich selbst Teil des Hypes. Wird KI hingegen wie jede andere ernsthafte Investitionsentscheidung behandelt, in die Unit Economics, Fehlerquoten und die Zeit bis zur Verbesserung in konkreten Arbeitsabläufen eingebunden sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dauerhaften Mehrwert zu realisieren und jede Marktbereinigung zu überstehen.“

Deshalb würde ich die Antwort auf die Frage so formulieren: Wir leben weder in einem KI-Märchen noch in einer Untergangsstory. Wir befinden uns in einer Phase der Auslese. Die Technologie ist real, das Produktivitätspotenzial erheblich, und es wird Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung geben. Und ob man auf der richtigen Seite steht, hängt weniger vom Hype ab, sondern vielmehr von der Disziplin, mit der investiert wird.“

Autor Mike Capone ist CEO von Qlik.

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