Kommentar: Alarm im deutschen Mittelstand

Foto: Anna Mutter
Stefan Löwer leitet das Cash.-Ressort Immobilien & Sachwertanlagen und ist Geschäftsführer der zu Cash. gehörenden G.U.B. Analyse Finanzresearch.

Die von der staatlichen KfW Bank erhobenen Zahlen für den deutschen Mittelstand sind für 2022 überraschend positiv. Die Zwischenergebnisse für 2023 allerdings müssen alle Alarmglocken schrillen lassen. Dabei geht es nicht nur um "harte" Faktoren. Kommentar von Stefan Löwer, Cash.

„Kleine und mittlere Unternehmen trotzen auch der nächsten Krise“ – so überschreibt die KfW die Ergebnisse ihres neuesten „Mittelstandspanels“, das sie in einer repräsentativen Umfrage für alle deutschen Unternehmen (einschließlich Solo-Selbstständige) mit einem Jahresumsatz bis 500 Millionen Euro erhoben hat.

Auf den ersten Blick trifft das durchaus zu – vor allem für 2022. Trotz Energie-, Preis- und Zinsschock stiegen Umsätze und Investitionen der Unternehmen im vergangenen Jahr spürbar an. Die Umsatzrendite ging dabei nur geringfügig zurück. Auch wenn die Unternehmen nicht alle Kostenerhöhungen an die Kunden weitergeben konnten, errechnet sich daraus, dass die Gewinne im Schnitt ebenfalls gestiegen sind, zumindest nominal. Auch haben die Unternehmen 2022 in Summe neue Arbeitsplätze geschaffen, wenn auch nicht viele. Das alles sind durchaus beachtliche und überraschend gute Resultate.

Die Ergebnisse der im September 2023 durchgeführten Zusatzumfrage allerdings müssen einige Sorgen bereiten: Demnach geht fast ein Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen für 2023 von einem Umsatzrückgang aus, und zwar im Durchschnitt von nicht weniger als 24 Prozent. Fast ein Viertel weniger Umsatz also: Wer schon einmal ein Unternehmen geführt hat, weiß, was für ein gewaltiger Schlag ins Kontor das ist.

Geplante Investitionen nicht oder nicht vollständig umgesetzt

Noch größer werden die Sorgenfalten bei den Zahlen zu den Investitionen 2023: Demnach gaben im Herbst dieses Jahres 37 Prozent aller der befragten Unternehmen an, die zu Jahresbeginn angedachten Investitionen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben oder in geringerem Umfang umgesetzt zu haben. 13 Prozent haben ihre Investitionspläne aufgegeben.

Insgesamt setzt in diesem Jahr also glatt die Hälfte der Unternehmen geplante Investitionen nicht oder nicht vollständig um – ein enorm hoher Anteil. Die Auswirkungen können sich zudem potenzieren, weil dann wiederum anderen Unternehmen die entsprechenden Aufträge zur Umsetzung der Investitionen fehlen.

„Eine wesentliche Ursache der seit Jahresbeginn scharfen Anpassung dürfte in den im selben Zeitraum deutlich gestiegenen Fremdfinanzierungskosten liegen“, schreibt die KfW in der Studie. Nun mag es sein, dass 2022 noch Investitionen durchgeführt wurden, deren Finanzierungskonditionen schon 2021 oder früher festgezurrt wurden. Ansonsten ist die Aussage nicht ganz korrekt, denn der rapide Anstieg der Kreditzinsen erfolgte im Wesentlichen schon 2022. Seit dem Jahreswechsel haben sie sich – bei einigen Schwankungen – indes nur noch geringfügig verteuert.

Auch die Politik gefragt

Neben den verschlechterten Finanzierungskonditionen werden nicht wenige Investitionen auch an explodierten Anschaffungspreisen oder den hohen Energiekosten scheitern. Ein Gutteil dürfte indes auch auf die generell eintrübten Konjunkturaussichten sowie Verunsicherung durch den ewigen Ampel-Streit und die ständige Miesmacherei und die Endzeitstimmung zurückzuführen sein, die offenkundig mit massiver Unterstützung staatlich organisierter Propaganda aus dem Ausland geschürt wird und die allein auf die Destabilisierung des Landes zielt.

Denn Wirtschaft ist bekanntlich zum großen Teil auch Psychologie. Ob es nun wirklich 50 Prozent sind, wie Ludwig Erhard (CDU) einst behauptete, sei dahingestellt. Doch gerade bei inhabergeführten Unternehmen spielt „der Bauch“ oft eine nicht unerhebliche Rolle bei den Entscheidungen. Und die ewige Schwarzmalerei sowie das Miesmacher-Trommelfeuer schlagen sicherlich auch dem einen oder anderen Unternehmer unnötig auf den Magen.

Welche Ursachen überwiegen, wäre Spekulation. Festzuhalten jedoch ist: Die von der KfW gewählte Überschrift ihrer Mitteilung lässt sich nur in Bezug auf die Zahlen für 2022 rechtfertigen. Für 2023 sieht es hingegen keineswegs so aus, als würde der Mittelstand der Krise ohne Unterstützung der Politik – etwa durch mehr und günstigere KfW-Darlehen für Investitionen oder Entlastung bezüglich der Energiekosten, aber auch durch weniger regierungsinternes Gezänk und endlich auch durch wirksame Schritte zur Eindämmung der ungezügelten Propaganda – weiterhin trotzen können.

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