Weltweit nehmen klimabedingte Risiken wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Wasserknappheit zu. Dennoch agieren viele Unternehmen bei der Anpassung an diese Entwicklungen zögerlich. Laut dem neuen „Climate Adaptation Survey 2025“ von Marsh erkennen zwar die meisten Firmen die Gefahr, doch umfassende Bewertungen und Investitionen in Klimaanpassung bleiben die Ausnahme. Die Studie wird vor dem Hintergrund der bevorstehenden Weltklimakonferenz COP30 veröffentlicht und unterstreicht die Dringlichkeit, Klimarisiken strategisch zu verankern.
„Wenn ein Unternehmen physische Klimarisiken nicht angemessen identifiziert, bewertet und mitigiert, kann das die Fähigkeit zur Unternehmensfortführung direkt gefährden“, sagt Danja Schockenhoff, Head of Strategic Risk & ESG Consulting bei Marsh Advisory. Eine vollständige Klimarisikoanalyse müsse als Teil des Risikomanagements verstanden werden und sei eine klare Vorstandsverantwortung. Nur so ließen sich die finanziellen Folgen klimabedingter Ereignisse für Bilanz, Liquidität und Versicherungsschutz mindern.
Große Lücken bei Analyse und Umsetzung
Für den Climate Adaptation Survey 2025 befragte Marsh mehr als 130 Risikomanager weltweit. Die Ergebnisse zeigen: 78 Prozent der Unternehmen sind bereits von klimatischen Auswirkungen betroffen, 74 Prozent berichten über finanzielle Einbußen oder Betriebsstörungen. Dennoch führen nur 38 Prozent detaillierte Klimarisikobewertungen durch, während 22 Prozent künftige Klimaauswirkungen gar nicht erfassen.
Diese Diskrepanz zwischen Erkenntnis und Umsetzung führt laut Marsh zu einem gefährlichen Anpassungsdefizit. Fehlende Kosten-Nutzen-Analysen verhindern oft Investitionen in Maßnahmen, die langfristig Schäden und Verluste mindern könnten. Insbesondere systemische Risiken wie Abhängigkeiten von kritischer Infrastruktur oder globalen Lieferketten werden häufig unterschätzt.
Regionale Unterschiede und Finanzierungsprobleme
Die Studie weist zudem deutliche regionale Unterschiede auf. In Asien berichten 73 Prozent der Befragten von extremen Wetterereignissen in den vergangenen drei Jahren, in Indien, dem Nahen Osten und Afrika sind es 68 Prozent, in Kanada 67 Prozent. Diese Häufung zeigt, dass Klimarisiken längst kein Zukunftsthema mehr sind, sondern zunehmend operative Geschäftsrisiken darstellen.
Ein weiteres Ergebnis: 40 Prozent der Befragten geben an, dass ihren Unternehmen die finanziellen Mittel für eine wirksame Klimaanpassung fehlen. Gründe dafür sind konkurrierende Prioritäten, begrenzte Ressourcen und fehlendes Wissen über die Auswirkungen künftiger Klimaszenarien.
Marsh fordert ganzheitliche Strategien
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen im Verhältnis zur Schwere der von ihnen identifizierten Risiken durchweg zu wenig in die Anpassung an den Klimawandel investieren“, betont Amy Barnes, Head of Climate and Sustainability Strategy sowie Global Head of Energy & Power bei Marsh. Es sei dringend notwendig, Klimarisiken in bestehende Risikomanagementsysteme zu integrieren und dabei auch Vermögens- und Systemebenen einzubeziehen.
Barnes sieht die Unternehmen in der Pflicht, Resilienzplanung als strategische Aufgabe zu begreifen. „Angesichts der zunehmenden Klimagefahren ist eine proaktive Resilienzplanung unerlässlich, um Vermögenswerte zu schützen, Einnahmequellen zu sichern und das Bestehen des Unternehmens langfristig zu sichern“, so Barnes.















