Mystery Shopping: „Erhebliche Defizite“ bei Versicherern

Eingang der Bafin in Frankfurt am Main
Foto: Picture Alliance
Sitz der Bafin in Frankfurt am Main

Bei einer Mystery-Shopping-Aktion hat die Finanzaufsicht Bafin bei sechs Versicherern Auffälligkeiten bei der Beratung und dem Verkauf von Versicherungsanlageprodukten festgestellt.

Laut Bafin wies die Kundenexploration bei den Testkäufen oft erhebliche Defizite auf: „Beraterinnen und Berater fragten wichtige Informationen vielfach nicht oder nur oberflächlich ab. Dazu zählen die bisherigen Erfahrungen mit Anlageprodukten, die finanzielle Situation, der Anlagezweck, die Anlagedauer, die Risikobereitschaft, der Liquiditätsbedarf und die individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen.“

Ein weiteres Problem sei die Diskrepanzen zwischen der subjektiven Wahrnehmung der Testkundinnen und -kunden und der Dokumentation in den Beratungsprotokollen. „So klafften die Angaben der Testpersonen und die Dokumentation in den Beratungsprotokollen oft auseinander“, teilt die Bafin mit. „In einigen Fällen widersprachen sich die Angaben sogar, etwa zur Risikoneigung. Zudem wurden die Testpersonen häufig nicht ausreichend über das Thema Nachhaltigkeit aufgeklärt, obwohl dies bei Versicherungsanlageprodukten vorgeschrieben ist.“

In den meisten Beratungsgesprächen wurden die Testkunden nach Bafin-Angaben über die zu erwartende Rendite (in 94 Prozent der Fälle), und das Risikoniveau (in 81 Prozent der Fälle) informiert. „Die Renditeerwartungen nach Kosten blieben oft unter der von den Testkunden gewünschten Zielmarke von zwei Prozent, während die Kosten zwischen 0,71 und 3,29 Prozent pro Jahr lagen. Diese Kosten wurden in den Beratungen nur in rund zwei Drittel der Gespräche thematisiert“, so die Behörde.


Das könnte Sie auch interessieren:

Die Beratungs- und Vertragsunterlagen waren laut Bafin häufig unübersichtlich, teilweise irreführend. So sei beispielsweise nicht immer klar gewesen, auf welches Angebot sich ein Basisinformationsblatt bezieht. Pflichtinformationen wie das Basisinformationsblatt und die Offenlegung zu Nachhaltigkeitsrisiken sowie die Beratungsdokumentation seien oft nicht und in einigen Fällen erst nach Vertragserklärung bereitgestellt worden.

Nur in etwa der Hälfte der Fälle dokumentierten Beraterinnen und Berater die Prüfung der Geeignetheit der Produkte, so die Finanzaufsicht: „Lediglich 19 von 72 Verträgen erfüllten die Eiopa-Kriterien zu Rendite, Risiko und Nachhaltigkeit. In einer Vielzahl von Fällen konnte die Geeignetheit des Produkts im Hinblick auf die Kriterien der Renditeerwartung oder Risikoklasse nicht eindeutig festgestellt werden.“ 

Das Mystery Shopping war Teil einer länderübergreifenden Aktion, die die europäische Aufsichtsbehörde Eiopa koordinierte. Mit den Unternehmen, bei denen Auffälligkeiten festgestellt wurden, will die Bafin nun in Kontakt treten. Ziel sei es, systematische Mängel zu identifizieren und zu beheben.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments